Janke, J. (2020). Mobility biographies: Linking life events, travel behavior and attitudes [Dissertation, Technische Universität Wien]. reposiTUm. https://doi.org/10.34726/hss.2020.86224
Diese Arbeit besteht aus drei Forschungsarbeiten, die die Beziehung zwischen Lebensereignissen, Reiseeinstellungen und Verhalten analysieren. Sie leistet einen Beitrag zur Literatur zur Mobilitätsbiographie, die das tägliche Reiseverhalten als weitgehend gewohnheitsmäßig betrachtet und beobachtet, dass Lebensereignisse eine Änderung des Reiseverhaltens auslösen können. Der erste Artikel analysiert die kausalen Mechanismen, die erklären, warum Lebensereignisse das Niveau des Radfahrens und die Einstellung zum Radfahren verändern, auf der Grundlage von 54 Interviews, die mit Bewohnern einer kleinen Universitätsstadt (Davis, Kalifornien, USA) geführt wurden. Diese Analyse identifiziert vier Mechanismen: Lebensereignisse lösen einen Denkprozess aus, der dazu führt, dass der Einzelne seine Reiseroutinen hinterfragt. Zweitens: Lebensereignisse verändern gesellschaftliche Normen, die das Radfahren und die Einstellung zum Radfahren begünstigen. Drittens können Lebensereignisse eine alatentielle Nachfrage auslösen, wie z.B. Veränderungen der Fahrradinfrastruktur nach einem Umzug. Viertens können Lebensereignisse das Interesse an Reisezielen und Aktivitäten verändern. Die Ergebnisse liefern auch Anhaltspunkte für eine bidirektionale Beziehung zwischen der Einstellung zum Radfahren und dem Ausmaß des Radfahrens. Die Ergebnisse beziehen sich zwar auf die Einstellung zum Radfahren und den Grad des Radfahrens, können aber auch auf andere Verkehrsmittel übertragen werden. Der zweite Artikel bewertet quantitativ den Einfluss von Lebensereignissen auf die Veränderung des Reiseverhaltens und analysiert die Rolle der Lebensphase in diesen Prozessen auf der Grundlage einer Paneluniversitäts-Reiseerhebung in derselben Universitätsstadt (Davis, Kalifornien, USA). Unter Verwendung eines ManifestMarkov-Modells zeigt die Analyse, dass eine Änderung des Reiseverhaltens wahrscheinlicher nach einem Umzug, Veränderungen in der Haushaltsstruktur oder der sozialen Rolle ist. Auf der Grundlage dieser Daten moderieren die Lebensstadien den Effekt, den Lebensereignisse auf das Reiseverhalten haben, nicht, obwohl sie das Reiseverhalten beeinflussen. Beispielsweise nimmt die aktive Reisetätigkeit über die verschiedenen Lebensabschnitte hinweg ab - eine Entwicklung, die bei Frauen noch ausgeprägter ist. Im Allgemeinen betonen die Ergebnisse die Abhängigkeit vom Staat, insbesondere Autonutzer neigen dazu, im Laufe der Zeit bei ihrem Verkehrsmittel zu bleiben. Die dritte Forschungsarbeit konzentriert sich auf ein spezifisches Lebensereignis, den Wohnortwechsel, und untersucht den Einfluss des Reiseverhaltens auf die Wahl des Wohnorts und der Verkehrsmittel. Dieser Artikel ergänzt die Literatur, indem er die Interaktionen zwischen dem Verkehrsmittel und dem Haushalt in diesen Prozessen analysiert. Anhand einer Stichprobe von Paarhaushalten, die im Ballungsraum Wien (Österreich) leben, zeigen die Ergebnisse von multinomialen Logit-Modellen, dass nur das Reiseverhalten von Frauen einen signifikanten Einfluss auf die Wahl des Wohnortes hat und dass sie bei der Wahl der Wohnform stärker als ihre männlichen Partner von Nachbarschaftsmerkmalen beeinflusst werden. Gemeinsam tragen die Forschungsarbeiten dieser Arbeit zur Literatur bei, indem sie die komplexe Ursache-Wirkungs-Beziehung zwischen Lebensereignissen, Reiseverhalten und Einstellungen verdeutlichen. Wie die Ergebnisse verdeutlichen, können Lebensereignisse eine Veränderung des Reiseverhaltens und der Reiseeinstellungen bewirken, während die reisebezogenen Einstellungen auch die Lebensereignisse beeinflussen können, wenn die Individuen Wohnorte wählen, die ihren Reiseeinstellungen entsprechen. Die Analyse betont auch den Einfluss der Einstellung auf das Reiseverhalten und unterstützt damit die Theorie des geplanten Verhaltens. Gleichzeitig zeigen die Ergebnisse, dass die Erfahrung des Reisens mit einem Verkehrsmittel die Einstellung zu diesem Verkehrsmittel beeinflusst. Diese These weist auf die potenziellen Vorteile einer integrierten Wohnungs- und Verkehrsplanung hin. Die Ergebnisse betonen auch, dass die Bereitstellung eines besseren öffentlichen Verkehrsdienstes für Frauen vorteilhaft für ihre Arbeitsmarktintegration und eine stärkere Nutzung dieser Verkehrsmittel sein kann.
