Mach, I. J. (2010). Vom Teehaus zum Themenpark. Rauminszenierung in der Japanischen Architektur [Dissertation, Technische Universität Wien]. reposiTUm. http://hdl.handle.net/20.500.12708/160272
Japan; Staging; Teahouse; Theme park; Atmosphere; Aisthosphere; Synaesthesia; Immersion; Topology; Systems theory
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Abstract:
Der zunehmende Umfang und die Heterogenität der Anforderungen an zeitgenössische Architektur konfrontieren Planer mit immer komplexeren Problemstellungen in der Disziplin der Raumgestaltung. Die Aufgabenbereiche der Architektur entfernen sich dabei zusehends von der klassischen Planung von Einzelgebäuden und entwickeln sich in Richtung Gestaltung künstlicher Landschaften und immersiver Lebens- und Erlebniswelten. Diese Ausweitung des Planungsumfanges zwingt Architekten unweigerlich, die herkömmlichen medialen Grenzen zu überschreiten und sich einem interdisziplinären Entwurfsansatz zuzuwenden.<br />In seiner Theorie der "Sphären" illustriert Peter Sloterdijk die Annahme, dass der Mensch zu jeder Zeit in gegebenen, aufgesuchten oder auch imaginierten Sphären eingebettet ist. Aufbauend auf dieser Charakterisierung wird der Architekturbegriff aufgeweitet und allgemein als die Produktion und das Management von "Atmosphären" im Sinne von "Immersionsräumen" definiert. Dabei stellt die Tatsache, dass der Begriff der "Atmosphäre" sowohl im physisch-klimatischen als auch im psychisch-affektiven Bereich Anwendung findet, eine wichtige Grundlage für die Definition einer umfassenden Planungsagenda dar, welche sich einerseits bio-sphärisch in der Produktion konditionierter Klimahüllen, andererseits aistho-sphärisch (von Griechisch "aisthesis" - sinnliche Wahrnehmung) in der Inszenierung von Wahrnehmungshüllen, ausprägt. Um die hohe Komplexität funktionaler Ansprüche erfolgreich mit einer wahrnehmungs- und präsentationsorientierten Gestaltung zu verbinden, ist es notwendig, Spezialbereiche der Kunst und der Wissenschaft zu konsultieren. So kann beispielsweise die Systemtheorie Analysen zum Aufbau und der Funktionsweise komplexer Organisationen beisteuern. Die Psychologie und Kunst, im Speziellen die Dramaturgie und Performancekunst, empfehlen sich wiederum als erste Kompetenzadressen für Wahrnehmungsinszenierung und Präsentationstechnik. Als besonders aufschlussreich erweist sich eine vergleichende Gegenüberstellung zweier konträrer, dramaturgisch inszenierter Architekturbeispiele: Des japanischen Teehauses - als Vertreter historisch-östlicher Ritualarchitektur, und des Themenparks - als zeitgenössisch (vermeintlich) westlichem Entertainmentraum. Beide Raumkonzepte zeigen vielschichtige, wahrnehmungs- und erlebnisorientierte Gestaltungen mit Verbindungen zwischen Architektur, Landschaftsgestaltung und diversen Kunst- und Medienformen und demonstrieren so die Spannweite und hohe Komplexität der Thematik. Die analytische Betrachtung dieser synergetischen und transmedialen Gesamtkompositionen liefert mögliche Anleitungen zu einer Annäherung zwischen architektonischer und performativer Praxis und damit zur Planung multidimensionaler, umfassend immersiver Erlebnissphären, so genannter "Totalscapes".<br />Ziel der Arbeit ist es, die zurzeit eher diffuse und auf verschiedene Fachbereiche verteilte Diskussion über Rauminszenierung zusammenzuführen und zu einer expliziten Theorie der Wahrnehmungsgestaltung auszubauen.<br />Erst auf Basis einer konsolidierten theoretischen Basis lassen sich Entwurf und Wirkung von multimedial-synästhetischen Räumen gezielt beschreiben, in einem historischen und transkulturellen Kontext bewerten und für die zukünftige Architekturpraxis nutzbar machen.<br />
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Contemporary architecture is confronted with growing and heterogeneous requirements. Therefore, planners have to adjust to increasingly complex assignments in the discipline of spatial design.<br />The task area of architecture comprises not only the traditional conception of individual buildings but also the development of artificial landscapes and immersive experiential environments. This extension of the scope of planning forces architects to traverse the conventional borders between media and to turn to interdisciplinary design methods. In his theory of "spheres" Peter Sloterdijk illustrates the assumption that man is imbedded in given, created or imagined spheres at any time.<br />Based on this idea the concept of architecture is expanded and defined as the production and management of "atmospheres" in the sense of "immersive spaces". In this context the fact that the term "atmosphere" describes both a physical-climatic concept as well as psychologically affective spatial qualities constitutes an important basis for defining a comprehensive planning agenda that manifests itself in the production of climatically conditioned bio-spheres as well as in the staging of perceptive spaces or "aistho-spheres" (from Greek "aesthesis": sensual perception).<br />In order to successfully combine the high complexity of functional requirements with a perception- and presentation-oriented design it is necessary to consult special fields of both arts and sciences. Systems theory, for example, offers a methodical approach to the analysis of the functionality of complex organisations. Psychology and arts, especially dramaturgy and performing arts, are typically concerned with the staging of perception and with presentation techniques. The comparative analysis of two contrary, dramaturgically staged architectural spaces - the Japanese teahouse as a representative of historical Eastern ritual architecture, and the theme park as a contemporary, (supposedly) Western entertainment space - proves to be especially informative. Both spatial concepts depict multi-layered perception- and experience-oriented designs, combining architecture, landscape design and diverse forms of media and art, demonstrating the wide range and high complexity of the subject. The analytic examination of these synergetic and transmedial holistic compositions shows possible directions for the converging of architectural and perfomative practices and thus for the planning of multidimensional, immersive experience spheres, so-called "totalscapes".<br />The aim is to harmonise the currently vague and disconnected discourses on the staging of space and thus develop an explicit theory of perceptual design in architecture. Only this consolidated theoretical basis allows for a systematic description of the design and effects of multimedial synaesthetic spaces, an evaluation within differing historic and cultural contexts and the utilisation for future architectural practice.
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Additional information:
Abweichender Titel laut Übersetzung der Verfasserin/des Verfassers