Citation:
Schwaiger, W. (2022). Ausfallstudie 2022 – Inklusive Bilanzdaten & Covid19-Stützung: GesmbH und Co.KG. http://hdl.handle.net/20.500.12708/136983
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Publication Type:
Report - Research Report
en
Language:
German
-
Date (published):
May-2022
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Number of Pages:
20
-
Keywords:
Analyse von Ausfallraten
de
Analysis of Default Rates
en
Abstract:
1. Problem
Bei der Vergabe von Krediten an Unternehmen spielen Bilanzkennzahlen eine wichtige
Rolle. Die in den Covid19-Krisenjahren von öffentlicher Seite getätigten Stützungsmaßnahmen
haben positiv gewirkt, zumal die anfänglich befürchtete „Pleitewelle“
verhindert werden konnte. Durch die außerordentlichen Stützungen wurde
aber auch Unternehmen von einem Ausfall bewahrt, welche unter normalen Wirtschaftsbedingungen
ausgefallen wären. Folglich spiegeln sich die Wirkungen der
außerordentlichen Stützungsmaßnahmen auch im Informationsgehalt von Bilanzkennzahlen
bezüglich der Ausfallraten1 wider. Es stellt sich die Frage: Inwiefern die
Covid19-Stützungsmaßnahmen die mit Bilanzkennzahlen verbundenen Ausfallraten
verändert haben?
2. Lösungsmethode
Zur Beantwortung dieser Frage werden Bilanzkennzahlen von zwei Gesellschaftsformen,
u.z. Gesellschaft mit beschränkter Haftung (GesmbH) und Gesellschaft mit
beschränkter Haftung & Compagnie Kommanditgesellschaft (Co.KG) hinsichtlich
der mit ihnen verbundenen Ausfallraten ohne Stützung, also vor der Covid19-Krise
und mit Stützung, also während der Covid19-Krise statistisch untersucht.
Bei der statistischen Analyse handelt es sich um eine ‚Event Study‘-Analyse, wobei
der Bilanzstichtag als einheitlicher Referenzpunkt (Event Day Zero) für die Messung
der einjährigen Ausfallraten verwendet wird. Zur Abbildung der jährlichen Entwicklungen
werden die 1-periodigen Ausfallraten für jedes einzelne Bilanzjahr über den
Zeitraum von 2015 bis 2020 ermittelt. Die jährliche Ermittlung der Ausfallraten ist
wichtig, um die mit den Covid19-Stützungsmaßnahmen verbundenen Auswirkungen
auf die Ausfallraten bestimmen zu können.
Die Ausfallraten werden hinsichtlich verschiedener Einflussfaktoren analysiert, u.z.
in folgender Reihenfolge: Betrachtung der Gesamtheit aller GesmbH und Co.KG,
Eigenkapitalquote, Branche, Rechtsform und Zeitpunkt der Bilanzeinreichung gegenüber
dem Bilanzstichtag (Reporting Delay). Dabei werden die ‚Ausfallraten‘
(erste Bedeutung des Begriffs) in den einzelnen Jahren über die empirischen Häufigkeiten
der jährlich im einjährigen Ausfallhorizont ausgefallenen Unternehmen
berechnet. Bei der mehrdimensionalen Analyse der Einflussfaktoren Branche, Eigenkapitalquote
und Rechtsform werden ‚Ausfallwahrscheinlichkeiten‘ unter Verwendung
eines logistischen Regressionsmodells bestimmt.
3. Covid19-Stützung verhindert viele Ausfälle
Das zentrale Ergebnis der vorliegenden Studie, welches sich als ‚Roter Faden‘ durch
die Detailanalysen zieht, ist, dass die Covid19-Stützungsmaßnahmen die Ausfallraten
gegenüber dem Zeitraum ohne Stützungen drastisch reduziert haben.
4. Eigenkapitalquote: Die wichtigste Bilanzkennzahl
Die Analyse verschiedener Bilanzkennzahlen hat ergeben, dass die Höhe Eigenkapitalquote
den größten Einfluss auf die Ausfallrate hat. Folglich liegt in dieser Studie
der Fokus auf der Analyse der Eigenkapitalquote.
