dc.description.abstract
Im Bereich der Energietechnik werden f"ur den Bau von Motoren, Generatoren und Transformatoren weichmagnetische Materialien eingesetzt. Waehrend bei Generatoren und Motoren meist magnetisch isotrope Materialien verwendet werden, sind es bei grossen Transformatoren hoch kornorientierte (highly grain oriented - h.g.o.) Materialien. Letztere weisen eine pauschale magnetisch leichte Richtung ("easy" direction) auf, und zwar in Walzrichtung (rolling direction - r.d.), fuer welche die magnetischen Eigenschaften des Materials industriell katalogisiert werden. Durch ein angelegtes Wechselfeld beginnt der Flussdichtevektor B(t) zu oszillieren. Wenn er ueber eine ganze Magnetisierungsperiode entlang der leichten Richtung ausgerichtet ist, spricht man von eindimensionaler bzw. alternierender Magnetisierung (AM). Sofern Komponenten von B(t) auftreten, die aus der leichten Richtung herauszeigen, liegt zweidimensionale bzw. rotierende Magnetisierung (RM) vor. In einem Transformator existieren Regionen (Ecken, Kanten, Ueberlappungsregionen), wo sich B aus der leichten Richtung deutlich herausdreht und somit zweidimensionale Magnetisierungsmuster auftreten. Auch bei Motoren und Generatoren, wo nicht orientierte (non oriented - n.o.) Materialien zum Einsatz kommen, tritt im Bereich des Rueckjochs rotierende Magnetisierung bis hin zu zirkularer auf. Routinemaessig werden weichmagnetische Materialien auf ihre Charakteristika durch normierte Messverfahren ueberprueft. Mit diesen Methoden (Epstein Rahmen, Single Sheet Tester, Single Strip Tester) ist es allerdings nur moeglich AM (und somit eindimensionale Magnetisierung) zu applizieren. Obwohl in den letzten Jahren bereits zahlreiche Varianten von Rotational Single Sheet Testern (RSSTs) entwickelt wurden, die es erlauben, rotierende Magnetisierungsmuster zu erzeugen, beschraenkten sich fast alle bisherigen Untersuchungen auf die Erfassung der Feldgroessen B(t) und H(t) und der mittels der Poynting-Methode daraus direkt ableitbaren totalen Verluste. Im Bereich der Magnetostriktion beschraenkte sich der State of the Art auf eine Arbeit von M. Enokizono zu einem n.o. SiFe Material und auf von A. Hasenzagl vorgenommene Vorarbeiten zur vorliegenden Studie (erste Magnetostriktionsmessungen an h.g.o. SiFe). Ziel dieser Arbeit war es, unter exakt definierten Magnetisierungsmustern die Magnetostriktion verschiedener Typen von Materialien zu erfassen. Die Magnetostriktion #lambda#(#alpha#,t) sollte unter einem 50 Hz Wechselfeld zu jedem beliebigen Zeitpunkt t fuer alle Winkel #alpha# der xy-Probenebene bestimmt werden. International gesehen erstmals sollten dabei auch mechanische Belastungszustaende beruecksichtigt werden. Eine parallel entwickelte Regelung zur Erzeugung definierter Magnetisierungsmuster wurde zur Untersuchung der Magnetostriktion eingesetzt. Mit der durch Software unterstuetzten Regelung ist es moeglich, das Magnetisierungsmuster definiert zu steuern. Ausserdem kann eine vorgegebene (in den meisten Faellen konstante) Winkelgeschwindigkeit von B(t) gewaehrleistet werden. Die Erfassung von B(t) erfolgte dabei mit der Spitzenmethode. Die Messungen von #lambda#(t) wurden mit Dehnmessstreifen in Viertelbrueckenschaltung in drei verschiedenen Richtungen an der Probenoberflaeche vorgenommen. Eine anschliessend durchgefuehrte Fourieranalyse mit Vielfachen von 100 Hz war notwendig, um die speziell bei alterniernder Magnetisierung sehr schwache Magnetostriktion vom Rauschen zu bereinigten und ein verwertbares Signal zu erhalten. Unter Zuhilfenahme des allgemeinen Dehnungstensors der Ebene, der drei unabhaengige Eintraege besitzt, konnte aus den in drei gleichzeitig erfassten Teilresultaten die Magnetostriktion #lambda#(#alpha#,t) fuer beliebige Winkel #alpha# der Ebene zu jedem fixen Zeitpunkt