Citation:
Standl, C. (2011). Der Wallistrakt der Salzburger Residenz [Diploma Thesis, Technische Universität Wien]. reposiTUm. http://hdl.handle.net/20.500.12708/160721
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Publication Type:
Thesis - Diplomarbeit
en
Language:
German
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Date (published):
2011
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Number of Pages:
277
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Keywords:
Salzburg; Residenz; Wallistrakt; Salzburger Residenz; Wolf Dietrich von Raitenau; Museumsleitplan; Denkmalpflege; Otto Prossinger; Stift St.Peter; Vincenzo Scamozzi
de
Salzburg; Residenz; Wallistrakt; Salzburger Residenz; Wolf Dietrich von Raitenau; Museumsleitplan; Denkmalpflege; Otto Prossinger; Stift St.Peter; Vincenzo Scamozzi
en
Abstract:
Baugeschichte:<br />Der Wallistrakt ist Teil des weitläufigen Komplexes der fürsterzbischöflichen Salzburger Residenz. Er setzt sich aus in verschiedenen Bauphasen entstandenen Baukörpern zusammen. Durch zahlreiche Umbauten und Besitzerwechsel räumlich von der eigentlichen Residenz getrennt, wurde das Appartement im Wallistrakt bisher in der Literatur nicht im Zusammenhang mit der eigentlichen fürsterzbischöflichen Residenz behandelt. Das in der ersten Bauphase ab 1604 errichtete so genannte Hofbogengebäude diente ursprünglich für die Unterbrin¬gung des Appartements Fürsterzbischof Wolf Dietrichs von Raitenau (1587-1612).<br />Das Gebäude wurde zwischen 1604 und 1606 auf dem mittelalterlichen Frohnhof, dem Vorplatz der Domkirche errichtet. Hier stand ausreichend Platz zur Verfügung um in kürzester Zeit eine neue Wohnstätte für den Fürsterzbischof zu errichten, ohne dabei den Betrieb der Residenz zu stören oder bürgerliche Häuser ablösen zu müssen. Nach Fertigstellung des Hofbogengebäudes im Jahr 1606 war die mittelalterliche Residenz frei für weitere Umbau- und Modernisierungsmaßnahmen.<br />Nördlich schloss das Hofbogengebäude direkt an den Carabinierisaal, der "sala grande" der Salzburger Residenz, an. Von hier erstreckte sich das fürstliche Appartement im 2. Obergeschoss des Hofbogengebäudes nach Süden. Im südlichsten Teil des Gebäudes befanden sich die privaten Gemächer des Fürsterzbischofs. Von hier aus führte eine reich stuckierte Treppe in einen Gartensaal, der sich hin zum westlich gelegenen Hofgärtl öffnete. Dieser "giardino segreto" war von einer hohen Gartenmauer umgeben. Die Zuweisung des heute nicht mehr als "sala terrena" lesbaren Saales konnte in der gegenständlichen Arbeit eindeutig belegt werden. Weiters konnte auch die originale architektonische Gliederung sowie die materielle und farbliche Zusammensetzung der Putzoberflächen aus der Errichtungszeit des Hofbogengebäudes nachgewiesen werden. Das Hofbogengebäude wird in der Literatur immer wieder mit dem venezianischen Architekten Vincenzo Scamozzi in Zusammenhang gebracht.<br />Scamozzi hielt sich 1603/1604 nachweislich in Salzburg auf um für Wolf Dietrich von Raitenau sowohl ein Projekt für eine neue Domkirche als auch für die Erneuerung und Erweiterung der bischöflichen Residenz auszuarbeiten. Leider fehlen hierzu sämtliche archivalischen Nachweise.<br />Jedoch können die ursprünglich fünf geplanten Durchfahrten des 1604 begonnenen Hofbogengebäudes eindeutig mit dem Domentwurf Scamozzis in Verbindung gesetzt werden. Allerdings, wie die Änderung des ursprünglichen Fassadenschemas an der Domplatzfas¬sade des Hofbogengebäudes zeigt, muss es noch während der Bauzeit bis 1606 zu einem Planer- oder Planungswech¬sel gekommen sein. Bereits unter Wolf Dietrichs Nachfolger Markus Sittikus von Hohenems (1612-1619) dürften das Hofgärtl und die "sala terrena" aufgelassen worden sein. Innerhalb der Gartenmauern wurde in dieser Zeit ein dreiseitiger Kreuzgang mit einem aufgesetzten Geschoss errichtet und die "sala terrena" vermauert. Als Architekt für diese Umbauarbeiten kann Santino Solari angenommen werden. Die Gestaltung der Baukörper und die architektonische Ausstattung stehen in einem engen stilistischen Zusammenhang zu den Profanbauten Solaris in Salzburg. Solari war auch für die Errichtung des 1614 begonnenen, neuen Salzburger Domes verantwortlich. Solari war bei der Situierung der Kirche gezwungen die städtebaulichen Vorgaben des Hofbogengebäudes zur respektieren und den Dom nach diesem auszurichten. Die städtebauliche Dimension des Hofbogengebäudes am Ende der fürsterzbischöflichen "via triumphalis", der Prachtstraße der Stadt, wurde im Rahmen von festlichen Umzügen immer wieder unterstrichen. So wurden die Bögen des Hofbogengebäudes im Rahmen