Citation:
Wenda, C. (2020). Natura 2000 als Instrument zur Klimaanpassung in der örtlichen Raumplanung : eine Gegenüberstellung der Statutarstadt Krems an der Donau und der Stadtgemeinde Hollabrunn [Diploma Thesis, Technische Universität Wien]. reposiTUm. https://doi.org/10.34726/hss.2020.76083
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Publication Type:
Thesis - Diplomarbeit
en
Language:
German
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Date (published):
2020
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Number of Pages:
106
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Keywords:
Natura 2000; Natura 2000-Gebiete; Europaschutzgebiete; Biodiversität; Klimawande; Klimaanpassung; Klimaschutz; Niederösterreich; Krems an der Donau; Hollabrunn; örtliche Raumplanung
de
Natura 2000; Natura 2000 areas; biodiversity; climate change; climate adaptation; climate protection; Lower Austria; Krems an der Donau; Hollabrunn; urban planning
en
Abstract:
Laut eines Berichtes des UN-Umweltprogrammes ist die Biodiversität eine unabdingliche Voraussetzung für den Erhalt von Leben auf der Erde (Umweltbundesamt GmbH, 2004, S.325). In den vergangenen Jahren musste festgestellt werden, dass diese Vielfalt bereits maßgeblich abnahm, wodurch mittlerweile über 45 % der Schmetterlingsarten und 38 % der Vogelarten bedroht sind sowie sich das Ausmaß der Feuchtgebiete um 60 % reduzierte (Kommission der europäischen Gemeinschaften, 2002, S.8). Zusätzlich wurden in mehreren Mitgliedsstaaten der europäischen Union 24 % der Vogel-, Schmetterlings- und Säugetierarten bereits als „ausgestorben“ klassifiziert (Mayr C., 2013, S.6). Ein maßgeblicher Grund für den Rückgang der biologischen Vielfalt sind die zunehmenden Auswirkungen des Klimawandels und die Veränderung der Lebensräume von Tieren und Pflanzen, welche damit einhergehen (vgl. IPCC, 2007). Bereits im Jahr 1998 wurde eine Gemeinschaftsstrategie verabschiedet, welche die Erhaltung der Artenvielfalt thematisiert (Generaldirektion Umwelt der Europäischen Kommission, 2007). Darauf aufbauend erfolgte im Zuge des Frühjahrsgipfel der europäischen Staats- und Regierungschefs in Göteborg im Jahr 2001 die Vereinbarung, „dass dem Rückgang der biologischen Vielfalt Einhalt geboten werden sollte, mit dem Ziel dies bis 2010 zu erreichen“ (Schlussfolgerungen des Vorsitzes, Europäischer Rat, vom 15. und 16. Juni 2001, Zf 31). Die Fauna-Flora Habitat- sowie Vogelschutz-Richtlinie leisten in ihrer Umsetzung als Natura 2000-Netzwerk einen wesentlichen Beitrag zur Erreichung der Ziele einschlägiger internationalen Naturschutzübereinkommen. Doch nicht nur Tier- und Pflanzenarten sowie deren Lebensräume leiden unter den Herausforderungen, welche mit dem Wandel der klimatischen Bedingungen einhergehen. Auch das menschliche Wohlbefinden ist von den elementaren Systemen der Erde und ihrer Beschaffenheit abhängig. Eine negative Beeinflussung der physikalischen Merkmale, wie z.B. Temperatur, der Meeresspiegel oder die Wasserverfügbarkeit, sowie der darauf aufbauenden Ökosystemen hat maßgebliche Gefährdungen für die menschliche Gesundheit zur Folge (Lozán et al, 2008). Als Beispiel kann die Hitzeperiode des Sommers 2003 genannt werden, in welcher innerhalb Europa 55.000 zusätzliche Sterbefälle verzeichnet wurden. Obwohl die möglichen Gesundheitsauswirkungen des Klimawandels angesichts zahlreicher Unsicherheitsfaktoren noch problematisch abzuschätzen sind, ist die Notwendigkeit zur Entwicklung und Umsetzung von Anpassungsstrategien unumstritten (Jendritzky, 2007, S. 108). Zu Beginn erläutert die vorliegende Arbeit die Grundlagen sowie den politischen und rechtlichen Kontext der Natura 2000-Gebiete. Im Zuge der Darlegung der Einflussmöglichkeiten dieser Schutzgebiete auf die örtliche Raumplanung - anhand der Notwendigkeit der Durchführung von Naturverträglichkeitsprüfungen bei Plänen und Projekten - wird der Zusammenhang dieser Fachmaterien dargelegt. Eine kurze Einführung über die Grundlagen des Klimawandels verdeutlicht die Dringlichkeit der Umsetzung von Maßnahmen