Banabak, S., Plank, L., Kadi, J., Kalasek, R., & Kalhorn, A. F. (2022, October 15). Wem gehört die (rote) Stadt? – Eigentümerstrukturen in Wien [Conference Presentation]. Momentum Kongress 2022, Hallstatt, Austria.
E280-02 - Forschungsbereich Stadt- und Regionalforschung
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Datum (veröffentlicht):
15-Okt-2022
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Veranstaltungsname:
Momentum Kongress 2022
de
Veranstaltungszeitraum:
13-Okt-2022 - 16-Okt-2022
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Veranstaltungsort:
Hallstatt, Österreich
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Keywords:
Wohnungseigentum; Wien; Immobilienpreise
de
Abstract:
Der Wiener Wohnungsmarkt mit all seinen Eigenheiten ist oft Gegenstand kontroversieller
Auseinandersetzungen über die Frage nach einer gelungenen Wohnraumversorgung. Sowohl
Verfechter:innen (vgl. zB. Marquardt & Glaser, 2020) als auch Kritiker:innen (vgl. zB. Simons & Tielkes,
2020; Thomas et al., 2019 ) des Wiener Modells neigen dabei zu einer Übertreibung der
Sonderstellung der Wiener Wohnraumversorgung. Tatsächlich gibt es aber einige bemerkenswerte
und wohnungspolitisch höchst spannende Strukturen und Entwicklungen zu verzeichnen. Laut
Mikrozensus mieten in Wien rund 80 % der Haushalte ihren Wohnraum und nur rund 20 % besitzen
diesen. Die beiden größten Teilsegmente des Mietmarktes sind Gemeinde- und
Genossenschaftswohnungen mit jeweils etwas über 20 % Marktanteil. Ähnlich groß ist der
preisregulierte private Mietmarkt (MRG Vollanwendungsbereich). Damit bleiben noch knapp über 10
% Marktanteil für private frei gehandelte Mieten. (Statistik Austria, 2020b)
Nichtsdestotrotz sind die Mieten (€/m^2 ohne Betriebskosten) zwischen 2010 und 2020 um rund 50
% gestiegen – im privaten Segment sogar über 60 %. Der allgemeine Verbraucherpreisindex als auch
die (nominal-)Löhne haben sich im selben Zeitraum lediglich um rund 20 % gesteigert (Statistik
Austria, 2020a). Mieten wird also auch in Wien immer teurer. Die Zuwächse bei den Mieten werden
aber von der Entwicklung der Immobilienpreise nochmals deutlich in den Schatten gestellt. Im
selben Zeitraum kam es hier zu einer Preissteigerung von rund 80% (ÖNB et al., 2022). Im Zuge der
COVID-19 Pandemie kam es 2021 nochmals zu einem massiven Ansprung von rund 11 % im
Vergleich zum Vorjahr. Wohnen wird also einerseits für die breite Masse der Bevölkerung real immer
teurer, während diejenigen die Immobilieneigentum halten massiv von der Wertsteigerung
profitieren. Hinzu kommt, dass direkte Einnahmen aus Verpachtung und Vermietung spielen in
Österreich fast ausschließlich im obersten Einkommensdezil eine größere Rolle (Humer & Moser,
2016).
Diese Entwicklungen können einerseits auf eine gesteigerte Nachfrage nach Wohnraum sowie eine
qualitative Aufwertung des Immobilienbestands zurückgeführt werden, es kam andererseits über die
letzten Zehn Jahre allerdings auch zu mehreren Liberalisierungen im Mietrecht (Kadi, 2015) und
einer gesteigerten spekulativen Nachfrage internationaler Finanzinstitutionen (Springler & Wöhl,
2020). Auch die Österreichische Nationalbank (2022) konstatiert eine starke Überhitzung des
Immobilienmarktes.
Doch wer sind eigentlich die Profiteure der Immobilienpreissteigerungen? Wie groß ist der Anteil
Internationaler Investoren am Wiener Immobilienmarkt und woher kommt das Kapital? Um diesen
Fragen nachzugehen bedarf es einen Einblick in die Eigentümerstrukturen innerhalb der Stadt.
Diese Forschungslücke versuchen wir mithilfe eines neuen und einzigartigen Datensatz zu
beantworten. Dieser enthält aktuelle Informationen über die Anteile natürlicher- und juristischer
Personen aller Wiener Liegenschaften auf Basis des Grundbuchs. Eine Verschneidung mit
Unternehmensdatenbanken (Orbis) erlaubt die Identifizierung von Mehrheitseigentümern innerhalb
verflochtener Unternehmensstrukturen und darauf basierend eine Typisierung. Unterschieden
werden können etwa Privat-Equity Firmen, Investment Fonds und Wohnimmobilien AGs, aber auch
Öffentliche- und Gemeinnützige Unternehmen oder Stiftungen (vgl zB Trautvetter, 2020). Durch eine
weitere Verschneidung mit Daten aus dem Adress-, Gebäude- und Wohnungsregister (AGWR II)
können zudem Eigentumsanteile nicht nur auf die Liegenschaften bezogen werden, sondern auch die
unterschiedlichen Bebauungsstrukturen miteinberechnet werden. Zudem kann ein Investmentprofil
für die verschiedenen Eigentümerklassen erstellt werden.
Durch die Studie soll die Bedeutung von verschiedenen Eigentümerklassen quantifiziert und
insbesondere der Einfluss von internationalen Investoren beleuchtet werden. Auf Basis der
empirischen Ergebnisse sollen zudem verschiedene Risikofaktoren und politische
Interventionsmöglichkeiten diskutiert werden – mit dem Ziel Wege zu einer günstigeren
Wohnraumversorgung und einer egalitäreren Vermögensverteilung aufzuzeigen.