Aigner, A. C. (2022). Zusammen Urbane Zukunft ausprobieren. Eine Untersuchung Urbaner Experimente als Werkzeug zur Förderung einer sozial-ökologischen und emanzipatorischen Stadtentwicklung [Diploma Thesis, Technische Universität Wien]. reposiTUm. https://doi.org/10.34726/hss.2023.102586
Die Diplomarbeit untersucht Urbane Experimente als Werkzeug zur Förderung sozial-ökologischer und emanzipatorischer Stadtentwicklung. Angesichts stetig wachsender sozialer gesellschaftlicher, ökologischer und ökonomischer Herausforderungen wird der Stadtentwicklung eine Schlüsselrolle als Impulsgeberin für die Entwicklung von Problemlösungen zugeschrieben. Sich fortwährend verändernde Rahmenbedingungen, zunehmende Planungsunsicherheiten und eine Vielzahl an betroffenen Akteur:innen machen die Relevanz adaptiver und kollaborativer Herangehensweisen deutlich. Um hierbei rasch und kontextabhängig Lösungen zu entwickeln, soll Stadtbewohner:innen die Teilhabe an der Gestaltung ihres Lebensumfeldes und selbstbestimmtes Handeln ermöglicht werden. Aktuell gängige Planungsinstrumente werden diesem Anspruch nicht oder nur bedingt gerecht. Nachdem momentanen Stand der Forschung, werden Urbane Experimente in den letzten Jahren verstärkt als Chance gesehen, Stadtentwicklung dabei zu unterstützen auf komplexe Problemstellungen zu reagieren. Ihrem Potenzial, eventuell soziale Teilhabe zu fördern und selbstermächtigende Prozesse anzustoßen, wird jedoch bisher wenig Aufmerksamkeit geschenkt. In der vorliegenden Arbeit wird zunächst auf Basis einer Literaturrecherche eruiert, weshalb Urbane Experimente im Hinblick auf eine sozial-ökologische Stadtentwicklung als zielführend erachtet werden können. Der Schwerpunkt der Diplomarbeitliegt auf der Auseinandersetzung mit der Chance und den Möglichkeiten die Urbane Experimente bieten können, um emanzipatorische Prozesse in der Stadtentwicklungzu unterstützen. Dazu werden die Begriffe „Emanzipation“ und „Urbanes Experiment“ diskutiert und hergeleitet, und dargelegt, worin das emanzipatorische Potenzial Urbaner Experimente liegt. Dies dient als Grundlage für die empirische Untersuchung,in der anhand von Fallstudien analysiert wird, welche Faktoren förderlich – beziehungsweise hinderlich – für die Entfaltung emanzipatorischer Prozesse in Urbanen Experimenten sind. Als städtischer Kontext dient hierbei Wien, in dem die zwei ausgewählten Praxisbeispiele „Zukunftshof“ und „Garage Grande“ genauer betrachtet werden. Darauf aufbauend werden abschließend Handlungsfelder und Empfehlungen abgeleitet, die in Wien eine experimentelle und ermächtigende Vorgehensweise in der Planung und damit sozial-ökologische Stadtentwicklungsprozesse unterstützen können.Die vorliegenden Forschungsergebnisse zeigen, dass Urbane Experimente eine Plattform beziehungsweise einen Rahmen schaffen, der es ermöglicht, ad-hoc alternative Lösungswege für eine sozial und ökologisch gerechte Zukunft auszuprobieren. Zudem bieten sie die Chance, emanzipatorische Prozesse zu unterstützen. Als wesentliche Faktoren zur Ermöglichung Urbaner Experimente hat sich dieSchaffung eines offenen Rahmens herausgestellt, in dem administrative und institutionelle Bestimmungen und Regelungen vernachlässigt werden können. Eine Reduktion des finanziellen Risikos und die Entwicklung niederschwelliger Anknüpfungspunkte, kann beteiligte Akteur:innen im Rahmen der Urbanen Experimente durchaus motivieren, aus eigener Willensstärke heraus Lösungen zu etablieren, die zu einer verbesserten sozial-ökologischen urbanen Lebensqualität führen. Zudem hegen Urbane Experimente das Potenzial, soziale Teilhabe unterschiedlicher Akteur:innengruppen zu fördern. Bestehende Machtkonstellationen können dadurch reflektiert werden. Ob diese überwunden werden können und gefestigte Verfahrensweisen und Praktikentatsächlich aufgebrochen werden können, hängt von den beteiligten Akteur:innen,deren Zusammenarbeit und dem Commitment zur Auseinandersetzung mit den Erkenntnissen und Erfahrungen aus den jeweiligen Urbanen Experimenten ab. Um eine ermächtigende Vorgehensweise in der Planung und damit sozial-ökologische Stadtentwicklungsprozesse durch Urbane Experimente in Zukunft zu unterstützen, sollten Experimentierräume bereitgestellt und Strukturen entwickelt werden, die einen offenen Rahmen für die Durchführung Urbaner Experimente und damit unabhängige Handlungsräume eröffnen. Darüber hinaus ist die Verknüpfung des gemeinsam erarbeiteten Wissens und der Aufbau einer Kooperation auf Augenhöhe zwischen unterschiedlichen Akteur:innen essenziell, um vom emanzipatorischen Potenzial Urbaner Experimente profitieren zu können.