5. Branchenvergleich mit anderen Ausfallstudien
Die Reihenfolge der Branchen nach den durchschnittlichen Ausfallraten in den beiden
Jahren mit Covid19-Stützungsmaßnahmen ist für die Gesamtheit der betrachteten
Unternehmen (GesmbH und Co.KG) praktisch gleich wie die in der Studie von
Creditreform Österreich (2022) ‚Ausfallraten der österreichischen Wirtschaft: 2020
und 2021‘ für alle in Österreich wirtschaftsaktiven Unternehmen festgestellte, u.z.
1. Grundstoffe, 2. Chemie/Kunststoffe, 3. Großhandel, 4. Unternehmensnahe
Dienstleistungen, 5. Konsumgüter/Produktion, 6. Metall/Elektro, 7. Einzelhandel, 8.
Konsumnahe Dienstleistungen, 9. Baugewerbe und 10. Verkehr/Logistik.
6. Co.KG besser als GesmbH
Die getrennte Analyse der beiden bislang gemeinsam betrachteten Rechtsformen
von GesmbH und Co.KG zeigt für die Co.KG deutlich geringere Ausfallraten. Folglich
werden in der mehrdimensionalen Analyse beide Rechtsformen separat analysiert.
7. Logistische Regression gibt umfassenden Einblick
In der mehrdimensionalen Faktorursachenanalyse werden die Ausfallraten zugleich
bezüglich verschiedener Einflussfaktoren betrachtet. Grundsätzlich lassen sich dazu
Häufigkeiten bezüglich für die verschiedenen Faktorkombinationen bestimmen.
Problematisch ist dabei allerdings, dass nicht bei allen Faktorkombinationen hinreichend
große Datenmengen vorliegen, was zu statistisch unplausiblen Artefakten
führt. Zur Beseitigung dieser Problematik werden Ausfallwahrscheinlichkeiten unter
Verwendung des logistischen Regressionsmodells berechnet. Die diesbezüglichen
Berechnungen zeigen, wie die Wahrscheinlichkeiten in allen Branchen mit zunehmender
Eigenkapitalquote abnehmen, u.z. mit und ohne Covid19-Stützungen sowie
für GesmbH als auch für Co.KG.
8. Publizität: Je früher, umso besser?
Die Studie gibt zudem einen interessanten Einblick hinsichtlich dem Veröffentlichungszeitpunkt
von Bilanzinformationen. In Zeiten ohne Covid19-Stützung nahmen
die Ausfallraten mit zunehmender Dauer bis zur Bilanzveröffentlichung (Reporting
Delay) zu. Dieser plausible Zusammenhang wurde allerdings mit Covid19-
Stützungen außer Kraft gesetzt. Schließlich zeigt sich auch noch eine große Wirkung,
welche das Ereignis der Nicht-Einreichung von Bilanzinformationen auf die
Ausfallraten haben.
9. Relevanz für Unternehmen, Finanzdienstleister sowie
Politik und Interessensvertretungen
Der aus den Analysen der vorliegenden Studie resultierende Einblick in die Wirkung
der verschiedenen Einflussfaktoren auf das Ausfallrisiko sollte durchaus für mehreres
Personengruppen von Interesse sein: Unternehmen können sich selbst bzw. ihre
Kunden und Lieferanten risikomäßig einschätzen. Finanzdienstleister können Ihre
Ratingsysteme mit einem externen Benchmark vergleichen. Für Politik und Interessensvertretungen
liefern die Ergebnisse ein faktenbasiertes Feedback hinsichtlich
der ausfallsrisikobezogenen Wirkung der implementierten Covid19-Stützungen.
de
Project title:
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Research Areas:
Mathematical Methods in Economics: 20%
Beyond TUW-research foci: 50%
Information Systems Engineering: 30%
Beyond TUW-research foci: 50%
Information Systems Engineering: 30%
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Science Branch:
1020 - Informatik: 20%
5020 - Wirtschaftswissenschaften: 50%
2119 - Sonstige Technische Wissenschaften: 30%
5020 - Wirtschaftswissenschaften: 50%
2119 - Sonstige Technische Wissenschaften: 30%
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