Müller, J. (2025). Wenn die Eltern ausziehen... Mehrgenerationenwohnen als Ansatz zur Aktivierung unsichtbaren Leerstandes [Diploma Thesis, Technische Universität Wien]. reposiTUm. https://doi.org/10.34726/hss.2025.131490
timber construction; wooden construction; densification; multi-generational housing; housing for the elderly; residential sufficiency; living space consumption; dual inner-city development
en
Abstract:
Der demografische Wandel stellt eine der zentralen gesellschaftlichen Heraus-forderungen der Gegenwart dar. Mit einer kontinuierlich alternden Bevölkerung verändert sich nichtnur die Altersstruktur der Gesellschaft, sondern auch die Zusammensetzung privater Haushalte. Immer häufiger werden Haushalte von älteren Menschen gebildet, was weitreichende Folgen für den Wohnungsmarkt hat. Insbesondere der Bedarf an altersgerechtem Wohnraum nimmt stetig zu. Gleichzeitig ist ein Großteil des bestehenden Wohnraums weder barrierearm noch barrierefrei konzipiert, sodass viele ältere Menschen in Wohnungen leben, die ihren Bedürfnissen nicht mehr entsprechen. Diese Diskrepanz zwischen Wohnbedürfnissen und Wohnrealität verdeutlicht einen erheblichen Handlungsbedarf. Im Rahmen empirischer Recherchen zeigt sich zudem, dass viele ältere Menschen in Wohnungen mitvergleichsweise großer Wohnfläche leben. Der sogenannte Remanenzeffekt führt zu einer passiven Expansion des Wohnraums: Ältere Menschen verbleiben in ihren oft überdimensionierten Wohnungen, während gleichzeitig ein erheblicher Mangel an geeignetem Wohnraum für andere Bevölkerungsgruppen besteht. Neben dem Remanenzeffekt sind jedoch auch weitere Faktoren für den überdurchschnittlich hohen Wohnflächenverbrauch im Alter verantwortlich, die in der vorliegenden Arbeitnäher beleuchtet werden. Besonders interessant ist der sogenannte unsichtbare Leerstand, der zwar statistisch nicht als solcher erfasst wird, tatsächlich jedoch eine zentrale Chance im Umgang mit der angespannten Wohnraumsituation darstellt.Parallel dazu verschärft sich die Lage auf dem Wohnungsmarkt in städtischen Ballungsräumen. Steigende Mieten führen dazu, dass immer mehr Menschen den Zugang zu angemessenem Wohnraum verlieren und in prekären Verhältnissen leben. Besonders betroffen sind junge Familien und Alleinerziehende – eine Entwicklung, die zunehmend auch Kinder unmittelbar erfasst. Vor diesem Hintergrund besteht ein dringender Handlungsbedarf, Wohnraum zu schaffen, der Menschen in prekären Lebenslagen neue Perspektiven eröffnet und einen sozialen Ausgleich fördert.Am Beispiel eines Nachkriegsblockes im Düsseldorfer Stadtteil Eller untersucht die vorliegende Diplomarbeit das Potenzial gemeinschaftlicher Wohnformen zur Reaktivierung von nicht genutztem Wohnraum. Das vorgeschlagene Projekt fungiert als erste Anlaufstelle für Menschen in prekären Wohnverhältnissen, die hier einen stabilisierenden Neuanfang finden können. Durch die Integration des Mehrgenerationen-Wohnprojekts als neue Mitte des Hofes und des Quartiers wird eine erste Kontaktmöglichkeit für ältere Menschen geschaffen, die dadurch niedrigschwellig an alternative Wohnformen herangeführt werden. Zusätzlich bietet das Projekt Unterstützung bei der Planung und Umsetzung notwendiger Veränderungen im Alter, was für eine wachsende Zahl von Menschen den Umzug in ein gemeinschaftliches Wohnprojekt bedeutet. Der dadurch freiwerdende Wohnraum steht wiederum den jüngeren Projektbewohner*innen zur Verfügung, sobald sich deren Lebensumstände stabilisiert haben. Auf diese Weise entsteht ein dynamischer Kreislauf aus Wohnraumfreisetzung, sozialer Integration und intergenerationellem Austausch.Dabei stellt diese Diplomarbeit die spezifischen Vorteile des Holzbaus bei der Nachverdichtung urbaner Räume heraus. Die vorgeschlagene Nachverdichtung folgt dem Leitbild der doppelten Innenentwicklung, das neben der baulichen Verdichtung auch die qualitative Aufwertung bestehender Freiräume in den Blick nimmt. Da qualitätsvolle Außenräume im städtischen Kontext mit seiner hohen baulichen Dichte zunehmend selten sind, kommt der Bewahrung und Stärkung vorhandener Qualitäten des Hofes besondere Bedeutung zu. Angesichts des Klimawandels und der sich verschlechternden mikro-klimatischen Bedingungen ist die klimagerechte Qualifizierung von Freiräumen ein zentraler Baustein zukunftsfähiger Stadtentwicklung und gerade in Innenhofsituationen von essenzieller Bedeutung, umdiese auch zukünftig lebenswert zu halten.
