In Wien, besteht ein enormes wirtschaftliches Potential und kulturelles Interesse an der Erhaltung von Bestandsbauwerken der Gründerzeit. Um die Entwicklung der Stadt voranzutreiben, ist es jedoch erforderlich diese bestehenden Gebäude aufzustocken. Infolge dessen werden zusätzliche Lasten auf die bestehenden Konstruktionen eingebracht, welche häufig ohne nachträgliche Verstärkungsmaßnahmen nicht aufgenommen werden können. In der vorliegenden Arbeit werden die Charakteristik sowie nachträgliche konstruktive Verstärkungsmöglichkeiten von unbewehrtem einschaligem Ziegelmauerwerk von Wiener Gründerzeithäusern behandelt. In der Literatur wird eine Vielzahl an nachträglichen konstruktiven Verstärkungsmöglichkeiten von Mauerwerk beschrieben. Ziel dieser Arbeit ist die in der aktuellen Literatur beschriebenen sowie die baupraktisch verwendeten Verstärkungsmaßnahmen darzustellen. Dabei werden im ersten Schritt die theoretischen Grundlagen umrissen, die einen Überblick über die Gründerzeit (1840 - 1920) und deren Konstruktionsformen geben und sich mit der Geschichte des Mauerwerksbaus auseinander setzen. In weiterer Folge werden die Festigkeitseigenschaften der einzelnen Komponenten, Ziegel und Mörtel, sowie des Mauerwerks und deren Prüfverfahren betrachtet. Warum ein Ziegelmauerwerk eines Bestandsgebäudes verstärkt werden muss, zeigt das Kapitel "Ursachen für Verstärkungsmaßnahmen". Darin wird erläutert, dass aufgrund nachträglicher Veränderungen an einem Bestandsgebäude und Nachweisen zur Widerstandsfähigkeit eines Bauteiles, bei Erdbeben oder Wind, das Mauerwerk zu verstärken ist. Um den Zustand von historischem Mauerwerk beurteilen und erfassen zu können, sind in Wien bestimmte Vorschriften wie der Leitfaden zur OIB Richtlinie 1 einzuhalten, eine Bestandsaufnahme (ehemals Ingenieurbefund) durchzuführen und seit der Bauordnungsnovelle 2014 in Folge von Umbauten ein Bauwerksbuch für eine bessere Prüfbarkeit von Instandhaltungsmaßnahmen zu führen. Im zweiten Schritt werden die einzelnen aus der Literatur bekannten, vorwiegend aus dem deutschsprachigen Raum stammenden, nachträglichen konstruktiven Verstärkungsmaßnahmen beschrieben. Dabei reichen die Maßnahmen von der Verfestigung des Mauerwerks durch Injizieren mit organischen Harzen über das Vorspannen und Vernadeln zur Rissbegrenzung bis hin zu Erhöhung der Tragfähigkeit mit Faserverbundwerkstoffen. Zum Abschluss dieser Arbeit wurden von ausgewählten Firmen der Bauindustrie Leistungsbeschreibungen und/oder Preise für die in der Baupraxis angewendeten Maßnahmen zur Verstärkung von Ziegelmauerwerk eingeholt. Darauf aufbauend werden Kostenschätzungen der einzelnen Verstärkungsmaßnahmen aufgezeigt. Da es zum Zeitpunkt des Verfassens dieser Arbeit für diese Maßnahmen keine standardisierten Leistungsbeschreibungen gibt, werden in dieser Arbeit Punkte aufgelistet, die bei der Verfassung einer Leistungsbeschreibung zu berücksichtigen wären. Mit der Auflistung von Kosten soll eine wirtschaftliche Entscheidungshilfe für nachträgliche konstruktive Verstärkungsmaßnahmen geschaffen werden. Diese Entscheidung spielt eine wesentliche Rolle bei dem wirtschaftlichen Potential der Verstärkungsmaßnahmen von Ziegelmauerwerk infolge von höheren Belastungen aus den Dachgeschoßausbauten oder Aufstockungen und der Bemessung nach dem aktuellen Stand der Technik.
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In Vienna, especially in the city center, exists an enormous economic potential and cultural interest in preserving existing buildings from the Wilhelminian time. Since Vienna is rather limited in space there is little space to newly build houses in order to develop the city. It is therefore necessary to extend existing buildings in height. In consequence, the supporting walls beneath must bear a higher load. This thesis discusses reinforcing measures that are required to retrospectively adapt the structural stability of non-reinforced non-ventilated brick masonry in houses built in the Wilhelminian time. The first section gives an overview of the theoretical background such as the Wilhelminian time (1840-1920) itself, its construction types and the history of brickwork. Next the author adresses the mechanical properties, testing procedures of the different components such as brick, plaster and those of masonry itself. The reason why the brickwork of an existing construction needs to be reinforced will be shown in the section - Ursachen für Verstärkungsmaßnahmen- (Cause for reinforcing measures). Therein it will be illustrated that retrospective changes of a building requires components that provide proof of their resistance against earthquakes and wind. For this reason, it is a necessity to strengthen the brick masonry. To be able to evaluate the current state of a brickwork building in Vienna, it is necessary to meet given regulations, such as the guideline of the "OIB Richtlinie 1". In addition, an engineer-report has to be provided and, since the building regulations were changed in 2014, a detailed construction book has to be kept in order to verify the maintenance needs of the building. The second part of the thesis will describe various reinforcing measures following the current state of the art. These were drawn from standard technical literature, predominantly from German-speaking regions. The measures range from strengthening the brickwork by injecting organic resin, preload and needling in order to limit fissures to the point of raising the carrying capacity with fiber-reinforced composite. Actual technical specifications and/or prices for reinforcement work were solicited for the final section and proude the basis for the calculation of costs for each measure. Since there are no standardised technical specification for these special measures, this thesis itemises each reinforcement and connects, if existing, various aspects that have to be considered when creating technical specifications. Changes like reconstructing an attic or raising the entire roof result in an increased weight strain on the carrying walls beneath and obligates to follow the current state of the art. This cost register shall be of help in cost effective decisions, when selecting constructive reinforcing measures.