t errechnet werden. Neben den im Transformatoren- und Generatorenbau ueblicherweise verwendeten SiFe-Legierungen wurde auch ein auf Eisen basierendes amorphes Band untersucht. Im Detail wurden die folgenden vier Materialtypen ausgewaehlt: hoch kornorientiertes (h.g.o.) SiFe - ZDKH23 von NSC (Dicke 230#mu#m), kornorientiertes (g.o.) SiFe - 30M5 von NSC (Dicke 300#mu#m), nicht orientiertes (n.o.) SiFe - V330-35AP von EBG Bochum (Dicke 350#mu#m) und amorphes Material METGLAS Magnetic Alloy 2605SA1 von Honeywell (Dicke 30#mu#m). Da in der Praxis die Magnetostriktion Verursacher des bekannten Brummens von Transformatoren ist, wurde erstmals als eigentlich interessierende Groesse die peak-to-peak Magnetostriktion #lambda#_pp ohne Gleichanteil ermittelt und praxisgerecht dargestellt. Es konnte gezeigt werden, dass #lambda#_pp nur vom Verhaeltnis der beiden maximalen Flussdichten B_r.d. in r.d. und B_t.d. in transverse direction (t.d.) abhaengt, d.h. vom Achsenverhaeltnis a=B_t.d./B_r.d.. Eine exakte Definition ueber die Winkelgeschwindigkeit und das zeitliche Magnetisierungsmuster erweist sich - anders als im Falle der Verluste - als nicht notwendig. Fuer orientierte Materialtypen bringt dies Vorteile, da es somit ausreichend ist, in der Praxis tatsaechlich auftretende rhombische Magnetisierungsmuster auszuwerten, womit aufwendige Regelungen entfallen koennen. Bei kornorientierten Materialien zeigten die Messungen, dass der Hauptverursacher fuer eine Erhoehung von #lambda# der Faktor B_t.d. ist, und somit der Wert a. Bei h.g.o. SiFe konnte eine extreme Ueberhoehung von #lambda# in r.d. um zwei Groessenordnungen a=1 gegenueber a=0 (AM) festgestellt werden, bei g.o. SiFe um eine Groessenordnung. Anders verhaelt es sich bei n.o. SiFe und bei amorphen Materialtypen. Hier ist eine primaere Abhaengigkeit der Magnetostriktion von B_r.d. erkennbar. Das Achsenverhaeltnis a spielt nur eine untergeordnete Rolle. Eine Interpretation der magnetostriktiven Eigenschaften des jeweiligen Materialtyps kann ueber den Grad der Orientierung erfolgen. Reduziert man die Beschreibung des Magnetisierungsmusters auf die Groessen a und B_r.d., so zeigt sich, dass die Bedeutung von a mit steigendem Orientierungsgrad zunimmt. Je geringer die Orientierung des Materials ist, desto mehr verliert der Wert von a an Bedeutung "zugunsten" von B_r.d.. Mechanische Beanspruchung des Materials zeigt auf die magnetostriktiven Eigenschaften zusaetzlichen Einfluss. Das kann damit erklaert werden, dass eine Belastung die Besetzungswahrscheinlichkeit der atomaren magnetischen Momente zugunsten der dem externen Feld naechstgelegenen leichten Richtung aendert. Dies fuehrt bei orientiertem SiFe je nach Richtung der Zugbelastung zu verstaerktem bzw. vermindertem Auftreten von Transversaldomaenen. Dementsprechend veraendert sich auch die magnetostriktive Sensitivitaet des Materials bei Aenderung von a bzw. B_t.d.. Orientierte SiFe-Legierungen koennen dabei ihre magnetostriktive Sensitivitaet - je nach Orientierungsgrad und Art des applizierten Magnetisierungsmusters - um bis zu einen Faktor 5 aendern, nicht orientierte Legierungen um bis zu einen Faktor 30. Ergaenzend erfolgte eine Erfassung von in der Praxis tatsaechlich zu erwartenden Magnetisierungsmustern an der Oberflaeche eines 1 x 1 m Modelltransformators. Durch Simulation dieser Magnetisierungsmuster am Rotational Single Sheet Tester konnte die gegenueber alternierender Magnetisierung zu erwartende Ueberhoehung der Magnetostriktion grob abgeschaetzt werden. Signifikante Erhoehungen der Magnetostriktion gegenueber dem nominellen Fall konnten im Bereich der Joche und der T-Verbindung festgestellt werden. Die entsprechenden globalen "Uberh"ohungen ergeben sich zu knapp 20 bzw. 50 Prozent.
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