Cerny, I., & Prammer, M. (2010). Fluchtkunst, das Manifest : Geschichte und Manifest der Fluchtkunst. Film und Ausstellung [Diploma Thesis, Technische Universität Wien]. reposiTUm. https://resolver.obvsg.at/urn:nbn:at:at-ubtuw:1-43873
Im Rahmen unserer Arbeit unter dem Titel "Fluchtkunst" sind ein 19-min. Schwarz-Weiß-Film ("FLUCHT."), ein theoretischer Teil (der das Manifest und die Grundlagen, sowie die Gechichte des Themas umfasst) und die praktische Umsetzung der Idee (als audio-visuelle Installation in Form eines Pop-up-Buches) entstanden.<br />Was geschieht, wenn man der Kunst den Schöpfer, den Betrachter und das Urteil nimmt? Besteht die Möglichkeit, dass Kunst um ihrer selbst Willen existiert? Braucht das Kunstwerk - einmal erschaffen - seinen Schöpfer, seinen Betrachter? Kann das Kunstwerk nach seiner Erschaffung für sich alleine stehen, auf sich selbst gestellt der Welt gegenübertreten oder sogar entscheiden sich dem zu entziehen? Wir lassen die Kunst über ihren Betrachter entscheiden. Wir kehren die starre Ordnung um, wir tauschen die Rollen. Wir sehen uns als Fluchthelfer der Dinge, die von ihren Betrachtern - womöglich gegen ihren Willen - zur Kunst erhoben wurden bzw. werden.<br />Wir wollen mit unserer Arbeit Methoden und Räume schaffen, in denen Dinge und Objekte sich der Betrachtung und Beurteilung entziehen können (flüchten, verflüchtigen, in die Flucht schlagen). Wir ebnen der Fluchtkunst ihren Weg! Wir wollen versuchen, anhand von experimentiellen Beispielen, feste Strukturen der Kunstwahrnehmung umzudrehen. Im Rahmen einer Ausstellung sollen als praktische Manifestation des Themas, unter anderem audiovisuelle Installationen umgesetzt werden. Über die konzeptuelle Entwicklung und Umsetzung des Projektes "Fluchtkunst" informiert abschließend ein umfangreicher Ausstellungskatalog.<br />Der Film "Fluchtpunkt" Der Film "FLUCHT." setzt sich auf abstrakte Art mit dem Thema Identität auseinander. Die starke graphische Darstellung kreist um die Begriffe suchen-finden-verlieren bzw. entdecken-zeigen-verstecken und zeigt diese Prozesse in Form einer schwarz-weiß-Weltmalerei.<br />Die Figuren agieren stumm, die innere und äußere Entwicklung wird akustisch ungegenständlich unterstrichen.<br />Die Figuren malen sich vorsichtig-hoffnungsvoll, abwartend-neugierig in eine vorgefundene Welt - sie sind fast unsichtbar, weiß auf weiß nur schemenhaft zu erkennen - und beginnen die Welt nach ihren Vorstellungen zu gestalten, wodurch sie selbst auch mehr Form und Kontur erhalten. Der immer aggressiver werdende Findungs- und Verwirklichungsprozess ist nicht zu stoppen und geht nahtlos in sein Gegenteil über, die eingedrungene Farbe verschlingt nach und nach die eben geschaffene Welt und ihre Bewohner, bis sie sich schließlich, schwarz in schwarz wieder auflösen.