der Sekularfeier von 1682 als erzbischöfliche "porta triumphalis" dekoriert. Im Jahre 1690 kam es dann zu einer weiteren Aufstockung der Trakte im ehemaligen Hofgärtl. Zweck war unter ande-rem die städtebauliche Beruhigung der Franziskanergasse. Die Hoftrakte dienten in der Folge der Hofhaltung des Fürst¬erzbischofs. Hier waren neben zahlreichen Wohnungen von Höflingen unter anderem die fürstliche Leibwäsche und die Gusshütte für die von Johann Baptist und Wolfgang Hagenauer errichteten Mariensäule am Domplatz untergebracht. Im Jahr 1778 bezog die Familie der Schwester von Fürsterzbischof Hieronymus Graf von Colloredo (1772-1812), Maria Franziska verheiratet mit Stephan Olivier Graf Wallis, das Appartement im Hofbogengebäude.<br />Seit dieser Zeit wird dieser Teil der Residenz als Wallistrakt bezeichnet. Für diesen Zweck kam es zu größeren Umbauarbeiten. Die Ausstat¬tung aus der Zeit Wolf Dietrichs wurde gegen eine zeitgenössische im "Wiener Stil" getauscht. Für den Umbau zeichnete sich der französische Architekt Ludwig Grenier verantwortlich. Nächste Umbauarbeiten sind aus der Mitte des 19. Jahrhundert überliefert. Das Appartement wurde als Wohnung für Kaiser Franz Josef I.<br />adaptiert. Im Hof kam es zu kleineren Um- und Einbauten. Nach dem Ende der Monarchie diente der Wallistrakt vorwiegend für Wohnzwecke. Seit den 20er Jahren waren außer¬dem bereits vereinzelt universitäre Einrichtungen einquartiert. Während der Zeit des nationalsozialistischen Regimes befanden sich im Gebäude unter anderem die Büros der Gauarchitekten. In den 60er Jahren entschloss man die Universität Salzburg im Bereich der Altstadt neu zu gründen. Der Wallistrakt war das erste Gebäude, das für universitäre Zwecke umgebaut wurde. Bei den Umbauarbeiten in den Jahren 1964/65 wurde jedoch ein Großteil der historischen Bausubstanz zerstört. Von den Hoftrakten blieben lediglich die Außenmau¬ern mit den Resten der ursprünglichen Gartenmauer erhalten. Im Hofbogengebäude konnte erst in letzter Minute die Zerstörung der "sala terrena" und der stuckierten Wendeltreppe verhindert werden. Die Stuckdecken im Appartement im 2. Obergeschoss aus dem 18. Jahrhundert wurden allerdings zerstört. Entwurf:<br />Derzeit ist in Salzburg ein musealer Rundgang rund um den Domplatz in Planung. Das Konzept für dieses museale wie touristische Großprojekt im Herzen der Stadt stammt von Dieter Bogner. Die große ungelöste Frage ist jedoch die Situ-ierung eines entsprechenden Besucherzentrums. In der gegenständlichen Arbeit wird vorgeschlagen, das Besucherzentrum im Wallistrakt der Residenz unterzubringen. Als Vorteil des Wallistraktes kann dessen Zugänglichkeit außerhalb der Residenz und des Domplatzes sowie dessen Position im Zentrum aller im neuen Museumsrundgang zusammengeschlossenen Museen gewertet werden. Im Gegensatz zu den anderen Zugangsmöglichkeiten ist der Zugang über den Wallistrakt ganzjährig möglich. Es kommt zu keinen Behinderungen, wie zum Beispiel mit der Jedermannbühne oder mit Veranstaltungen in den Prunkräumen der Residenz. Die zentrale Position macht es möglich, von hier aus alle Museen über einen gemeinsamen Zugang zu erschließen.<br />Der Entwurf sieht den Zugang zum Museum im Bereich unter den Hofbögen vor. Hier gab es bis zum Jahr 1965 ein Portal aus der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts. Dieses befindet sich heute im Hof. Das Portal soll wieder an seine ursprüngliche Stelle verlegt werden und in Folge als Zugang dienen. Durch das Portal gelangt man direkt in die "sala terrena". Diese soll zukünftig als Foyer des Museums mit Kassen- und Infoterminals genutzt werden. Es ist vorgesehen, die ehemals zum Garten hin offenen und später vermauerten Bögen wieder zu öffnen und zu verglasen. Der Raum wird so wieder in seiner ursprünglichen Konfiguration verständlich. Der heute von der Universität genutzte nördliche, 1964/1965 errichtete, Hoftrakt wird abgebrochen und soll in der Folge die vertikale Erschließung des Museums aufnehmen. Die Garderoben und Toiletten befinden sich im Untergeschoss. Die Erschließung der Museen selbst findet im Dachgeschoss statt. Der Besucher gelangt zuerst auf eine allgemeine Verteilerebene mit einer Einführung in die Geschichte des Salzburger Dombezirkes. Von hier aus gelangt er in die im Domrundgang zusammengeschlossenen Museen. Weiters sind im Dachgeschoss noch zwei Ausstellungsräume vorgesehen. Zur besseren Belichtung des Dachgeschosses sieht der Entwurf eine Wiederherstellung des ursprünglichen Graben-daches vor. In den Gräben zwischen den einzelnen Dächern ist es möglich, Tageslicht in die Ausstellungsräume zu bringen ohne dabei stadtbildwirksame Dachflächenfenster einzusetzen. Dies entspricht den Forderungen des Stadt-bildschutzes hinsichtlich der Wichtigkeit der "fünften" Fassade in der Salzburger Altstadt. Im Zusammenhang mit der Rekonstruktion des Grabendaches soll auch das ursprüngliche Erscheinungsbild der Fassade wiederhergestellt werden. Die Untersuchungsergebnisse der Bauforschung haben hierfür das notwendige Quellenma¬terial geliefert, das entsprechend der Charta von Venedig eine Wiederherstellung erlaubt.
