Rumpler, S. (2020). Natura vincit omnia : das Museum des Verfalls [Diploma Thesis, Technische Universität Wien]. reposiTUm. https://doi.org/10.34726/hss.2020.66580
Alles von Menschenhand Errichtete und jedes nur erdenkliche Material in der Architektur hat seine Halbwertszeit, so wie der Mensch selbst. Gebäude sind den Naturgewalten und damit dem unaufhaltsamen Prozess des Verfalls ausgesetzt. Sie verwittern, vermodern, werden von Pflanzen überwuchert und werden vergessen. Wo man einst lebendiges Treiben aufgrund der ursprünglichen Nutzung vorfand, ist nun ein verlassener Ort, ein sogenannter „Lost Place“, entstanden. Der Philosoph Georg Schimmel schrieb in einem Essay über die Ruine: „Eine Stätte des Lebens, die aus dem Leben geschieden ist“.Der Verfall ist also etwas Natürliches, und das Beobachten dieses „Naturschauspiels“ übt mit seiner morbiden Schönheit auf viele Menschen eine fast magische Anziehungskraft aus. Man fühlt sich in längst vergangene Tage zurückversetzt, als wäre die Zeit stehen geblieben. Gleichzeitig erinnern sie uns an unsere eigene Vergänglichkeit, eine Art „Memento Mori“. Der Drang, das von uns Geschaffene so lange wie möglich „am Leben“ erhalten zu wollen, resultiert teilweise aus diesem Bewusstsein. Oft ist dies jedoch, wie im Fall der alten Betriebsgebäude der Hammerbrotwerke in Schwechat, nicht zur Gänze möglich. Das Werk wurde bereits im Jahr 1937 stillgelegt und ist seither dem stetigen und ungehinderten Einfluss der Witterung ausgesetzt. Im Zuge einer Sanierung würde man also die über Jahre entstandene natürliche Patina entfernen, neue Teile bauen und damit das Verfallsdatum wieder um eine gewisse Zeit hinausschieben.Es ist ein schöner Gedanke, Erinnerungen zu bewahren, aber ist die ideale Methode dafür immer, etwas „künstlich zu konservieren“ oder ist es möglich, sich mit dem Lauf der Natur und damit dem Prozess des Zerfalls eines alten Gebäudes abzufinden, aber dem Verbleibenden trotzdem eine neue Nutzung zuzuschreiben?
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Everything man-made and every conceivable material in architecture has its half-life, just like humanity itself. Buildings are exposed to the forces of nature and so to the unstoppable process of decay. They weather, rot, become overgrown with plants and are forgotten. Where one once found lively activity due to the original use, now an abandoned place, a so-called “lost place” emerged. The philosopher Georg Schimmel wrote in an essay about the ruin: “A place of life that is divorced from life”.So decay is something natural and observing this “natural spectacle” exerts an almost magical attraction to many people with its morbid beauty. It feels like being transported back to days long past, as if time had stood still. At the same time they remind us of our own transience, a kind of “Memento Mori”. The urge to keep the things we created “alive” as long as possible, may be a result of this awareness. However, this is often not possible, as in the case of the old operating buildings of the “Hammerbrotwerke” in Schwechat. The factory has been shut down in 1937 and since then exposed to the constant and unhindered influence of Nature. So you remove the natural patina that has developed over the years, build new parts and push the expiration date back out by a certain amount of time.Its a nice thought to keep memories, but is it the ideal way to ‘artificially conserve or is it possible to come to grips with the course of nature and thus the process of decaying an old building but still attribute the remainder to new uses?
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Abweichender Titel nach Übersetzung der Verfasserin/des Verfassers