zur Anpassung an die Klimaveränderungen sowie zu Klimaschutz, um nicht nur Fauna, Flora und Habitate vor den Auswirkungen des Klimawandels zu schützen, sondern auch Agglomerationen entsprechend der verändernden räumlichen Rahmenbedingungen zu adaptieren. Die Gegenüberstellungen der Schwerpunkt Klimawandel und Natura 2000 sowie Klimawandel und örtliche Raumplanung zeigen den engen Zusammenhang und Wirkungseffekte zwischen den einzelnen Fachgebieten. Studien besagen, dass vor allem das östliche Flachland Österreichs, und somit ein großer Teil Niederösterreichs, besonders von den veränderten Rahmenbedingungen durch den Klimawandel betroffen sein wird (Klima- und Energiefonds, 2019; Hofstätter et al, 2018, S.5.). Gleichzeitig ist dieses Bundesland jenes, welches betreffend seiner Gesamtfläche, den höchsten Anteil an Natura 2000-Schutzgebieten besitzt. Im Jahr 2006 ließen sich ca. 45 % aller „vertraglich gebundener ökologisch wertvollen Flächen Österreichs“ in Niederösterreich verorten (Amt der NÖ Landesregierung, 2017). Anhand der Aufbereitung der Zusammenhänge und Wirkungseinflüsse wird abgeleitet, inwiefern Natura 2000-Gebiete in der örtlichen Raumplanung eine Rolle spielen können, um Gemeinden bei der Umsetzung von Klimaanpassungsmaßnahmen zu unterstützen. Sind Natura 2000-Gebiete bereits eine ausreichende Grundlage bzw. ein wichtiger Anhaltspunkt, um die örtlichen Gegebenheiten für die Auswirkungen des Klimawandels zu rüsten? Bzw. sind Natura 2000-Gebiete überhaupt Instrumentarien, welche den enormen Herausforderungen des Klimawandels standhalten können? Um diese Themenstellungen und die Aussagekraft der Ergebnisse durch praktische Beispiele zu bekräftigen, erfolgt ein Gegenüberstellung der Statutarstadt Krems an der Donau sowie der Stadtgemeinde Hollabrunn. Obwohl diese niederösterreichischen Gemeinden nur rund 40 km Luftlinie voneinander entfernt liegen, sind die räumlichen Bedingungen überaus different zu werten. Während Krems an der Donau sehr vielfältige naturräumliche Gegebenheiten aufweist, ist Hollabrunn von einer homogenen Struktur geprägt. Nicht zuletzt wird dies durch die naturschutzrelevanten Festlegungen innerhalb der Gemeindegrenzen verdeutlicht. Die Entwicklung Krems an der Donau muss nicht nur auf Seite von 1 4 Carina Wenda, BSc, 01226245 ein regionales Raumplanungsprogramm abgestimmt werden, auch zahlreiche Schutzgebiete prägen die örtlichen Planungsmöglichkeiten. Unter anderem sechs Europaschutzgebiete weisen auf die Bedeutsamkeit des Raumes für Arten und Lebensräume hin. Im Gegenzug dazu besitzt Hollabrunn keinerlei diesbezüglicher Festlegungen. Weder überregional verordnete Programme noch naturschutzfachliche Schutzgebiete wurden innerhalb der Stadtgemeinde definiert. Durch die Analyse sowie Interviews mit Expertinnen und Experten der Gemeinden werden einerseits Schlussfolgerungen zu dem Umgang sowie dem Stellenwert von Klimawandel und Klimaanpassung in den Gemeinden getroffen und andererseits der Handlungsbedarf zu raumordnungsfachlichen Instrumenten betreffend des Umgangs mit Klimawandel, unter Berücksichtigung der Relevanz von Natura 2000-Gebiete, abgeschätzt. Amt der NÖ Landesregierung, 2017. Land- und forstwirtschaftliche Bewirtschaftung, Jagd und Fischerei [WWW Document]. Land Niederösterreich. URL http://www.noe.gv.at/noe/Naturschutz/ Land_Land_und_forstwirtschaftliche_Bewirtschaftung_Jagd_und_Fisc.html (zuletzt aufgerufen am 18.02.20). Europäischer Rat, 2001. Schlussfolgerung des Vorsitzes, Europäischer Rat (Göteborg), vom 15. und 16. Juni 2001. Generaldirektion Umwelt der Europäischen Kommission, 2007. Leitfaden zum strengen Schutzsystem für Tierarten von gemeinschaftlichem Interesse im Rahmen der FFH-Richtlinie 92/43/EWG (Leitfaden). Brüssel. Hofstätter, M., et al, 3019. KlimaStatusBericht Österreich 2018. CCCA Geschäftsstelle, Wien. IPCC, 2007. Zusammenfassung für politische Entscheidungsträger (Beitrag der Arbeitsgruppe I zum Vierten Sachstandsbericht des Zwischenstaatlichen Ausschusses für Klimaänderung (IPCC)), Klimaänderung 2007: Wissenschaftliche Grundlagen. IPCC - The Intergovernmental Panel on Climate Change, Bern/Wien/Berlin. Jendritzky, G., 2007. Folgen des Klimawandels für die Gesundheit, Folgen des Klimawandels für die Gesundheit. Freiburg. Klima- und Energiefonds, 2019. 