dc.description.abstract
Die Studie „Google Scholar: Datenquelle der Zukunft?“ wurde im Zeitraum Mai-August 2016 im Rahmen des ULG Library and Information Studies 2015/16 als Projektarbeit erstellt: die Zeit war reif, in die Tiefe gehend zu analysieren, ob und wie Google Scholar (im weiteren kurz GS genannt) von der österreichischen Wissenschaft in Form der „Anlegung eines GS-Profils“ angenommen wird, aber auch, wie die verschiedensten Problemstellungen diesbezüglich sind.
Um dem Zeitaufwand der Datenerhebung und –analyse gerecht zu werden, wurden die 22 heimischen Universitäten auf sieben allgemeine und technisch-naturwissenschaftliche Universitäten eingegrenzt: Universität Wien, Graz, Innsbruck und Linz, sowie die Technischen Universitäten Wien und Graz und die BOKU.
Die Studie gliedert sich prinzipiell in einen Datenerhebungsteil (die wichtigsten Daten mussten von GS gesammelt, bezeichnet und zugeordnet werden, wobei die verschiedenen Problemstellungen diesbezüglich ausführlich beschrieben wurden) und den Datenanalyseteil, in dem alle Daten nach den verschiedensten Gesichtspunkten (Geschlecht und Status der WissenschaftlerInnen, Auffälligkeiten bei den GS-Profilen, Analyse der angegebenen Gesamtzitationen, Universitäts-, Fakultäts- und fachspezifische Faktoren etc.) analysiert wurden.
Die in der Studie letztendlich sehr detailliert ausgeführten Problemstellungen, die sich unvorhergesehen bei der Datenerhebung zeigten, führten dazu, dass sich der ursprüngliche Fokus auf vorrangige „Datensammlung und Datenanalyse“ im Laufe des Projektes auf eine genauere Auseinandersetzung mit den Problemstellungen der „Datenerhebung selbst“ verschob. Es zeigte sich, dass die Beachtung jedes Details notwendig sein kann, sowohl die GS Profile betreffend als auch in Bezug auf die für deren Überprüfung herangezogenen Datenbanken der einzelnen Universitäten. Für ähnlich gelagerte Studien empfehlen wir insofern sich mit diesen Rahmenbedingungen vorab auseinanderzusetzen und dafür entsprechend Zeit anzuberaumen, in Bezug auf Google Scholar schließen wir uns der auch in der Literatur erhobenen Forderung nach Transparenz der Suchmethoden genauso wie nach einer gewissen Vereinheitlichung bzw. redaktionellen Bearbeitung oder entsprechenden Vorgaben zur Gestaltung der Profile an. Zudem zeigt unser Befund auch die Grenzen von GS als Datenquelle auf.
Die Datenanalyse brachte wiederum auch viele Fragestellungen, um die Daten annähernd valide beschreiben zu können: so wurde festgestellt, dass nur ca. 83% der GS-Profile von WissenschaftlerInnen stammen, die noch aktiv an der jeweiligen Universität tätig waren (Stichwort Fluktuation der WissenschaftlerInnen, aber auch - da keine Überprüfung seitens GS diesbezüglich gemacht wird – „unbrauchbare“ GS-Profile).
Von diesen GS-Profilen ausgehend, war es im ersten Schritt nicht weiter verwunderlich, dass zahlenmäßig die meisten GS-Profile von WissenschaftlerInnen der Universität Wien (30%) waren, zumal diese die größte heimische Universität ist. Interessant schon auf dieser Stufe war, dass die Technische Universität Wien einen fast annähernd hohen Anteil an allen GS Profilen (24%) hat.
Ein detaillierterer Vergleich mit den tatsächlich an den Universitäten tätigen WissenschaftlerInnen zeigte, dass offensichtlich besonders die WissenschaftlerInnen der beiden Technischen Universitäten (Wien und Graz) und der Universität Linz sehr aktiv beim Anlegen eines GS-Profils sind. Ein Geschlechtervergleich zeigte zudem, dass speziell – was weibliche Wissenschaftlerinnen angeht – die beiden Technischen Universitäten führend sind; bei den männlichen Pendants verschiebt sich dies Richtung TU Wien, Universität Linz und Universität Wien.