de
Building history The wing of the prince archiepiscopal Salzburg Residence called "Wallistrakt" is a part of its vast complex. It is a compo¬sition of various architectural components built during different construction stages. The appartment in the Wallistrakt hasn´t been dealt with as a part of the prince archiepiscopal Residence in literature, due to several re-constructions and changes of proprietors.<br />The so-called "Hofbogengebäude" (building with arcs overlooking the courtyard) that was built during the first con-structional stage, starting in 1604, was originally a place of accomodation for the appartment of the prince archbishop, Wolf Dietrich of Raitenau. It was put up in the medieval "Frohnhof", the forecourt of the cathedral, where there was enough space to quickly build a new living unit for the prince archbishop without disturbing the procedures of the Residence or having to redeem civic houses. After the Hofbogengebäude was completed in 1606, the medieval Resi¬dence was open to further renovation and modernization.<br />To the north, the Hofbogengebäude was connected directly to the hall called "Carabinierisaal", the sala grande of the Salzburg Residence.<br />From there, the royal appartment on the second floor extended southwards to where the prince archbishop´s private chambers were located in the very south of the building. A richly stuccoed staircase led from there to a garden hall, opening towards the garden called "Hofgärtl" that was located in the west. This giardino segreto was surrounded by a high garden wall. The assignment to the hall as sala terrena, which today is not legible any more, could unmistakably be verified in this concrete work.<br />Also, the original architectural arrangement and the structure of plaster surface, in terms of material as well as colours, could be proved to go back to the Hofbogengebäude´s period of origin.<br />In literature, a connection between the Hofbogengebäude and the Venetian architect Vincenzo Scamozzi is repeat-edly established. Scamozzi demonstrably stayed in Salzburg during 1603/1604 to draw up a project for Wolf Dietrich of Raitenau, including a new cathedral as well as the renovation and extension of the episcopal residence. Regardless, the five passages planned for the Hofbogengebäude could unmistakably be put in context with Scarmozzi´s draft of the cathedral. However, there must have been a change of plan (or planner) during the building phase between 1604 and 1606, as it shows in the modification of the original sketch of the facade.<br />Already during the time of Markus Sittikus of Hohenems (1612-1619), Wolf Dietrich´s successor, the Hofgärtl and the sala terrena must have been conveyed. At that time, trilateral cloisters with a storey on top were erected within the garden walls, and the sala terrena was walled in.<br />Assumably, Santino Solari was the architect here: The shaping of the constructional parts and the architectonic design show a close context to his secular buildings in Salzburg. Solari was also responsible for the building of the new Salzburg cathedral, starting in 1614. Regarding the positioning of the cathedral, he was forced to stick to the urban planning instructions of the Hofbogengebäude and adjust to them. The urban planning dimension of the Hofbogengebäude located at the end of the royal archiepiscopal "via triumphalis", the city´s splendid boulevard, was also repeatedly emphasized during festive processions. In that sense, the arches of the Hofbogengebäude were decorated as an archiepiscopal "porta triumphalis" for the secular festivities in 1682.<br />In 1690, another addition of storeys took place in the part of the building located in the former Hofgärtl. The aim was, above others, to stabilize the urban planning activities on Franziskanergasse.<br />The wings overlooking the courtyard then served to accommodate the royal household of the archbishop. Besides a number of courtiers´ living units, the prince archbishop´s privat laundry of was also located there - as well as the cast works for the "Mariensäule" on Domplatz (forecourt of the cathedral), which was constructed by Johann Baptist and Wolfgang Hagenauer.