Stadtnatur macht Schule : Transformation einer gründerzeitlichen Struktur

Abstract

Vor dem Hintergrund der Folgen anthropozentrischen Handelns setzt sich diese Arbeit damit auseinander, wie wir als Architekt*innen eine Entwurfspraxis entwickeln können, durch die auch im urbanen Kontext Begegnungsräume verschiedener Spezies entstehen. Als Grundlage für die Erforschung dieses Themas dient die Auseinandersetzung mit ethischen Grundgedanken und der metaphorischen Ebene des Zusammenlebens verschiedener Spezies. Die Entwicklung des Naturverhältnisses wird als stetiger Prozess beleuchtet, der von gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und technologischen Faktoren geprägt ist. Gegenwärtig mischen sich Natur und Stadt immer mehr, was sich in der Verbindung von Begrünung und Architektur widerspiegelt und anhand von Case Studies exemplarisch dargestellt wird. Danach wird das Potenzial der Stadt als Ort der Cohabitation untersucht. Durch die Integration von Grün lassen sich positive Wechselwirkungen in Bezug auf Mikroklima, Biodiversität und Lebensqualität der Stadtbewohner*innen feststellen. Hinsichtlich Artenvielfalt in der Stadt wird analysiert, welche wildlebenden Tiere bereits in Städten leben und wie deren Population gefördert werden kann. Da der Raum im dichten Stadtgefüge knapp ist, wird die Gebäudehülle als Möglichkeitsraum betrachtet, der zum Begegnungsort verschiedener Spezies werden kann und sich gleichzeitig positiv auf das umgebende Mikroklima auswirkt. So wird die Vertikalität der Stadt zur Grundlage für die Entwicklung einer neuen Freiraum-typologie. Für die erfolgreiche Umsetzung von Maßnahmen, die das Zusammenleben verschiedener Spezies fördern, sind Akzeptanz und Verantwortungsbewusstsein in der Gesellschaft grundlegend. Das Thema Umweltbildung wird daher als Basis eines Paradigmenwechsels verstanden. Als konkreter Ort für die Untersuchung der Fragestellung dient eine alte Schule im dicht bebauten und stark von Hitze betroffenen 5. Wiener Gemeindebezirk. Durch die Integration von Umweltbildung und Stadtnatur in die Schule, entstehen wertvolle Synergien in Hinblick auf die kindliche Entwicklung. Die gründerzeitliche Gebäudestruktur wurde seit der Erbauung bereits einigen Veränderungen unterzogen und soll nun an gegenwärtige Anforderungen angepasst werden. Dabei werden sowohl die Bedürfnisse menschlicher als auch nicht-menschlicher Nutzer*innen miteinbezogen. Durch gezielte Eingriffe wie etwa die Verräumlichung der Gebäudehülle wird die Schule zu einem experimentellen Raum, der die Neugier der Schüler*innen weckt und zur aktiven Erkundung der neuartigen Stadtnatur anregt. Die alte Schule wird zu einem sich ständig weiterentwickelnden, prozesshaften Ort, and dem sich eine neue Nachbarschaft entfalten kann.

Facing the consequences of anthropocentric action, the thesis examines how we as architects can develop a design practice that also takes into account the inter-ests of other living beings. The basis for exploring this topic is the examination of fundamental ethical ideas and the metaphorical level of the cohabitation of differ-ent species. The development of the relationship towards nature is examined as a continuous process that is characterized by social, economic and technological factors. At present, nature and the city are increasingly merging. This development is also reflected in the combination of greening and architecture and is exemplified by means of case studies. In the next step the potential of the city as a place of cohabitation is examined. The integration of greenery can have positive impacts on the microclimate, the quality of life of city dwellers and biodiversity. With regard to biodiversity in the city, the project analyses which wild animals already live in cities and how their populations can be supported. As space is scarce in the dense urban fabric, the building envelope is seen as a space of opportunity that can become a meeting place for diverse species and at the same time have a positive effect on the surrounding microclimate. The verticality of the city thus becomes the basis for the development of a new open space typology. Acceptance and a sense of responsibility in society are fundamental to the successful implementation of measures that promote the coexistence of different species. The topic of environ-mental education is therefore seen as the basis of a paradigm shift. An old school in Vienna’s densely built-up fifth district, which is heavily affected by heat, serves as the specific site for the investigation of the issue. By integrat-ing environmental education and urban nature in schools, valuable synergies can arise with regard to child development. The building structure has already under-gone several changes since its construction in 1907 and is now to be adapted to current requirements. The needs of both human and non-human users will be taken into account. Targeted interventions such as the spatialization of the building envelope will turn the school into an experimental space that arouses the curios-ity of the pupils and encourages them to actively explore the new urban nature. The old school becomes a constantly evolving, process-driven place where a new neighbourhood can unfold.