5 Fakten zum Klimawandel [WWW Document]. KLAR! KlimawandelAnpassungsModellRegion. URL https://klar-anpassungsregionen.at/klimawandelfakten (zuletzt aufgerufen am 11.02.20). Kommission der Europäischen Gemeinschaft, 2002. Arbeitsdokument der Europäischen Kommission zu Natura 2000. Lozán, J.L., et al. 2008. Warnsignal Klima: Gesundheitsrisiken. Gefahren für Menschen, Tiere und Pflanzen, Wiss. Auswertungen. Hamburg. Mayr, C., 2013. Das EU-Schutzgebietsnetz Natura 2000 - Hintergründe, Stolpersteine, Herausforderungen für die Zukunft. Brüssel. Umweltbundesamt GmbH, 2004. Siebenter Umweltkontrollbericht (No. 7). Umweltbundesamt GmbH, Wien.
de
According to a report by the UN environmental program, biodiversity is an essential condition for the preservation of life on earth (Umweltbundesamt GmbH, 2004, p.325). In the past years it was detected that this diversity has declined rapidly - already over 45% of butterfly species and 38% of bird species are now under threat and the size of wetlands has decreased by 60% (Kommission der europäischen Gemeinschaften, 2002, p.8 ). In addition, 24% of bird, butterfly and mammal species in several member states of the European Union have already been classified as „extinct” (Mayr C., 2013, p.6). A key reason for the decline in biodiversity is the increasing effects of climate change and the change in the habitats of animals and plants that go along with it (cf. IPCC, 2007). Already in 1998 the European Commission published a strategy for dealing with the conservation of biodiversity (Generaldirektion Umwelt der Europäischen Kommission, 2007). Based on this, in 2001 at the spring summit of European heads of state and government in Gothenburg, the agreement was reached "that the decline in biodiversity should be stopped with the aim of achieving this by 2010" (Schlussfolgerungen des Vorsitzes, Europäischer Rat, vom 15. und 16. Juni 2001, Zf 31). In their implementation as Natura 2000 Network, the Birds Directive and Habitats Directive make an important contribution to achieving the goals of relevant international nature conservation conventions. But it is not only the fauna, flora and habitats that suffer from the challenges associated with changing climate conditions. Human well-being also depends on the elementary systems of the earth and their nature. A negative influence on the physical characteristics, e.g. Temperature, sea level or the availability of water, as well as the ecosystems based on them, pose significant threats to human health (Lozán et al, 2008). One example is the hot period in summer 2003, when 55,000 additional human deaths were recorded in Europe. Although due to numerous uncertainty factors it is still difficult to assess the possible health effects of climate change, the need to develop and implement adaptation strategies is undisputed (Jendritzky, 2007, p. 108).At the beginning, the present work explains the basics as well as the political and legal context of Natura 2000. In the course of showing the possibilities of these protected areas to influence urban planning, the connection between these subjects is shown. A brief introduction to the basics of climate change illustrates the urgency of implementing measures to adapt to climate change and climate protection in order to not only protect fauna, flora and habitats from the effects of climate change, but also to adapt agglomerations to the changing spatial conditions. The confrontation of climate change and Natura 2000 as well as climate change and urban planning show the connection and impact effects between the individual specialist fields. Studies show that in particular, the eastern lowlands of Austria, and thus a large part of Lower Austria, will be especially affected by the changed conditions due to climate change (Klima- und Energiefonds, 