Durch digitale Alltagsabläufe und soziale Medien hat das intime Private eine größere Verschiebung erfahren. Der Privatraum wird zur öffentlichen Bühne und ist für jeden einsehbar. Das (Sich-)Zeigen und Gezeigt-Werden des (vermeintlich) individuellen Raumes lässt ein von Ambivalenzen und Brüchen bestimmtes Kräftefeld erkennbar. Daily Business greift Fragmente und Stimmungsbilder unserer Zeit und unseres täglichen Lebens auf: Die Grenzen zwischen Innen und Außen, digital und analog, materiellem und immateriellem Raum werden aktuell immer weiter aufgelöst und vermischen sich mit der häuslichen Sphäre und einer privaten Alltagsästhetik.
Simon Mielke, Phung-Tien Phan, Franca Scholz und Lukas Thaler präsentieren auf unterschiedlichen Ebenen innere Bilder und Emotionen, die sie räumlich in Bezug zum eigenen Körper, seiner äußeren Umgebung sowie zum Wohn- und Schutzraum setzen.
In Phung-Tien Phans (*1983) Video „Girl at heart“ mischen sich im schnellen Tempo Fotos, Videos sowie verschiedene Musikfragmente. Sie beschäftigt sich in ihren Videos mit der Frage, wie soziale Medien funktionieren und mit welcher Geschwindigkeit Dinge parallel geschehen. Die teilweise wackelige Kameraführung erinnert an YouTube-Videos und lässt den Eindruck von Intimität entstehen, die mit einem Gefühl der Orientierungs- und Ziellosigkeit einhergeht.
In Simon Mielkes (*1990) Malereien ist Wohnraum nur schemenhaft und reduziert dargestellt. Die Abbildungen basieren auf Inseraten aus digitalen Immobilien-Plattformen, in denen freie Wohnungen angeboten werden. Mielke inkludiert technische Eigenschaften und gängige Kamerafehler wie überbelichtete Fenster und Farbstiche, und verweist damit auf eine alltägliche Fotopraxis. Eine wohnliche Atmosphäre ist in dem reduzierten Raum nur schwer vorstellbar und ruft in der tristen Leere stattdessen das Gefühl von Ungewissheit hervor.
In ihren Stoffobjekten beschäftigt sich Franca Scholz (*1988) mit der Performativität von Sprache sowie der häuslichen Umgebung in Relation zur inneren Verfassung. Auf ihren wattierten Objekten und Stoffassemblagen befinden sich selbst verfasste Texte sowie Zitate autofiktionaler feministischer Literatur. Unvollständige Sätze und sich wiederholende Codes spielen an die Fragilität von sprachlicher und körperlicher Repräsentation, sowie an schnelle Gedanken an, die in der Hektik des Alltags im digitalen Zeitalter untergehen. Auf ihren Oberflächen schlagen sich Spuren und Flecken nieder; Pfützen formen sich gelegentlich zu einzelnen Worten oder Sätzen.
Die Installation von Lukas Thaler (*1989) besticht auf den ersten Blick durch ihre skurrile Verspieltheit, die Lukas Thaler durch den Einsatz eines Sammelsuriums von kitschigen Objekten, verschiedenen Materialien und pastelligen Farben erreicht. Ob Teetassen und Milchkannen, lampenartige Säulen oder skulpturale Sitzgelegenheiten: Thalers Objekte loten funktionale, ästhetische und formale Potenziale unterschiedlicher Alltagsgegenstände und ihrem Material aus. Keramikkatzen besetzen ihr Territorium.