Gerbovics, F. (2007). Analyse und Spezifikation von Anforderungen an Telemedizinsysteme [Diploma Thesis, Technische Universität Wien]. reposiTUm. https://resolver.obvsg.at/urn:nbn:at:at-ubtuw:1-15702
Kurzfassung Das Ziel dieser Arbeit ist die Analyse und Spezifikation von allgemeinen Anforderungen an Telemedizinsysteme. Zu diesem Zweck wurden 4 Telemedizinsysteme an Kliniken der Medizinischen Universität Wien, der Krankenanstalt Rudolfstiftung und des Kaiser Franz Josef Spitals untersucht und Informationen zu folgenden Bereichen erhoben:<br />1. Allgemeine Informationen zu den eingesetzten Systemen wie z.B.<br />Anschaffungskosten, unterstützte Interaktionsarten und Telemedizin-Anwendungen, 2. Informationen zur Auswahl des Telemedizinsystems, 3. Informationen zu den Rahmenbedingungen und zum Umfeld der Telemedizinsysteme wie z.B. Telemedizin-Partner, Serviceverträge, zeitlicher Aufwand der Telemedizin-Anfragen, Verrechnung der Telemedizin-Leistungen, 4. Informationen zum Ablauf einer Telemedizin-Anfrage und Erfahrungen mit Telemedizinsystemen, sowie Stärken und Schwächen und die möglichen Haftungen die aus einer Telemedizin-Beratung hervorgehen können.<br />Die eingesetzten Methoden zur Erhebung der beschriebenen Informationsblöcke basieren auf einem Vorgehensmodell für das taktische Management von Gesundheitsinformationssystemen. Für die beiden Interviewpartner-Gruppen, nämlich die Gruppe der bereits erfahrenen Telemedizinsystem-Benutzer und die Gruppe aus Vertretern von Kliniken, die an der Einführung eines Telemedizinsystems interessiert sind, wurden unterschiedliche Interviewleitfäden erstellt.<br />Die Interviewleitfäden enthalten einen administrativen Teil zur Protokollierung und einen Abschnitt zur Erklärung der Ziele der Befragung. Die Fragenblöcke sind entweder mit auswählbaren Antwortmöglichkeiten oder mittels Freitextfeldern zu beantworten.<br />Die Ergebnisse aus den Interviews geben Aufschluss über verschiedene Aspekte der Telemedizin, sowie Anforderungen und Wünsche der Benutzer zu folgenden Themenbereichen: 1. Benutzeroberfläche und Bildqualität wie z.B. die Notwendigkeit einer genauen Qualitätsdefinition der zu übertragenden Bilder, 2. Verrechnung und Haftung wie z.B. leistungsadäquate Verrechnung und Haftung ähnlich einem medizinischen Konsilium, 3. Strukturen, Prozesse, Service und Support wie z.B. ein notwendiges Prozessmanagement für Telemedizin-Abläufe, Schulungen und Administration von Ausrüstung durch Telemedizin-Fachpersonal, 4. Funktionen und Systemauswahlkriterien wie z.B. eine Sprachunterstützung für Fremdsprachen und Protokoll sowie Archivierungsfunktionen.<br />Diese Ergebnisse werden in Kapitel 4.4 der vorliegenden Arbeit tabellarisch zusammengefasst; diese Resultate werden dann in Kapitel 5 diskutiert und darauf aufbauend Empfehlungen für Telemedizin-Projekte abgeleitet. Derzeit wirkt die fehlende rechtliche Definition der Telemedizin hemmend auf die weitere Entwicklung dieser Technologie. Einen wirtschaftlichen Durchbruch global gesehen wird die Telemedizin wahrscheinlich erst erreichen, wenn deren Anwendung in internationalem Recht definiert wird.<br /> In Österreich gibt es schon einige gute Lösungen für die Telemedizin, eine umfassende finanzielle Förderung weiterer Pilotprojekte könnte einen Aufbau weiterer Fachexpertise bewirken und dadurch zu einem Wettbewerbsvorteil gegenüber anderen Ländern in dieser wachsenden Zukunftsbranche führen.