Rottenbacher, C. (2006). Bewegter Planungsprozess : gemeinsames Erleben führt zu einer gemeinsam vereinbarten Wirklichkeit im Planungsprozess [Dissertation, Technische Universität Wien]. reposiTUm. https://resolver.obvsg.at/urn:nbn:at:at-ubtuw:1-17518
In dieser Arbeit wird Bewegung, Begegnung und Auswirkungen von Bewegung in Planungsprozessen mit Bürgerbeteiligung untersucht. Der konkrete Fokus richtet sich auf Auswirkungen von gemeinsamer Bewegung auf das Entscheiden einer Gruppe während eines einmaligen Zusammentreffens im Planungskontext.<br />Ausgangssituation dieser Arbeit sind meine persönlichen Erfahrungen als Landschaftsplanerin und Tänzerin mit der von mir entwickelten Methode des bewegten Planungsprozesses. Als Landschaftsplanerin organisiere ich Bürgerbeteiligungsverfahren zur Nutzung und Gestaltung öffentlicher Räume. Bei Bürgerbeteiligungen stellt sich die zentrale Aufgabe, einen gemeinsamen Entscheidungsprozess zu gestalten. Dabei soll Wissen um planerische Rahmenbedingungen und Handlungsspielräume im jeweilig vorliegenden Lebensraum ausgetauscht und angeeignet werden können. Damit ein Austausch zwischen den Teilnehmenden, mir und im Raum entstehen kann, bringe ich die Teilnehmenden in Bewegung. Jede Besprechung, jedes Zusammentreffen im Planungsprozess, beginnt mit einer gemeinsamen Begehung durch den zu gestaltenden Raum. Gemeinsam erlebte Bewegung bewirkt, dass die Beteiligten leichter in konkreten Situationen ankommen können. Dabei wird ein Rahmen geschaffen, in dem Menschen einander besser verstehen, verschiedene Blickwinkel nachempfinden und über ihren gemeinsam geteilten Lebensraum Entscheidungen treffen können.<br /> Meine planungspraktischen Erfahrungen werden im ersten Teil der Arbeit dargestellt. In einem weiteren Arbeitsschritt werden die Erfahrungen an Theorien und Erkenntnissen aus Psychologie und Soziologie überprüft, dies im zweiten Teil der Arbeit dargelegt. Daraus wird ein Konzept für eine empirische Untersuchung entwickelt. Aufbauend auf die Hypothese, dass gemeinsames Bewegen ein Entscheiden der beteiligten Gruppe positiv unterstützt, wird die Frage beantwortet: " Wie unterstützt gemeinsames Bewegen das Entscheiden einer Gruppe im Planungskontext?" Bei der empirischen Untersuchung wurde eine emotionale Korrespondenz zwischen den Beteiligten festgestellt, die meist unmittelbar vor dem Benennen einer Entscheidung beobachtbar ist. Der dritte Teil der Arbeit behandelt die Untersuchung und eine Zusammenführung der Ergebnisse zur gemeinsam vereinbarten Wirklichkeit.<br />
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Planners in public participation create a process of interaction and decision making with the people affected by a plan. Information is emotionally and cognitively perceived and accepted in that process to arrive at decisions on future plans. A planning process occurs in a constructed reality. This reality must be shared among the participants of this planning process. Shared reality emerges out of interaction and communication in groups. To communicate it is necessary to get into contact and to come to a mutual understanding. Mutual understanding is possible if the participants have corresponding perceiving capacities and interpretation patterns. In my planning practice I have organized the mutual experience of concrete situations to create corresponding structures between participants. Groups of people affected by a plan are invited to show me their daily environment. We start our contact by walking together through the space to be planned. After walking we sit together and decide the first steps of realizations until the next meeting. The next meeting starts with a common walk. Therefore this is called a moved planning process.<br />The phD analyzes the practical experience in planning in small rural towns in the light of different theories about communication and decision making of groups. Walking contributes to the decision process in groups. At the beginning walking strengthens the experience of presence in concrete situations. This then reduces discussions and common decisions are better accepted and supported by the group. A moved planning process leads to a correspondence between the participants and therefore to consensus. Results of an empirical study within my phD showed a relation between an observable emotional correspondence and decision making processes in groups. The term emotional correspondence derives from a therapeutic context. It is mostly used in person centred applications and in forms of gestalt therapy (Schmidt 2004, Leitner 2000). Emotional correspondence in groups is related to research about embodied mind (Johnson 1987, Varela, F.J., Thompson, E., Rosch, E. 1997), decision making processes in groups (Gigerenzer 1999, Todd 1995), cooperation (Axelrod 1997) and planning participation (Young 2000, Lanz 1996, Haraway 1991) issues.<br />