dc.description.abstract
Ein Gefühl, dass etwas fehlt, beschleicht mich jedes Mal, wenn ich etwas über Stadtentwicklung, -planung oder -produktion lese, höre, darüber rede oder nachdenke. Vielleicht ist es gar nicht so dass etwas fehlt, eher so, dass etwas dabei untergeht, durch das grobe Sieb fällt.<br />Und ich weiß dass ich nicht die Einzige bin, die dieses Gefühl hat.<br />Unter dem Titel "Stadtpoesie" soll dieser Mangel, der Wunsch nach ein bisschen mehr erforscht werden. Durch das Sieb fällt Persönliches, Emotionales, Poetisches, vielleicht sogar Bodenständiges, Menschennahes, Lebbares, Lesbares, Verständliches, eben alles, was man nicht zu "funktional" zählen kann, was den Rahmen des "Statistischen Menschen" sprengt. Als Poesie mit ihren vielschichtigen Bedeutungen und Hintergründen bezeichne ich die Möglichkeit der entwickelten Herangehensweise. Am Anfang war es mehr der Versuch Literatur, Kunst, Poesie und Stadt zusammenzubringen oder zu sehen wie man diese für die Stadtproduktion verwenden kann. Diese Arbeit, die Anfänge dieses Buches sahen zu diesem Zeitpunkt noch ganz anders aus. Ein theoretisches Gemurkse, bemüht alle eigenen Aussagen mit Zitaten und tausenden Quellen und Büchern zu belegen. Doch Poesie hat ihren Raum zurückerobert.<br />Poesie, nicht nur als literarische Gattung, sondern im Sinne des Poetischen, des besonderen Moments, der besonderen Qualität, dem Schöpferischen, das so viel Freiheit lässt. Und diese Freiheit hat es möglich gemacht Poesie als einen Zugang zu sehen, als meinen Zugang, der sich mit Stadt verbunden fühlt und sozusagen im Selbstversuch, als Experiment, etwas hervorbringen will. Etwas, das zwar die Komplexität von Stadt widerspiegeln, doch auch die Nähe zu ihr fühlbar machen muss.<br />Bin ich auf diesem Gebiet nun Expertin oder Laie, Planerin oder Nutzerin? Planerin auf Neuland, etwas von beidem also. So muss die Sprache, der Ausdruck dieses Zugangs emotional, prickelnd, laienhaft sein, das Expertenwissen doch sichtbar, ein Dialog also, der auch auf Verweise und Regieanweisungen nicht verzichten kann, angetrieben von der inneren Zerrissenheit des Planer- wie Nutzerdaseins. Ab hier ist Stadtpoesie präsent. Und weil Poiesis auch "Hervorbringen", im weitesten Sinne "Produzieren" bedeutet, Stadtpoesie also auch diesen Aspekt hat, wird Lefebvre und seine Theorie der Produktion von Raum, in diesen Dialog einfließen und ihn weitertreiben.<br />Stadtpoesie soll mehrere Formen des Ausdrucks finden. Wichtigster Ausdruck ist dieses Buch, das mehr als bloße Dokumentation ist, und in dem die Form des Dialogs zur Methodik entwickelt wird: Nicht nur imaginäre Dialogpartner sind im Gespräch, sondern auch die unterschiedlichen Textschienen und Handlungen stehen im Dialog zueinander, widersprechen und ergänzen sich, um so im poetisch schöpferischen Akt Ideen hervorzubringen. Weiteren Ausdruck hat Stadtpoesie bereits in Form von kleinen Experimenten in der Stadt und über ihre Onlinepräsenz gefunden, deren Reflexion in den Dialog dieses Buches mit einfließt. Es drängt sich noch die Frage auf wie man einen Dialog enden lassen, wie man einen Schlusspunkt setzen kann. Mit einem Schlusssatz? Nein, mit einer Frage. Lest selbst.<br />
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