Citation:
Wujciow, A. (2007). Primärkriterien, Planungsmaßnahmen und Kernrisiken zur organisatorischen Etablierung einer gesamtstaatlichen Gesundheitstelematik : ausgeführt anhand des Fallbeispiels Bundesrepublik Deutschland [Dissertation, Technische Universität Wien]. reposiTUm. http://hdl.handle.net/20.500.12708/184124
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Publication Type:
Thesis - Dissertation
en
Hochschulschrift - Dissertation
de
Language:
German
-
Organisational Unit:
-
Date (published):
2007
-
Number of Pages:
291
-
Keywords:
Elektronische Patientenakte; Gesundheitstelematik; Projektmanagement; Risikomanagement; IT Integration; IT Infrastruktur; eGovernment
de
Abstract:
Zusammenfassung Die vorliegende Arbeit widmet sich dem Problem der Bereitstellung eines methodischen Ansatzes für die Herstellung einer gesamtstaatlichen Gesundheitstelematik (GGT) und bewegt sich damit fachlich im Bereich des Managements von sehr großen IT-Systemen. Im Ergebnis liefert die Arbeit Aussagen, die in den Fachbereich des Risikomanagements gehören. Die Errichtung einer GGT ist in keiner Weise ein Standardfall und kann aus den heute verfügbaren akademischen oder industriellen Unterlagen nicht hergeleitet werden. Es gibt noch wenige derartige Projekte weltweit in Umsetzung und die diversen Pläne oder "Roadmaps" auf staatlicher Ebene sind nicht mit jener realtauglichen und festes Fachsubstanz befüllt, die einer akademischen Prüfung auf Gültigkeit standhalten würde. Die Identifikation der IT-Systemklasse GGT gehört somit mit zu den Spin-Offs der Arbeit. Die Zusammenfassung der größten Risiken sowie die Vorschläge zur Strukturierung einer GGT sind die zentralen empirisch ermittelten Ergebnisse der Arbeit.
Die fachlichen Grundlagen für eine GGT werden erläutert. Dazu zählen rechtliche, organisatorische und technische Grundlagen sowie die Grundlagen aus den Bereichen medizinische Dokumentation, Datenschutz, Fachlogik und -abläufe im Gesundheitswesen. Der aktuelle wissenschaftliche Status wird dargelegt. Verschiedene heute vorliegende öffentliche oder industrielle Planungen und Prototypen werden als Referenz herangezogen. Besonderes Augenmerk gilt hier der realen Tragfähigkeit der Planungsaussagen im Gegensatz zu vielen Planungsansätzen der letzten Jahre, die nie zu einer Umsetzung geführt haben.
Der "Untersuchungsgegenstandes GGT" wird anhand des Fallbeispiels Deutschland erläutert. Dazu werden die Kernanwendungsfälle einer Health-ID-Karten-basierten Telematik (z.B Verordnungsdienst, Notfallversorgung, Versicherungsanspruchsprüfung) angeführt und dargestellt. Die technischen Kernkomponenten der landesweiten Systematik der Gesundheitskarte, wie das Kartenmanagementsystem, die dezentrale Sicherheits- und Zugangskomponente "Konnektor", das gesicherte Kartenterminal und das Netzwerk werden präsentiert und erläutert. Weiters werden übergeordnete und querliegende technischen Strukturen der Projektführung sowie sowie die Planungs- und Organisationsmaßnahmen zur Etablierung der Telematik-Infrastruktur dargestellt.
Die Erhebung der Gesamtstruktur der Komplexität der GGT basiert auf einem 28 Monate dauernden Studium der Planung und Umsetzung des Projektes in Deutschland in verschiedenen Rollen: als Assistenz im Backoffice, als Assistenz des Projektmanagements in Teilprojekten bzw.
als beobachtende Wissenschaftsassistentin. Im Zuge dessen wurden mehr als 70 Tiefeninterviews mit einschlägigen Fachexperten verschiedener operativer Ebenen durchgeführt und erfasst. In Summe wurden etwa 300 Stunden mündlicher Expertensichten durch die Autorin erfasst, protokolliert und in Abstimmung mit einschlägigen Schriften zu einem Sukkus herausgearbeitet. Ergebnis ist die Zerlegung der Gesamtkomplexität, die bei einer GGT auftreten in vier sachlich, personell und projekttaktisch unterschiedlich zu behandelnde Ebenen: a) die kerntechnische Ebene, b) die organisatorisch technische Ebene, c) die institutionelle Ebene, d) die politisch-kulturelle Ebene. Weiteres Resultat ist die Identifizierung von vier großen Klassen an Risiken, die über üblichen Risiken in großen IT Projekten hinaus zu identifizieren sind: a) Bereich der besonderen Systembedingungen zur Entscheidungsfindung im Gesundheitswesen, b) katalytische Verstärkung durch Umfeldbedingung c) Risikobereich Integration d) Risikobereich technische Architektur.
