Kobel, S. (2013). Zurück auf Los - Konzept für die Unterbringung von Flüchtlingen in Wien [Diploma Thesis, Technische Universität Wien]. reposiTUm. https://resolver.obvsg.at/urn:nbn:at:at-ubtuw:1-54907
Zurück auf Los "They open their doors to let us in and then close us from public" Die Lebenssituation von Asylsuchenden in Österreich gestaltet sich als Parallelwelt, die sich im Spannungsfeld von Gesetzen, medialem Interesse und vor allem menschlichen Schicksalen befindet. Das entworfene Wohnhaus versucht an dieser Parallelwelt zu rütteln und architektonische sowie soziale Freiräume für die Bewohner_innen frei zu spielen.<br />Von einem Gedanken des französischen Soziologen Pierre Bourdieu ausgehend, dass die räumliche Positionierung einer Person als zuverlässiger Indikator für ihre gesellschaftliche Stellung gesehen werden kann, stellt der Entwurf gewohnte räumliche Konzepte auf den Kopf. Die teuerste Stadtfläche, das Dachgeschoss wird der verwundbarsten Gruppe, den Asylsuchenden zugedacht. Es wird eine kleinteilige poröse Struktur entwickelt, die Licht, Luft und Nischen für jede Wohneinheit ermöglicht und dennoch sehr sparsam mit der Ressource des Raumes umgeht.<br />Die kleinen privaten Häuser unterstützen die Identifikation mit dem Wohnort. Dadurch soll es den Bewohner_innen ermöglicht werden in ihrer Situation anzukommen, die von ihrer unbestimmten Temporarität geprägt ist.<br />Es wird die These aufgestellt, dass es möglich ist qualitativen Wohnraum zu schaffen, mit den wenigen Quadratmetern die zur Verfügung stehen (ca.<br />5,5 qm pro Person). Die enge räumliche Verwebung mit öffentlichen und konsumfreien Funktionen wird hierfür als zentrale Entwurfskomponente herangezogen.<br />Das entwickelte Gebäude ist ein Stadthaus, welches sich auf selbstverständliche Weise in das vielfältige Stadtgefüge einbindet. Ein Wohnungsmix mit unterschiedlichen Größen für die verschiedenen Lebenssituationen, verknüpft mit gemeinschaftlich nutzbaren Freiräumen und mietbaren Erweiterungsflächen, sorgt dafür, dass das Gebäude allen seinen Bewohner_innen auf egalitäre Weise in ihren Bedürfnissen entgegen kommen kann. Die Erdgeschossbereiche werden durch eine Bibliothek, ein Repair Cafe, eine Werkstatt und weitere wandelbare Räume mit Leben erfüllt. Auf der einen Seite erweitern diese Funktionen die Möglichkeiten von Asylsuchenden, stehen aber auch zum Nutzen aller anderen Stadtbewohner_innen zur Verfügung.<br />Die öffentlichen Bereiche sind Raum für die Stadt und zusätzliche Wohnfläche für die Asylsuchenden. Eine Form erweitertes Wohnzimmer und Raum zum Austausch und (Kennen)Lernen.
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Abweichender Titel laut Übersetzung der Verfasserin/des Verfassers