Tachtler, F. (2022). Promoting resilience in unaccompanied migrant youth : a social-ecological design framework for technology-enabled support [Dissertation, Technische Universität Wien]. reposiTUm. https://doi.org/10.34726/hss.2022.103921
Unbegleitete geflüchtete Jugendliche (UMF) müssen vor, während und nach ihrer Flucht nach Österreich ohne erwachsene Angehörige psychisch belastende Widrigkeiten bewältigen. Der Anpassungsprozess, den sie angesichts dieser Umstände durchlaufen, wird als psychische Resilienz bezeichnet. Diese Resilienz könnte durch eine psychologische Betreuung und Unterstützung gefördert werden, die den UMF dabei ...
Unbegleitete geflüchtete Jugendliche (UMF) müssen vor, während und nach ihrer Flucht nach Österreich ohne erwachsene Angehörige psychisch belastende Widrigkeiten bewältigen. Der Anpassungsprozess, den sie angesichts dieser Umstände durchlaufen, wird als psychische Resilienz bezeichnet. Diese Resilienz könnte durch eine psychologische Betreuung und Unterstützung gefördert werden, die den UMF dabei hilft, ihre belastende Situation zu meistern. Jedoch sehen sich UMF beim Zugang zu psychosozialen Diensten in ihren Aufnahmeländern mit einigen Hindernissen konfrontiert. Wie Studien zunehmend zeigen, könnten technische Lösungen hier eine unterstützende Rolle einnehmen, da sie Interventionen zur Stärkung der psychischen Gesundheit leichter zugänglich machen. Trotzdem mangelt es bisher an Wissen darüber, wie eine technologiegestützte Resilienzförderung für diese Bevölkerungsgruppe gestaltet werden sollte, insbesondere da UMF äußerst komplexe und instabile Umstände bewältigen müssen.In dieser Doktorarbeit untersuche ich daher, wie die Resilienzförderung von UMF durch Technologien unterstützt werden könnte. Mithilfe von qualitativen und gestalterischen Methoden habe ich (1) ein tiefes Verständnis für den Kontext von UMF in Wien, Österreich, erlangt, (2) Wege zur Integration technologiegestützter Resilienzförderung identifiziert und (3) die Möglichkeiten der Gestaltung technologischer Unterstützung in diesem Designraum untersucht. Durch eine Befragung von UMF sowie professionellen und ehrenamtlichen Hilfskräften konnte ich einen Überblick über die lokale Situation, beteiligte Akteur*innen, Herausforderungen und Möglichkeiten gewinnen. Um dieses Verständnis zu vertiefen und Designmöglichkeiten und -anforderungen zu erkunden, habe ich Co-Design- Workshops mit zwei Schlüsselgruppen aus diesem Kontext durchgeführt, nämlich mit Freiwilligen, die als Mentor*innen fungieren und eine wesentlichen Unterstützungsgruppe von UMF repräsentieren, und mit UMF selbst. Die empirischen Daten wertete ich mit der thematischen Analyse nach Braun und Clarke aus und entwickelte ein theoretisches Verständnis über den Kontext.Die Ergebnisse meiner Forschung zeigen, dass UMF aufgrund der Asylpolitik und -gesetze unter extremem psychischen Druck und Stress stehen und ihnen zusätzlich die räumliche Umgebung und die Möglichkeiten zum Aufbau individueller Resilienz fehlen. Gleichzeitig ist ihre soziale Umwelt von essenzieller Bedeutung bei der Resilienzförderung. Hier spielen insbesondere die Mentor*innen eine entscheidende Rolle. Jedoch fehlt es diesen sowohl an externer Unterstützung als auch an Fertigkeiten, um der komplexen Situationenixund dem Unterstützungsbedarf ihrer betreuten Jugendlichen angemessen begegnen zu können. Basierend auf diesen Erkenntnissen plädiere ich dafür, in diesem Kontext von der vorherrschenden Betrachtung der Resilienzentwicklung als individuelle Verantwortung abzukommen und stattdessen einem ökosystemischen Ansatz zur Förderung von Resilienz zu folgen. Dieser ökosystemische Ansatz stimmt mit dem sozial-ökosystemischen Resilienzmodell nach Ungar überein, das theoretisch beschreibt, wie verschiedene Systeme zusammenarbeiten müssen, um ein soziales Ökosystem zu schaffen, das Resilienz fördert.Aufbauend auf die theoretischen und empirischen Erkenntnisse entwickelte ich eine grafische Darstellung (“Map”) des sozialen Ökosystems, welche die verschiedenen sozialen Akteure, physische und zeitliche Faktoren, politische Richtlinien und deren Zusammen- spiel zur und mit der Resilienzförderung aufzeigt. Diese Darstellung liefert die Grundlage für ein Design Framework, das beschreibt, wie technologiegestützte Unterstützung in diesen Kontext integriert werden könnte. Im Rahmen dieser Arbeit habe ich das Design Framework mit dem Fokus auf zwei Hauptwege zur Integration von technologiegestützten Hilfsmöglichkeiten in den Kontext von UMF weiterentwickelt. Diese zwei Hauptwege sind (1) die direkte technologiegestützte Unterstützung der UMF und (2) die technologiegestützte Unterstützung ihrer Mentor*innen. Die im Rahmen der Arbeit vorgestellten Designbeispiele instanziieren einige Möglichkeiten, wie Designkonzepte für diese Hauptwege mithilfe des Design Frameworks entwickelt werden könnten. Darüber hinaus diskutiere ich in der Arbeit die mögliche Anwendbarkeit des Design Frameworks in anderen Kon- texten wie zum Beispiel in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen.Die Dissertation liefert drei maßgebliche Beiträge zum Forschungsfeld. Erstens stellt die Arbeit eine deskriptive Wiedergabe der ökosystemischen Faktoren wie makrosystemische Faktoren (z. B. gesetzliche Regelungen) und mikrosystemische Faktoren (z. B. soziale und physische Faktoren in der alltäglichen Lebenssituation) im Kontext von UMF vor. Zweitens vermittelt diese Arbeit ein Verständnis dafür, wo die Potenziale für technologiegestützte Hilfsmöglichkeiten in diesem Kontext liegen und wie diese aussehen könnten. Dieses Verständnis wird mittels eines Design Frameworks dargestellt. Drittens trägt diese Arbeit zu einem Verständnis bei, wie das Design Framework verwendet werden könnte, um sowohl im untersuchten als auch in anderen Kontexten technologiegestützte Resilienz- förderung zu designen. Dabei könnte das Design Framework als Ausgangspunkt dienen, um ökosystemische Faktoren zu identifizieren, die bei der Erforschung und Gestaltung von Technologien zur Stärkung der psychischen Gesundheit berücksichtigt werden müssen. Darüber hinaus könnte das Design Framework Forscher*innen und Designer*innen helfen, technologische Innovationen wie Anwendungen zur Stärkung der psychischen Gesundheit zu entwickeln, die sich in das ökosystemische Zusammenspiel und die Beziehungen der Nutzer*innen integrieren. Einige Möglichkeiten für solche technologischen Anwendungen zur Resilienzförderung von UMF stelle ich in dieser Arbeit als Designbeispiele vor. Diese könnten in zukünftigen Studien weiterentwickelt und evaluiert werden.
