Moser, W. (2007). Beitrag der In-Situ-Belüftung zur Reduktion der Treibhausgase bei geringmächtigen Altablagerungen [Diploma Thesis, Technische Universität Wien]. reposiTUm. https://resolver.obvsg.at/urn:nbn:at:at-ubtuw:1-20134
In der vorliegenden Diplomarbeit wird am Beispiel einer Altdeponie gezeigt, inwiefern die In-Situ-Belüftung zur Reduktion von deponiebürtigen Treibhausgasemissionen beitragen kann.<br />Die betrachte Altablagerung (120.000 m³ Hausmüll) wurde 24 Jahre nach Abschluß (1982) auf 4 Abschnitte jeweils 70 Tage intensiv und 70 Tage extensiv belüftet. Über laufende Gasmessungen an den Absaugbrunnen wurden während der Belüftungs-dauer Veränderungen in der Deponiegaszusammensetzung erfasst. Die gemessenen Konzentrationen an Kohlendioxid und Methan wurden zusammen mit den abgesaugten Deponiegasmengen verwendet, um die emittierte Kohlenstofffracht zu ermitteln. Neben den Gasmessungen wurden Feststoffproben des Deponiematerials, vor und nach der Intensivbelüftung, auf ihre Atmungsaktivität und auf den organischen Kohlenstoffgehalt hin analysiert. Innerhalb des betrachteten Zeitraums konnte dabei eine rund 50%ige Reduktion der Atmungsaktivität festgestellt werden.<br />Da es keinerlei Angaben über die Deponiegasbildung vor der Belüftungsmaßnahme gab, wurden verschiedene Deponiegasprognosemodelle evaluiert. Dazu wurden folgende verfügbare Informationen verwendet:<br />durchschnittlicher TOC-Gehalt des Deponiematerials vor der Belüftung sowie qualitative Angaben über die Zusammen-setzung des abgelagerten Hausmülls. Die Ergebnisse des "Modellvergleichs" zeigten, dass das Deponiegasprognosemodell von Tabasaran-Rettenberger (modifiziert im TOC Anfangsgehalt des abgelagerten Mülls) die Verhältnisse der untersuchten Altablagerungen am besten widerspiegelt. Anhand eines Vergleichs verschiedener Szenarien (keine Belüftungsmaßnahme, Belüftung über 140 Tage gemäß untersuchtem Projekt, Langzeitbelüftung) wird dargelegt, welche Menge an Treibhausgasemissionen am untersuchten Standort durch die In-Situ-Belüftung eingespart werden konnte bzw. werden kann. Die Ergebnisse zeigen, dass im Rahmen der untersuchten Belüftung (über 140 Tage pro Abschnitt) rund 19% des noch vorhandenen Kohlenstoffes abgebaut wurde. Im Vergleich zu anaeroben Bedingungen konnte ein 4fach beschleunigter Abbau der organischen Substanz festgestellt werden.<br />Gemessen an den gesamten Treibhausgasemissionen der Deponie (seit Ablagerungsbeginn 1971) lag das Einsparungspotential durch die Belüftungsmaßnahme jedoch bei weniger als 3%. Selbst unter der Annahme einer extensiven Langzeitbelüftung (2005 bis 2030) liegt das Einsparungspotential an Treibhausgasemissionen bei lediglich 9% der Gesamtemissionen. Werden in den Betrachtungen die in der Vergangenheit aufgetretenen Emissionen ausgeklammert, so erhöht sich das Reduktionspotential der In-Situ-Belüftung am konkreten Beispiel auf knapp 30% (Belüftungsdauer 140 Tage) bzw. größer 90% (Langzeitbelüftung bis 2030). Die Kosten pro eingesparter Tonne an Treibhausäquivalenten beliefen sich umgerechnet auf 360EUR. Mit einer Langzeit-belüftungsvariante würden sich die Kosten auf ca. 110EUR/(Mg CO2-eq) verringern.