Im Eröffnungsjahr der wiederaufgebauten Staatsoper wurde 1955 auch die Einweihung der Opernpassage als erste von mehreren unterirdischen Fußgängerquerungen der Wiener Ringstraße medienwirksam zelebriert. Als besondere technische Sensation wartete die unterirdische Unterführungs- und Geschäftsanlage mit den ersten frei zugänglichen und vollständig in den öffentlichen Raum integrierten Rolltreppen der Stadt auf. Tageszeitungen dokumentierten das neue „Sonntagsvergnügen Rolltreppenfahren“ als neue, kostenlose Attraktion für die Bevölkerung. Ein Kurzfilm der Stadt Wien bewarb 1961 die Anlagen zur sicheren und ereignisreichen Straßenquerung als „modern, elegant, weltstädtisch und entschieden[e] Bereicherung für das Stadtbild“. Diese Fallstudie beleuchtet die mediale Inszenierung der Eröffnung der ersten Wiener unterirdischen Fußgängerpassage(n) und fragt, vom dargestellten Phänomen des ‚Auf- und Abfahrens‘ ausgehend, nach dem Stellenwert der Rolltreppen innerhalb der Gestaltungsfragen der sich ihrer bedienenden neuen Bauaufgaben. Im Zentrum steht hierbei die Frage nach der dispositiven Orientierung und gestalterischen Anlehnung der entstehenden Passagen und Stationsbauten an die Formensprache der Rolltreppen selbst. Der Beitrag diskutiert die angenommene Rolle der Rolltreppen, einerseits als technisch-funktionaler und andererseits als gestalterisch-ästhetischer Bezugspunkt der Bauten. Gestützt wird diese These durch Betrachtung sowohl der jeweiligen Grundrisse und ihrer Optimierung zugunsten der Bewegungsströme und kalkulierten Frequentierung anhand der Fahrtreppen, als auch der baukünstlerischen Gestaltung durch korrespondierende Formen, Materialien und abgeleitete Motive.