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This thesis consists of three research papers analyzing the relationship between life events,travel attitudes and behavior. It contributes to the mobility biography literature that considersdaily travel behavior to be to a large extent habitual and observes that life events may triggertravel behavior change. The first article analyses the causal mechanisms that explain why lifeevents change the level of bicycling and attitudes towards bicycling based on 54 interviewsconducted with residents of a small college town (Davis, California, US). This analysisidentifies four mechanisms: Life events trigger a deliberation process that lead individualsto scrutinize their travel routines. Second, life events change social norms that favor ordisincentivize bicycling and attitudes towards bicycling. Third, life events may unleash alatent demand as for instance bicycling infrastructure changes after relocation. Fourth, lifeevents may change interest in destination and activities. The results also provide evidence fora bi-directional relationship between bicycling attitudes and the level of bicycling. Althoughthe results relate to bicycling attitudes and the level of bicycling they may also apply toother transport modes. The second article quantitively assesses the effect of life events ontravel behavior change and analyses the role of life stage in these processes based on a paneluniversity travel survey of the same college town (Davis, California, US). Using a ManifestMarkov Model, the analysis shows that travel behavior change is more likely followingrelocation, changes in the household structure or social role. Based on this data, life stagedoes not moderate the effect that life events have on travel behavior though it affects travelbehavior. For instance, active traveling decreases across life stages – a development evenmore pronounced for women. In general, the results emphasize state dependence, particularlycar users tend to stick to their mode over time. The third research paper concentrates on onespecific life event, residential relocation, and investigates the influence of travel attitudeson residential location and mode choices. This article adds to the literature by analyzingintra-household interaction in these processes. Based on a sample of couple householdsliving in the agglomeration area of Vienna (Austria), results from multinomial logit modelsshow that only women’s travel attitudes significantly influence residential location choices.They also seem to be more affected by neighborhood characteristics in their mode choicethan their male partners. Together the research papers of this thesis contribute to the literature by clarifying the complex cause-effect relationship between life events, travel behavior and attitudes. As the results highlight, life events may cause change in travel behavior andattitudes while travel-related attitudes may also influence life events when individuals chooseresidential locations that match their travel attitudes. The analysis also emphasizes theattitudinal influence on travel behavior providing support for the theory of planned behavior.At the same time, the results indicate that the experience of traveling with a transport modeaffects the attitude towards this transport mode. This thesis points to the potential benefits ofan integrated housing and transportation planning. The results also emphasize that providingbetter public transport service to women may be beneficial for their labor market integrationand higher use of these modes.