Pont, U., Schober, K. P., Wölzl, M., & Schuß, M. W. (2023). Vakuumglasintegration in Bestands- und Neufenster. In Nabil. A. Fouad (Ed.), Bauphysik-Kalender 2023. Ernst & Sohn, A Wiley-Brand. http://hdl.handle.net/20.500.12708/139206
In diesem Beitrag geht es um aktuelle Forschung und Entwicklung im Bereich der Integration von hochwärmedämmenden, neuartigen Vakuumgläsern (Beispiel siehe Bild 1) in Fensterkonstruktionen. Dabei stehen sowohl neue wie auch bestehende, baukulturell bedeutsame
Fensterkonstruktionen im Fokus. Vakuumglasprodukte
stellen eine interessante neue Alternative
für die thermische Verbesserung des „Schwachpunkts
Fenster“ dar. Landläufig wird noch immer geschätzt,
dass ein Großteil der Wärmeverluste in (Wohn- und
Geschäfts-)Bauten über die transparenten Elemente
stattfindet. Selbstverständlich hängt dies im Einzelfall
von der verglasten Fläche sowie von der thermischen
Qualität der Fenster ab, eine Schätzung geht von 20 bis
30%Wärmeverlusten über Fenster beiWohngebäuden
aus [1], eine andere von etwa 25% [2].
Typische wärmedämmende Fenster, wie die klassischen
„Passivhausfenster“, funktionieren über eine
Vervielfachung der Glasscheiben, entsprechende
Füllsubstanzen/Gase, wärmegedämmte Rahmenprofile
undAbstandhalter sowie Beschichtungen/Folien, die
die Strahlungsanteile der Wärmeverluste beeinflussen
sollen. Diese Technologien funktionieren grundsätzlich
sehr gut, man geht aber davon aus, dass bereits
der Plafond des Ausreizens dieser Techniken erreicht
wurde. Solche Fenster sind meistens sehr schwereKonstruktionen
großer Schichtdicke, die sowohl hinsichtlich
Planung (Statik, Einbau und Größe) sowie Montage
(Gewicht) entsprechend anspruchsvoll sind.
Die gebaute Umwelt besteht darüber hinaus nicht nur
aus Neubauten, für die solche Fenster gut geeignet
sind, sondern auch aus Bestandsbauwerken. Gerade
europäische Altstädte besitzen ein großes Portfolio an historischen Fassaden mit entsprechenden, ebenso historischen
Fensterkonstruktionen, zumeist Kastenfenstern.
Dass solche Fenster aus heutiger Sicht die Anforderungen
an thermischen Komfort sowie Energieeinsparung
nur schwer erfüllen, führt häufig zu einem
Planungskonflikt bei Sanierungen: Allein aus baukulturellen
Gründen scheint der Ersatz durch „High-
Tech“-Fenster wenig geeignet, es fehlt zumeist aber an
gangbaren Alternativen. Dass hier oft kein besonderes
Feingefühl für den sensiblen Bestand bewiesen wird,
illustriert Bild 2. Im Bereich des Denkmalschutzes
ist ein Fenstertausch durch eine neuwertigere Mehrscheibenverglasung
so gut wie immer ausgeschlossen.
Die Richtlinie Energieeffizienz am Baudenkmal des österreichischen
Bundesdenkmalamts [3] erlaubt nur im
Ausnahmefall einen Fenstertausch oder die starke Modifikation
von bestehenden Fensterkonstruktionen.
In diesem Kontext stellen Vakuumgläser, die bei sehr
schlanker Dicke eine sehr gute Wärmedämmleistung
(Ug 0,4 bis 0,7W/(m2 K)) aufweisen, eine spannende
neue Alternative sowohl für neue Fensterkonstruktionen,
die dann dünner und leichter sein könnten, wie
auch für den historischen Bestand dar. Bei Letzterem
ist anzudenken, Floatgläser durch Vakuumgläser ähnlicher
Schichtdicke zu ersetzen.
Der Beitrag ist wie folgt aufgebaut: Zunächst wird eine
überblicksartige Einführung über Vakuumglas bzw.
dessen Grundprinzipien und Technologien angeboten,
anschließend wird die aktuelle Marktlage der Vakuumgläser
besprochen sowie die spezifischen Herausforderungen
der Integration von Vakuumglas in verschiedene
Fensterkonstruktionen diskutiert. Die Einleitung
schließt dann mit einem Überblick über die
von den Autor:innen durchgeführten Forschungs- und
Entwicklungsprojekte zum Thema Integration von Vakuumglas
in Fensterkonstruktionen ab. Die verschiedenen
erforderlichenMethoden werden in Abschnitt 2
Angewandte Methoden diskutiert. Anschließend wird
über die durchgeführten Projekte (Ansätze, Realisierungen,
Performance/Resultate) zur Integration von
Vakuumglas in Bestandsfensterkonstruktionen berichtet
und schlussendlich über die neuen Fenster, die
im Rahmen der F&E-Bemühungen mit integriertem
Vakuumglas erstellt wurden. Abschließend wird eine Konklusion über den aktuellen Stand der Entwicklungen
und ein Ausblick aufkommende Entwicklungen
zur Verfügung gestellt.
Grundsätzlich ist festzuhalten, dass es die Autor:innen
des Beitrags noch immer überrascht, dass zwar die
Entwicklung von dauerhaftem Vakuumglas seit vielen
Dekaden ein großes Thema für Wissenschaft, Technik
und Industrie war (Dauerhaftigkeit bezog sich hier
vor allem darauf, dass der evakuierte Raum bestehen
bleibt und nicht mit der Zeit durch Luftpartikel aufgefüllt
wird), jedoch über die Integration von Vakuumgläsern
in typische (öffenbare) Fensterkonstruktionen
so gut wie keine relevante Forschung betrieben
wurde. Daher kann dieser Beitrag als Werkschau der
F&E-Bemühungen in dieser Domäne in den vergangenen
10 Jahren betrachtet werden.
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Project title:
Fensterprototypen mit integriertem Vakuumglas: 867352 (FFG - Österr. Forschungsförderungs- gesellschaft mbH) Vakuumglas-Kastenfenster: Performance-Monitoring in Sanierungsprojekten: 878272 (FFG - Österr. Forschungsförderungs- gesellschaft mbH) Sondierung von Fenstersystemen mit innovativen Gläsern, speziell Vakuum-Isoliergläsern, zur Gebäudesanierung: 845225 (FFG - Österr. Forschungsförderungs- gesellschaft mbH) Modellierung, Optimierung, und technische Integration von Vakuumglas-Elementen: Sondierung über die Detaillierung von Vakuumgläsern in neuen Holz(Alu)Fenster-Konstruktionen: Detaillierung, Bau und Simulation: 854690 (FFG - Österr. Forschungsförderungs- gesellschaft mbH)
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Research Areas:
Development and Advancement of the Architectural Arts: 20% Energy Active Buildings, Settlements and Spatial Infrastructures: 50% Sustainable Production and Technologies: 30%