Das Projekt „Herklotzgasse 23“ umfasst die Bebauung eines Grundstücks, das sich im alten Teil Sechshaus des 15. Wiener Gemeindebezirk befindet. Der Bauplatz gliedert sich in einen grundsätzlich sehr dicht bebauten Block ein, der allerdings zwei offensichtliche Fehlstellen aufweist, die bis heute nicht nachverdichtet wurden. Der Block wird im Norden von der Herklotzgasse, im Osten von der Fünfhausgass, im Süden von der Sechshauserstraße und im Westen von der Kranzgasse abgeschlossen. Die Baufelder erweisen sich aber nicht nur aufgrund ihrer Lage und der jeweils schwer zu bebauenden Grundstücksform als herausfordernd und interessant, sondern auch mit Blick auf die Nachbargebäude und das „Grätzl“, die eine lange und bewegte Geschichte haben. Der ganze Bezirk war vor dem 2. Weltkrieg stark jüdisch geprägt, speziell das Nachbarhaus der Herklotzgasse 21 diente damals als wichtiger Treffpunkt und soziale Mitte der jüdischen Gesellschaft. Lange Zeit blieb dieser Teil der Geschichte des Stadtteils verborgen, erst durch das Projekt „Herklotzgasse 21“ der damaligen Bürogemeinschaft des Nachbarhauses wurde diese aufgearbeitet und durch Publikationen, Ausstellungen und Veranstaltungen zum Vorschein gebracht. Angrenzend an das Haus der Herklotzgasse 21 steht eine alte Turnhalle, einst Teil eines jüdischen Kindergartens und Heim des jüdischen Turnvereins Makkabi XV, die heute als Café genutzt wird. Nördlich der Turnhalle befindet sich ein altes Industriegebäude. Die ehemalige Erbsenschälfabrik dient als Raum für Werkstätten, Wohnungen, Ausstellungen und Veranstaltungen. Diese Häuser hatten einst einen sehr hohen sozialen Stellwert im Bezirk. So befanden sich in der Herklotzgasse 21 auch ein Knaben- bzw Mädchenhort, ein Vereinshaus zur Ausspeisung armer jüdischer Kinder, ein jüdischer Kindergarten sowie Unterkunftsräume für Obdachlose. Der Entwurf soll die Tradition dieser Häuser weiterführen und einen Ort im Grätzl schaffen, der innerhalb des Blocks – zugleich öffentlich wie privat – als soziale Anlaufstelle und identitätsstiftender Knotenpunkt dient. Die Leitidee nimmt nicht nur den geschichtlichen Hintergrund, sondern auch die derzeitige Bebauung und Nutzung der Nachbarhäuser auf: Auch heute beherbergt die Herklotzgasse 21 wieder Vereine mit sozialem Fokus, so etwa „ArbeitPlus“, eine Institution, die sich mit der Wiedereingliederung von langzeitarbeitslosen, benachteiligten Menschen beschäftigt, oder auch die Armutskonferenz, ein Netzwerk von über 40 sozialen Organisationen, welches Hintergründe, Ursachen, Daten, Fakten, Strategien und Maßnahmen gegen Armut und soziale Ausgrenzung in Österreich untersucht. Der Block bietet durch öffentliche Funktionen, wie das Café in der Turnhalle, den Veranstaltungsraum im alten Fabrikgebäude und den öffentliche Höfen viel Potential, um diese urbane Heterogenität und die Durchmischung von BewohnerInnen und BesucherInnen auch in den Fehlstellen am Nachbargrundstück weiterzuführen und auszubauen. Das Konzept für die Nutzung der unbebauten Grundstücke der Herklotzgasse umfasst konkret: Ein Wohnhaus mit sozialem Fokus (betreutes Wohnen für obdachlose Menschen), das Platz für zirka 60 Personen bietet, einen Stützpunkte für sozialarbeiterische Betreuung, eine Arztpraxis für Bewohner und externe Patienten, eine Gemeinschaftsküche mit Speisesaal und diverse Gemeinschaftsräume. Die neue Bebauung soll Synergien mit bestehenden Strukturen eingehen können, wie etwa mit den Werkstätten und Veranstaltungsräumen des Fabrikgebäudes, den sozialen Institutionen „ArbeitPlus“ und „Armutskonferenz“ und dem Café in der Turnhalle.
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The project comprises the development of an empty space in a very dense block, situated in Herklotzgasse, in the 15th district of Vienna. The most interesting aspect of the site is not only its location and challenging arrangement, but also the neighboring buildings and its long and turbulent historical background. Before the Second World War, the 15th district of Vienna was inhabited by the Jewish community, especially the neighboring house of Herklotzgasse 21 was used as a meeting point and a social center. For a long time, the area’s Jewish history seemed to have been forgotten – it was only the project "Herklotzgasse 21", initiated by the building’s current residents that raised attention to this historical aspect of the neighborhood. Next to the building situated in Herklotzgasse 21 used to by a gym that was part of the Jewish kindergarten and home to the gymnastics club "Makkabi XV", it is now used as a café and restaurant. Another neighboring building, situated in •the east of the envisaged site, is an old industrial building. This former factory is used as a space for numerous workshops, flats and a venue for exhibitions. All of the neighboring buildings, including a Jewish kindergarten, a homeless shelter and soup kitchen, formerly had had a social function for the district’s Jewish community. The project “Herklotzgasse 23” aims to take up the historic context of the district and to continue the tradition of the existing buildings. The idea is to recreate a space that serves as a social meeting point and at the same times conveys the block’s identity. The concept takes up the existing structure of the area as well of the buildings, which subsequently coincide with general idea: The building in Herklotzgasse 21 houses organizations that have a social focus, for example “ArbeitPlus”, which is an institution that supports people affected by long term unemployment, or the “Armutskonferenz”, a network comprised of 40 social organizations that study and gather information about poverty and exclusion in Austria. Through public functions like the café located in the former gym, the venue in the old factory and the public courtyards, the block has a lot of potential to continue this urban heterogenity and to mix residents with visitors. The concept for the vacant spaces in the Herklotzgasse aims at creating synergetic effects between new and existing structures and thus entails: A residential building with a social aspect for about 60 people, a base for social workers, a doctor’s office for residents and external patients, a community kitchen with dining room and different communal spaces.
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Additional information:
Zusammenfassung in englischer Sprache Abweichender Titel nach Übersetzung der Verfasserin/des Verfassers