Qualitativ gesehen sei hier auch vermerkt, das 60% der GS-Profile ein Foto besitzen und offensichtlich sich vermehrt Wissenschaftler mit einem Foto präsentieren.
Hinsichtlich Geschlechterverteilung der GS-Profile waren über alle sieben Universiäten gezählt 19% der Profile „weiblich“; dieser Anteil ist pro untersuchter Universität durchaus unterschiedlich: so waren (in Relation zur Gesamtanzahl aller GS Profile der jeweiligen Universität) bei der TU Wien nur 13% der Profile von weiblichen Wissenschaftlerinnen, bei der Universität Wien 27% (die meisten anderen Universitäten entsprachen durchaus dem Durschnittswert von 19%).
Eine Analyse bezüglich der Entwicklungsstadien der WissenschaftlerInnen zeigte, dass die Gruppe der jungen WissenschaftlerInnen (mit Doktoratsabschluss und/oder Studienabschluss) mit fast 60% der GS-Profile führend sind (wobei mehr als 60% dieser Gruppe einen Doktoratsabschluss vorweisen können): sie stehen in den Startlöchern einer wissenschaftlichen Karriere und sind naturgemäß interessiert, sich gut zu präsentieren. Zudem sind sie jung und interessiert an neuen technologischen Entwicklungen. Dies ist besonders ausgeprägt bei jungen WissenschaftlerInnen der technisch-naturwissenschaftlichen Fachrichtungen; bei geisteswissenschaftlichen und sozial- und wirtschaftswissenschaftlichen Fachrichtungen herrscht hier noch Aufholbedarf.
Generell zeigte sich bei den allgemeinen Universitäten, dass zumindest 68% der GS-Profile aus dem naturwissenschaftlichen Lager stammen. Bezüglich Fachrichtungen konnte man hier zudem eine verstärkte Präsenz von GS-Profilen in Physik und Informatik erkennen (generell waren 20% aller GS- Profile im Bereich der Informatik zu platzieren). Bei den Sozial- und Wirtschaftswissenschaften war dies der Bereich Betriebswirtschaft.
Die qualitative Analyse der GS-Profile hinsichtlich der „Gesamtzitationen“ (das ist die von GS angegebene Zahl wie oft alle Publikationen des GS-Profilinhabers zitiert wurden) zeigte, dass nur 2% der GS-Profile eine Zahl > 10.000 besitzen (zum Vergleich: Albert Einstein listet Stand August 2016 rund 97.400 Zitationen): es sind dies die TOP-Zitierten. In dieser Gruppe befinden sich auffällig viele WissenschaftlerInnen der Universität Wien, in weiterer Folge der Universität Innsbruck und TU Wien. Generell bewegen sich die meisten GS-Profile im Zitationsintervall 10-500 (50% der GS-Profile), was auch der vorher erwähnten Gruppe der jungen WissenschaftlerInnen, die ja rund 60% der GS-Profile ausmachen) entspricht: sie haben oftmals ihre ersten Publikationen geschrieben, die nun von anderen zitiert werden.
Als Fazit die wichtigsten Punkte:
- es ist durchaus erfreulich, dass offensichtlich TOP-WissenschaftlerInnen GS Citations verwenden. Bei den jungen WissenschaftlerInnen speziell im naturwissenschaftlich / technischen Bereich wird GS definitiv akzeptiert; dies könnte auch noch in den geisteswissenschaftlichen und sozial- und wirtschaftswissenschaftlichen Disziplinen verstärkt werden.
- da es sich bei der Analyse um eine Momentaufnahme von GS handelt, wäre eine kurze jährliche Überprüfung für ausgewählte Bereiche interessant, speziell wenn es „Policies“ oder Empfehlungen bezüglich einer GS-Profil-Erstellung“ zur Erhöhung der Sichtbarkeit an der jeweiligen Universität gibt, wie es schon in anderen internationalen Institutionen gemacht wird.
de