Erdbebenschäden an gründerzeitlichen Mauerwerksbauten – Wechselwirkung zwischen tragender Gebäudestruktur und nichttragenden Bauelementen

Abstract

In dieser Arbeit wird eine vertiefende Studie über die seismische Vulnerabilität von gründer-zeitlichen Mauerwerksbauten vorgestellt. Eine umfassende Untersuchung des seismischen Strukturverhaltens, den zugrundeliegenden Versagens-/Einsturzmechanismen einzelner Strukturelemente sowie die Wechselwirkung der einzelnen tragenden und nichttragenden Strukturelemente konnte anhand der Erdbebenschäden am gründerzeitlichen Mauerwerksbestand in Zagreb, Kroatien nach dem Erdbebenereignis am 22. März 2020 ermöglicht werden. Der Zagreber Gründerzeitbestand stammt aus der Epoche der Österreichisch-Ungarischen Monarchie (≈1840–1918) und ist aufgrund der damaligen einheitlichen Baukonstruktionsweise mit dem gemauerten Gründerzeitbestand in Wien vergleichbar. Neben der detaillierten Identifikation und Interpretation kritischer Strukturbereiche wird eine qualitative Gegenüberstellung der seismischen Verletzbarkeit der gründerzeitlichen Bebauung erreicht. Durch die intensive Auseinandersetzung mit den realen Erdbebenschäden konnten wertvolle Rückschlüsse über die erdbebeninduzierten Strukturantworten gewonnen und eine bedeutende Grundlage für die nachträgliche erdbebensichere Auslegung von baulichen Sicherheitsmaßnahmen im Raum Wien gebildet werden.

This paper presents an intensive study of the seismic vulnerability of historic brick masonry buildings. An extensive investigation of the seismic structural behavior, the underlying failure or collapse mechanisms of individual structural components and the interaction of the individual structural and nonstructural components was made possible based on the earthquake damage to the historic brick masonry stock in Zagreb, Croatia after the earthquake event on March 22, 2020. The historic brick masonry stock of Zagreb was primarily built during the period of the Austro-Hungarian Empire (≈1840–1918) and is comparable to the historic brick masonry stock in Vienna due to the consistent building construction methods used at that time. In addition to the detailed identification and interpretation of critical structural areas, a qualitative comparison of the seismic vulnerability of historic brick masonry buildings is achieved. The intensive examination of real earthquake damage allowed for valuable conclusions to be drawn about the earthquake-induced structural responses and formed an important basis for earthquake-resistant design of structural safety measures in Vienna.