de
Demographic change represents one of the central societal challenges of our time. As the population continues to age, not only is the age structure of society shifting, but the composition of private households is also undergoing significant transformation. Increasingly, households are comprised of older individuals, which has far-reaching implications for the housing market. In particular, the demand for age-appropriate housing is steadily rising. At the same time, a large proportion of the existing housing stock is neither barrier-reduced nor barrier-free, meaning that many older people reside in dwellings that no longer meet their needs. This discrepancy between housing needs and housing reality reveals a substantial need for action.Empirical research further indicates that many older individuals occupy homes with comparatively large living spaces. The so-called "remanence effect" leads to a passive expansion of living space: older people remain in often oversized homes, while at the same time, there is a significant shortage of suitable housing for other population groups. In addition to the remanence effect, other factors contribute to the disproportionately high consumption of living space in old age, which are examined in more detail in this thesis. Particularly note worthy is the phenomenon of "invisible vacancy“, which is not statistically recorded as such, but in fact represents a key opportunity for addressing the strained housing situation.At the same time, the housing situation in urban agglomerations is becoming increasingly critical. Rising rents are pushing more and more people out of the market for adequate housing, forcing them into precarious living conditions. Young families and single parents are particularly affected—an alarming trend that increasingly impacts children. Against this backdrop, there is an urgent need to create housing that offers new perspectives for people in precarious circumstances and promotes social equity.Using the example of a post-war apartment block in the Düsseldorf district of Eller, this thesis explores the potential of communal housing models to reactivate underutilized living space.The proposed project serves as an initial point of contact for individuals living in precarious housing situations, offering them a stabilizing new beginning. By integrating a multi-generational housing project as the new center of the block and the surrounding neighborhood, the project establishes a low-threshold opportunity for older residents to be introduced to alternative housing models. In addition,the project provides support in planning and implementing the changes necessary in later life — which for a growing number of people means moving into a communal housing project. The living space thus vacated becomes available to younger residents of the project once their own life circumstances have stabilized. In this way, a dynamic cycle of space release, social integration and intergenerational exchange is established.This thesis emphasizes the specific advantages of timber construction in the context of urban densification. The proposed densification strategy follows the model of "dual inner-city development“, which aims not only to increase building density but also to enhance the quality of existing open spaces. Given that high-quality outdoor spaces are becoming increasingly rare in dense urban environments, the preservation and strengthening of the courtyard’s existing qualities take on particular importance. Inlight of climate change and deteriorating microclimatic conditions, climate-sensitive enhancement of open spaces is a central component of sustainable urban development. This is of essential importance in courtyard settings to ensure they remain livable in the future.
en
Additional information:
Arbeit an der Bibliothek noch nicht eingelangt - Daten nicht geprüft