2019; Hofstätter et al, 2018, p.5). At the same time, this federal state is the one that has the highest percentage of Natura 2000 protected areas in terms of its total area. In 2006, approximately 45% of all “contractually bound, ecologically valuable areas of Austria” were located in Lower Austria (Amt der NÖ Landesregierung, 2017). Based on the description of the interrelationships and effects, it is to be deduced to what extent Natura 2000 areas can take part in local urban planning in order to support municipalities in implementing climate adaptation actions. Are Natura 2000 areas already a sufficient basis or an important point of reference to equip local conditions for the effects of climate change? Are Natura 2000 areas in fact instruments that can withstand the enormous challenges of climate change? To confirm these topics and the meaningfulness of the results on the basis of practical examples, a comparison between the statutory city of Krems an der Donau and the municipality of Hollabrunn is made. Although these municipality of Lower Austria are only about 40 km away from each other, the spatial conditions are extremely different. While Krems an der Donau possesses very diverse natural conditions, Hollabrunn is characterized by a homogeneous structure. Amongst other things, this is accentuated by the nature-relevant stipulations within the municipal boundaries. The development of Krems an der Donau not only has to be coordinated with a regional spatial planning program, numerous protected areas influence local planning options. Among others, six Natura 2000 areas indicate the importance of the space for species and habitats. In return, Hollabrunn has no stipulations in this regard. Neither nationally decreed programs nor nature conservation areas have been defined within the municipality. On basis of the analysis and interviews with experts of the municipalities, on the one hand conclusions on the handling and the importance of climate change and climate adaptation in the municipalities are made and, on the other hand, the need for action on spatial planning instruments regarding the handling of climate change, taking into account the relevance of Natura 2000 areas, is estimated. Amt der NÖ Landesregierung, 2017. Land- und forstwirtschaftliche Bewirtschaftung, Jagd und Fischerei [WWWDocument]. Land Niederösterreich. URL http://www.noe.gv.at/noe/Naturschutz/ Land_und_forstwirtschaftliche_Bewirtschaftung_Jagd_und_Fisc.html (zuletzt aufgerufen am 18.02.20). Europäischer Rat, 2001. Schlussfolgerung des Vorsitzes, Europäischer Rat (Göteborg), vom 15. und 16. Juni 2001. Generaldirektion Umwelt der Europäischen Kommission, 2007. Leitfaden zum strengen Schutzsystem für Tierarten von gemeinschaftlichem Interesse im Rahmen der FFH-Richtlinie 92/43/EWG (Leitfaden). Brüssel. Hofstätter, M., et al, 3019. KlimaStatusBericht Österreich 2018. CCCA Geschäftsstelle, Wien. IPCC, 2007. Zusammenfassung für politische Entscheidungsträger (Beitrag der Arbeitsgruppe I zum Vierten Sachstandsbericht des Zwischenstaatlichen Ausschusses für Klimaänderung (IPCC)), Klimaänderung 2007: Wissenschaftliche Grundlagen. IPCC - The Intergovernmental Panel on Climate Change, Bern/Wien/Berlin. Jendritzky, G., 2007. Folgen des Klimawandels für die Gesundheit, Folgen des Klimawandels für die Gesundheit. Freiburg. Klima- und Energiefonds, 2019. 5 Fakten zum Klimawandel [WWW Document]. KLAR! KlimawandelAnpassungsModellRegion. URL https://klar-anpassungsregionen.at/klimawandelfakten (zuletzt aufgerufen am 2.11.20). Kommission der Europäischen Gemeinschaft, 2002. Arbeitsdokument der Europäischen Kommission zu Natura 2000. Lozán, J.L., et al. 2008. Warnsignal Klima: Gesundheitsrisiken. Gefahren für Menschen, Tiere und Pflanzen, Wiss. Auswertungen. Hamburg. Mayr, C., 2013. Das EU-Schutzgebietsnetz Natura 2000 - Hintergründe, Stolpersteine, Herausforderungen für die Zukunft. Brüssel. Umweltbundesamt GmbH, 2004. Siebenter Umweltkontrollbericht (No. 7). Umweltbundesamt GmbH, Wien.
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