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"NEUES SCHAFFEN HEISST WIDERSTAND LEISTEN. WIDERSTAND LEISTEN HEISST NEUES SCHAFFEN." Die internationalen Krisen und Konflikte auf der Welt haben dramatisch zugenommen. Dadurch veränderte Lebenswelten und ihre katastrophalen Auswirkungen treiben fast 51,2 Millionen Menschen weltweit in die Flucht oder "flüchtlingsähnliche" Situationen, dies entspricht ungefähr sieben Prozent der Weltbevölkerung. Am Fall von Traiskirchen, könnte man sagen, dass es sich hier um eine Art Unsichtbarmachen handelt. Auch das wird stark kritisiert und mit städtebaulichen Ansätzen entgegengewirkt. Flüchtlinge sind von Anfang an unterschiedlichen Grenzräü men ausgesetzt, angefangen von dem Fluchtweg bis zum Ankunftsort, in Erstaufnahmezentren. Nicht nur physische Grenzen, auch gesetzliche Rahmenbedingungen, bautechnische Hürden, sogenannte Integrationsmassnahmen und gesellschaftliche Exklusionen lassen unsichtbare Trennungslinien entstehen. Aus räumlicher und organisatorischer Sicht untersucht diese Arbeit Verteilerzentren in Österreich und stellt Lösungsvorschläge und Anregungen für neue Unterbringungs- und Wohnmodelle vor. Durch die komplexe Bewohnermischung werden lagerartige Architekturen abgelehnt, die bei völlig unterschiedlichen sozialen, ethnischen, religiösen und geschlechterspezifischen Bedürfnissen keine Lösungen anbieten. Die angebotenen Lebensflächen sind aus sozialer Sicht für den Alltag der ankommenden Menschen völlig ungeeignet. Zusammenhänge und Auswirkungen von Flüchtlingsströmen werden anhand von Mappings und Timelines dargestellt, die aktuelle Asypolitik und Fluchtbewegungen werden durch Diagramme gezeigt. Nach einem zweitägigen Architektur - Workshop mit unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen entstanden mehrere Architekturmodelle, die dann zu einem zusammengefügt wurden. Wie sollte ein Verteilerzentrum bzw ein Raum des Ankommens am besten ausgestattet sein, so dass sich Menschen, die nach einer langen Flucht in ihrer neuen Heimat ankommen, wohl fühlen. Dieser Workshop soll die Wichtigkeit des nicht über, sondern MITeinander reden mit den Betroffenen symbolisieren und demonstrieren. Weitere Lösungsvorschläge/Visionen und Forderungen: - Raumressourcen neu nutzen: Leerstands- und Zwischennutzungen - Freier Wohnsitz gegen die Gebietsbeschränkung* - Ausnahmeregelungen erweitern und Erleichterung der übermässig hohen Standards von bestimmten Gesetzten in der Bauordnung ... Anhand dieser Situation lassen sich gegenwärtige Probleme, wie Wachstum der Bevölkerung im städtischen Bereich, Privatisierung, vor allem im öffentlichen Raum, Prekarisierung und Hardcore-Neoliberalismus,(...) ablesen. Wohnungen werden immer mehr vom Markt bestimmt um möglichst viel daraus zu profitieren. Die Mietpreise in der Stadt steigen immer mehr an und leistbare Wohnungen werden für einkommensschwache Menschen nicht mehr zahlbar. Sie werden an die Ränder vertrieben. So auch mit den lagerartigen Erstaufnahmezentren (Verteilerzentren) für Flüchtlinge in österreich, die sich in der Peripherie befinden. Dieses Projekt versucht, im Rahmen des Zulassungsverfahrens, eine räumliche Unterbringungsstrategie für Asylwerber*innen in Österreich zu entwickeln. Anhand Wiens wird ein Forschungsszenario im Detail ausgearbeitet, das prototypisch für das gesamte Bundesgebiet seine Anwendung finden kann. Die Frage, ob eine menschenwürdige Unterbringungsstrategie während der Eingangsphase für Asylwerber*innen in der Errichtung eines differenzierten räumlichen Systems liegen kann, dass sich aus unterschiedlichen Öffentlichkeitsbezügen konstituiert, wurde bis heute noch nicht ausreichend gestellt. Trotz der Tatsache, dass es sich bei Migration vor allem um ein räumliches Phänomen handelt, gibt es in der österreichischen Politik kein adäquates räumliches Konzept zu diesem Thema. Ziel ist es, eine Raumfolge zu erhalten, die den Bewohner*innen einen idealen Einstieg in die neue Umgebung bereiten. Das Forschungsprojekt - Willkommenszentren Wien - hat sich als Ziel gesetzt eine menschenwürdige Unterbringungsstrategie für Asylwerber*innen zu entwickeln. Es handelt sich um ein Projekt, dass das Thema Asyl in Österreich aus Sicht der räumlichen Gegebenheiten betrachtet. Kritisiert wird die bestehende Politik, die Raum als wichtigen Faktor einer gelungenen Integration nicht ausreichend beachtet, und schlägt eine neue Strategie vor. Die Arbeit kritisiert die Kapitalisierung des Wohnens und Bauens, und jegliche Art von Abschottungsarchitekturen und versucht die Architektur und Stadtplanung aus einem sozialen, gesellschaftskritischen und politischen Blickwinkel zu sehen. - Welche Verantwortung tragen Architekt*innen? - Gibt es so etwas wie eine architektonische Würde? - Kann Architektur mit städtischen oder architektonischen Denkweisen die Gesellschaft verändern? - Wie kann man aus räumlicher und planerischer Sicht Kritik ausüben? - Welche Mitteln sollen/werden dafür verwendet? Architektur muss sich einmischen, um das Thema des Asyls und Migration in den Architekturdiskurs einfliessen zu lassen.
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