Aus den Beobachtungen der Autorin und den Sichten der internationalen Top-Experten wurden mehrere Thesen über gesamtstaatliche Gesundheitstelematiken abgleitet (z.B. "Eine GGT stellt Patientenrechte erst her", "Kulturelle Planungs-Kriterien sind immer stärker als technische Bedingungen", "Eine GGT braucht hohen Termindruck"), die als eine Art Leitfaden für die zukünftigen Umsetzer dienen kann.
In Summe stellt die Arbeit eine sachliche Stütze für die Gesamtprojektleitung einer GGT dar. Das vorgelegt Schema erlaubt einem angehenden Projekt- und Risikomanager beim Auftreten eines Problems die Zuordnung zur richtigen Ebene und die Errichtung eines Hebels zu Lösung des Problems an der effektivsten und Ressourcen sparendsten Position.
Aus wissenschaftlicher Sicht wurden derart mehrere Forschungsschwerpunkte identifiziert, die als Basis einer weiterführenden Untersuchung dienen können.
Die fachlichen Grundlagen für eine GGT werden erläutert. Dazu zählen rechtliche, organisatorische und technische Grundlagen sowie die Grundlagen aus den Bereichen medizinische Dokumentation, Datenschutz, Fachlogik und -abläufe im Gesundheitswesen. Der aktuelle wissenschaftliche Status wird dargelegt. Verschiedene heute vorliegende öffentliche oder industrielle Planungen und Prototypen werden als Referenz herangezogen. Besonderes Augenmerk gilt hier der realen Tragfähigkeit der Planungsaussagen im Gegensatz zu vielen Planungsansätzen der letzten Jahre, die nie zu einer Umsetzung geführt haben.
Der "Untersuchungsgegenstandes GGT" wird anhand des Fallbeispiels Deutschland erläutert. Dazu werden die Kernanwendungsfälle einer Health-ID-Karten-basierten Telematik (z.B Verordnungsdienst, Notfallversorgung, Versicherungsanspruchsprüfung) angeführt und dargestellt. Die technischen Kernkomponenten der landesweiten Systematik der Gesundheitskarte, wie das Kartenmanagementsystem, die dezentrale Sicherheits- und Zugangskomponente "Konnektor", das gesicherte Kartenterminal und das Netzwerk werden präsentiert und erläutert. Weiters werden übergeordnete und querliegende technischen Strukturen der Projektführung sowie sowie die Planungs- und Organisationsmaßnahmen zur Etablierung der Telematik-Infrastruktur dargestellt.
Die Erhebung der Gesamtstruktur der Komplexität der GGT basiert auf einem 28 Monate dauernden Studium der Planung und Umsetzung des Projektes in Deutschland in verschiedenen Rollen: als Assistenz im Backoffice, als Assistenz des Projektmanagements in Teilprojekten bzw.
als beobachtende Wissenschaftsassistentin. Im Zuge dessen wurden mehr als 70 Tiefeninterviews mit einschlägigen Fachexperten verschiedener operativer Ebenen durchgeführt und erfasst. In Summe wurden etwa 300 Stunden mündlicher Expertensichten durch die Autorin erfasst, protokolliert und in Abstimmung mit einschlägigen Schriften zu einem Sukkus herausgearbeitet. Ergebnis ist die Zerlegung der Gesamtkomplexität, die bei einer GGT auftreten in vier sachlich, personell und projekttaktisch unterschiedlich zu behandelnde Ebenen: a) die kerntechnische Ebene, b) die organisatorisch technische Ebene, c) die institutionelle Ebene, d) die politisch-kulturelle Ebene. Weiteres Resultat ist die Identifizierung von vier großen Klassen an Risiken, die über üblichen Risiken in großen IT Projekten hinaus zu identifizieren sind: a) Bereich der besonderen Systembedingungen zur Entscheidungsfindung im Gesundheitswesen, b) katalytische Verstärkung durch Umfeldbedingung c) Risikobereich Integration d) Risikobereich technische Architektur.