<br />In 1778, the royal arch bishop Hieronymus Earl of Colloredo´s (1772-1812) sister Franziska, who was married to Stephan Olivier Earl Wallis, moved into the appartment in the Hofbogengebäude with her family. Since then, that part of the Residence is called "Wallistrakt".<br />For that purpose, major renovations took place: The furnishing in the style of Wolf Dietrich´s time was replaced by contemporary "Viennese Style". This was the French architect Ludwig Grenier´s respon¬sibility.<br />Records indicate that further changes took place in the mid-19th century: The appartment was adapted as a flat for Kaiser Franz Joseph.<br />Minor renovations and fittings were done in the courtyard.<br />After the end of monarchy, the Wallistrakt was mostly used as a living area. From the 1920´s on, a few university in-stitutions also moved in.<br />And then, during the time of the National Socialist regime, the "Gauarchitekten", the state´s architects, as well.<br />In the 1960´s, it was decided that the Salzburg University should be re-established in the old city. The Wallistrakt was the first building to be renovated for that purpose. But during the alterations in 1964/1965, a major part of the histori¬cal structural fabric was destroyed. Only the outside walls of the Hoftrakt, including a rest of the original garden wall, were preserved.And it was only at the last minute that the Hofbogengebäude´s sala terrena and the stuccoed staircase could be saved. But the stuccoed ceilings in the appartment on the second floor were destroyed.<br />Project In these days, a museums´ tour around the Domplatz is being planned.<br />This major project in the heart of the city, from a museums´ and a touristical point of view, is Dieter Bogner´s concept.<br />But the big question still is where to locate an adequate visitors´ center. It is suggested in the actual work to locate the visitors´ center in the Wallistrakt of the Residence. A huge advantage is seen in it`s accessibility from outside the Residence and the Domplatz, and also its position in the center of all museums that are included in the new muse-ums´ tour. Different to the other entrances, the Wallistrakt is open all year round. There´s no hindrances like with the Jedermann-stage or public events in the state rooms of the Residence. Its central position makes all the museums ac¬cessible through a common entrance.<br />The draft includes the main entrance to be in the area below the Hofbögen. Until 1965, there was a portal from the first half of the 17th century there. This is now situated in the courtyard. It´s meant to be transferred to its original place and provide the main entrance. Through the portal, you directly reach the sala terrena, which in the following is planned to become the foyer of the museum, including box offices and information terminals.<br />The arcs that were originally open towards the garden and were walled up later are supposed to be re-opened and glazed, in order for the hall to be understood in its original configuration again. The Hoftrakt in the north, built in 1964/1965, which is used by the university nowadays, will be pulled down and used as an opening up to the museum, vertically.<br />The cloakroom and toilets will be located in the basement.<br />The opening up of the museums will actually take place on the top floor.<br />Visitors will first reach a general distribution platform where an introduction to the history of Salzburg´s cathedral district can be seen. From there, the museums connected in the courtyard´s round are accessible.<br />Furthermore, two showrooms are intended for the top floor. For better exposure of the top floor, the draft suggests a reconstruction of the original "Graben"-roof typical for Salzburg. Through the gaps (Graben) between the single roofs, it is possible to let daylight into the showrooms without effecting the townscape by inserting dormer windows.<br />This follows the demands for protection of townscape regarding the importance of the "fifth" facade in the old city of Salzburg.<br />Also, the original appearance of the facade is planned to be restored in the context of rebuilding the Grabendach. Building research has presented results which supply the essential source material showing that such restoration is allowed, according to the Venetian charta.<br />
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Abweichender Titel laut Übersetzung der Verfasserin/des Verfassers
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