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This diploma thesis examines urban experiments as a tool for social-ecological and emancipatory urban development. Against the background of steadily growing social, ecological and economic challenges, urban development is considered to play a key role in providing impulses for developing solutions to problems. The importance of adaptive and collaborative approaches is made clear by the constantly changing framework conditions, increasing planning uncertainties and the large number of actors involved. To be able to develop solutions quickly and in the right context, urban residents should be enabled to participate in the design of their living environment and to engage in self-determined action. Conventional planning instruments do not meet this requirement, or do so only to a limited extent. According to the current state of research, in recent years urban experiments are increasingly seen as an opportunity to support urban development in responding to complex problems. However, little attention has been given to their potential to promote social participation and toinitiate empowering processes. In this thesis, it will first be determined, based on a literature research, why urban experiments can be regarded as valuable with regard to social-ecological urban development. The emphasis of this diploma thesis is on the opportunities and possibilities that urban experiments can offer to support emancipatory processes in urban development. For this purpose, the terms „emancipation“ and „urban experiment“ are defined and discussed, and the potential that urban experiments provide for emancipation is explained. This serves as the basis for an empirical study, which uses case studies to analyse which factors are supporting - or hindering - the unfolding of emancipatory processes in urban experiments. Vienna serves here as the urban context, where two selected practical examples, „Zukunftshof“ and „Garage Grande“, are examined in more detail. Based on this, fields of action and recommendations aredefined that can support an experimental and empowering approach in planning and thus social-ecological urban development processes in Vienna.The findings of this research show that urban experiments provide a platform orframework that enables ad hoc testing of alternative solutions for a socially and ecologically just future. At the same time, they offer the chance to support emancipatory processes. An essential factor for enabling urban experiments has turned out to be the creation of an open framework in which administrative and institutional rules and regulations can be neglected. Furthermore, the reduction of financial risks and the development of low-threshold offers can encourage actors involved in urban experiments to use their own willpower to establish solutions that lead to an improved socio-ecological urban quality of life. Additionally, urban experiments have the potential to promote social participation of different groups of actors. Existing power constellations can be reflected through this. It depends on the actors involved, their cooperation and their commitment to deal with the findings and experiences from the respective urban experiments whether these can be overcome and well-established approaches and practices can actually be broken up. For an empowering approach to planning, and therefore to support social-ecological urban development processes through urban experiments in the future, the provision of places for experimentation should be encouraged. Furthermore, it is necessary to develop structures that offer an open framework for the implementation of urban experiments and thus open up independent arenas for action. Finally, it is essential to link the jointly developed knowledge and allow different actors to cooperate on an equitable basis to benefit from the emancipatory potential of urban experiments.
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Abweichender Titel nach Übersetzung der Verfasserin/des Verfassers