Entwurf versus Entwicklung : Unterrichtsmodelle im Kernfach „Entwerfen“

Abstract

Die Unterscheidung zwischen Architektur- und Architektenausbildung verlangt nach einer Präzisierung. Letztere Bezeichnung bezieht sich wohl auf die unmittelbare Heranbildung von Absolventen für eine bestimmte Berufsgruppe: „Architekt”. Doch letztlich erlangt nur ein kleinerer Teil die Ziviltechnikerbefugnis eines Architekten. In Wirklichkeit ist die Lage für Absolventen der Studienrichtung Achitektur weitaus weniger aus- bzw. vorgeprägt: der Platz am freien Markt muss gesucht bzw. erkämpft werden. Denn welcher frischgebackene Absolvent wird im Alleingang Flughäfen baulich realisieren? Oder Hochhäuser? Oder schwebende Kommunikationsplattformen am Stephansdom? Oder am Meer schwimmende Häuser? Die diesbezügliche Vorbereitung auf eine mögliche Berufspraxis wird sohin vermehrt der Eigeninitiative überlassen, und das Studium nähert sich dem Umfeld eines animierten Amüsements. Ob sich die Lehrenden dieser Verantwortung zur Gänze bewusst sind, sei an dieser Stelle dahingestellt. Wenn wir Entwerfen als ein Fachgebiet verstehen, welches es zu lehren gilt, so muss festgehalten werden, dass es vordergründig humane Ressourcen sind, welche zum Einsatz kommen. Diese Zustandsannahme spiegelt sich auch in den Budgets wider, wo der Anteil für personelle Ressourcen dominiert. Wenn wir Phänomene wie Mode-Erscheinungen und zeitgeistige Tendenzen vorübergehend in den Hintergrund drängen, zeigt sich, dass der im Architekturentwurf angeeignete Erfahrungs- und Wissensschatz nicht – so wie dies z.B. in der Informatik der Fall ist – bereits innerhalb kurzer Zeit als hoffnungslos veraltet betrachtet werden muss. Der vorliegende Artikel präsentiert diesbezüglich aktuelle Lehrmeinungen, welche von Vertretern österreichischer Architekturausbildungsstätten stammen.