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Unaccompanied migrant youth (UMY) must cope with adversities before, during, and after their flight to Austria without adult relatives. Psychological resilience describes the process of adapting in the face of such adversity. Mental health support could contribute to promoting resilience in UMY and help them to cope with their adverse situation; however, UMY face many barriers to accessing availab...
Unaccompanied migrant youth (UMY) must cope with adversities before, during, and after their flight to Austria without adult relatives. Psychological resilience describes the process of adapting in the face of such adversity. Mental health support could contribute to promoting resilience in UMY and help them to cope with their adverse situation; however, UMY face many barriers to accessing available mental health services in their host country. Despite increasing evidence that technology could make mental health interventions more accessible, there is a lack of knowledge regarding how to design technology-enabled resilience support for this population who must handle complex and unstable circumstances.This thesis explores how to potentially support resilience promotion in UMY with the help of technology. I use qualitative and design methods to (1) gain a deep understanding of the context of UMY in Vienna, Austria; (2) identify pathways to integrate technology- enabled resilience support; and (3) explore possibilities to design support for this space. I interviewed UMY and professional as well as volunteer support workers to gain an overview of the local situation, challenges, and opportunities. To deepen this understanding and explore design opportunities and requirements, I conducted co-design workshops with two key groups of actors in this context, namely with mentors of UMY, representing an essential support group, and UMY themselves. I analyzed the empirical data using thematic analysis and built a theoretical understanding of the context.The findings highlight that, due to the political situation and resettlement policies, UMY experience extreme pressure and stress, and they lack an environment and possibilities to build individual resilience. In addition, a social ecology consisting of different support groups influences resilience promotion in UMY. As part of this social ecology, mentors play an essential role and are the key contact for UMY seeking mental health support; however, the mentors lack support and skills and struggle with the complex situation and support needs of their mentees. Based on these findings, instead of viewing resilience development as a responsibility of the individual, I propose promoting resilience from a social-ecological approach in this context. This social-ecological focus aligns with the social-ecological model of resilience, which proposes theoretically how different systems need to work together to create a social-ecological environment facilitating resilience.Based on the theoretical and empirical understanding, I develop a map of the social- ecological context that illustrates relevant social actors, physical and temporal factors,policies, and how these interplay with resilience promotion. This map provides the basis for a design framework that articulates how to integrate technology-enabled support in this context. I further develop the design framework by focusing on two main pathways to integrate technology-enabled support for UMY in this context: through direct technology- enabled support for UMY and by supporting resilience in UMY through their mentors. Proposed design examples instantiate some possibilities regarding how to develop design concepts with the help of the design framework. In addition, I discuss the design framework in relation to research problems and studies in other contexts to reflect on the framework’s applicability in other contexts such as low- and middle-income countries.This thesis provides three main contributions: Firstly, it presents a descriptive account mapping the social-ecological factors such as macro-systemic factors (e.g., legal policies) and micro-systemic factors (e.g., social and physical factors in the everyday living situation). Secondly, this thesis maps out potential pathways and possibilities for technology-enabled resilience support in this context, which is presented as part of a design framework. Thirdly, this thesis contributes an understanding of how to apply the design framework to the research and design of technology-enabled support for this and other contexts. This framework could function as a starting point to identify social- ecological factors that are important to consider when researching and designing mental health technologies in other contexts. In addition, the framework can help researchers and designers develop technological innovations, such as mental health applications capable of integration into the social-ecological interplay and relations. The design examples presented in this thesis instantiate some possibilities of technology-enabled resilience support for UMY and could be further developed and evaluated in future studies.