Aus den Beobachtungen der Autorin und den Sichten der internationalen Top-Experten wurden mehrere Thesen über gesamtstaatliche Gesundheitstelematiken abgleitet (z.B. "Eine GGT stellt Patientenrechte erst her", "Kulturelle Planungs-Kriterien sind immer stärker als technische Bedingungen", "Eine GGT braucht hohen Termindruck"), die als eine Art Leitfaden für die zukünftigen Umsetzer dienen kann.
In Summe stellt die Arbeit eine sachliche Stütze für die Gesamtprojektleitung einer GGT dar. Das vorgelegt Schema erlaubt einem angehenden Projekt- und Risikomanager beim Auftreten eines Problems die Zuordnung zur richtigen Ebene und die Errichtung eines Hebels zu Lösung des Problems an der effektivsten und Ressourcen sparendsten Position.
Aus wissenschaftlicher Sicht wurden derart mehrere Forschungsschwerpunkte identifiziert, die als Basis einer weiterführenden Untersuchung dienen können.
Summary The work at hand deals with issue concerned with how to establish a nation-wide health telematic infrastructure (NHT) in a methodological way. As such its scope and focus is situated in the areas of managing large IT-systems. The results presented finally tackle issues in project risk management because the problem space of an NHT is not yet well defined and structured in scientific literature. Currently there are just a few real implementation projects in the world. There are several roadmaps at a state level today, but rarely one of these is substantial in an academic or implementation sense. Therefore identifying the IT-system class NHT is one of the results of the thesis at hand. The identified risks as well as the suggestions on taxonomy and level structure together form the empirical results of the work.
The basic elements of a NHT are stated and explained. These are e.g.
legal, organisational, technical fundamentals. Moreover these are issues of medical documentation, data protection and use cases in the health domain. The current scientific state-of-the-art is presented. Several examples of public or industrial planning or prototypes are presented as a reference and explanation of the international status. The priority lies in real implementation, as pure planning has failed for years now.
The "object of investigation" NHT is presented through the case study of the German NHT. The main processes in ehealth technically based on a health-ID-card are shown. The main technical com¬ponents of the secure national infrastructure are explained by function and design. Moreover the main structures of project management and program management for the complex task at hand are presented.
The given survey on the complexity of a NHT is based on 28 months of study and investigation of the author as back-office content provider, project assistant in sub projects and junior scientist. More than 70 interviews with senior experts have been conducted. At least 600 hours of oral statements of top-experts in the field have been collected. As a result the case of an NHT has been decomposed into four levels of attention, which have to be handled in methodologically different ways:
a) the technical area, b) the organizational-technical area, c) the institutional area, d) the cultural-political area. Further results deal with the identification of four classes of risks, which go beyond the usual risks in other large IT-projects: a) special conditions in decision making in public health administration, b) catalytic amplification by certain surrounding conditions, c) integration risks d) risks derived from the technical architecture.
Summarizing the research results as well as the statements of several international top-experts a couple of these on NHT establishment are derived and presented (e.g. "NHT creates real patient rights for the first time", "Cultural planning conditions always beat technical ones", "Any NHT project needs permanent deadline pressure in order to succeed"), which may serve as a code of practice for imple¬menters.
The basic elements of a NHT are stated and explained. These are e.g.
legal, organisational, technical fundamentals. Moreover these are issues of medical documentation, data protection and use cases in the health domain. The current scientific state-of-the-art is presented. Several examples of public or industrial planning or prototypes are presented as a reference and explanation of the international status. The priority lies in real implementation, as pure planning has failed for years now.
The "object of investigation" NHT is presented through the case study of the German NHT. The main processes in ehealth technically based on a health-ID-card are shown. The main technical com¬ponents of the secure national infrastructure are explained by function and design. Moreover the main structures of project management and program management for the complex task at hand are presented.
The given survey on the complexity of a NHT is based on 28 months of study and investigation of the author as back-office content provider, project assistant in sub projects and junior scientist. More than 70 interviews with senior experts have been conducted. At least 600 hours of oral statements of top-experts in the field have been collected. As a result the case of an NHT has been decomposed into four levels of attention, which have to be handled in methodologically different ways:
a) the technical area, b) the organizational-technical area, c) the institutional area, d) the cultural-political area. Further results deal with the identification of four classes of risks, which go beyond the usual risks in other large IT-projects: a) special conditions in decision making in public health administration, b) catalytic amplification by certain surrounding conditions, c) integration risks d) risks derived from the technical architecture.
Summarizing the research results as well as the statements of several international top-experts a couple of these on NHT establishment are derived and presented (e.g. "NHT creates real patient rights for the first time", "Cultural planning conditions always beat technical ones", "Any NHT project needs permanent deadline pressure in order to succeed"), which may serve as a code of practice for imple¬menters.
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