Das Passivhaus im Mehrfamilienhausneubau : Möglichkeiten der energiesparenden Heizung und Warmwasseraufbereitung und Wirtschaftlichkeitsberechnung unter Berücksichtigung der Investitions- und laufenden Kosten

Abstract

Ein Gebäude ist ein Passivhaus, wenn der Heizenergiekennwert unter 15 kWh/(m²a), der Primärenergiekennwert unter 120 kWh/(m²a) und die Luftdichtheit der Gebäudehülle n50 unter 0,6/h liegen. Die drei wichtigsten Anforderungen an ein Passivhaus sind eine sehr gute Wärmedämmung der Außenbauteile mit einem U-Wert unter 0,15 W/(m²K), eine Dreifachverglasung der Fenster mit einem U-Wert von unter 0,8 W/(m²K) und eine kontrollierte Wohnraumlüftung mit Wärmerückgewinnung. Lüftungsanlagen können mit zentralen oder dezentralen (d.h. sie befinden sich in den einzelnen Wohnungen) Lüftungsgeräten konzipiert werden. Bei den besprochenen 7 Passiv-Mehrfamilienhäusern werden vorwiegend dezentrale Lüftungsgeräte eingesetzt. Das Lüftungsgerät funktioniert so, dass es der Abluft (aus der Wohnung) mittels eines Wärmetauschers Wärme entzieht und auf die Frischluft überträgt. Auch ein Passivhaus kommt im Winter nicht ohne Nachheizen aus, aber der Wärmebedarf ist so gering, dass ein Nachheizen der Zuluft ausreicht. In diesem Fall spricht man von einer Luftheizung. Natürlich besteht auch die Möglichkeit, die Nachheizung mit einem konventionellen wassergeführten Heizsystem z.B. mit Radiatoren zu bewerkstelligen. Dazu werden in der Arbeit die Wärmeerzeugung mittels Gasbrennwertkessel, Holzpelletskessel, Wärmepumpe und Sonnenkollektoren näher beschrieben. Die Passiv-Mehrfamilienhäuser verfügen entweder über einen Pelletskessel in Kombination mit einer Solaranlage, einen Gasbrennwertkessel oder über einen Fernwärmeanschluss. Nur die Passivhäuser in Wolfurt und der Utendorfgasse verzichten komplett auf eine wassergeführte Heizung und kommen nur mit einer Luftheizung aus. Passivhäuser führen in der Errichtung zu Mehrkosten gegenüber Niedrigenergiehäusern. Im Durchschnitt von 14 CEPHEUS1-Projekten wurden EUR 97.-/m² ausgegeben, um den Passivhausstandard zu erreichen. Bei den zitierten 7 Projekten bewegen sich die Mehrkosten zwischen EUR 73.-/m² (Utendorfgasse) und EUR 288.-/m² (Ausreißer Kuchl). Die Wirtschaftlichkeitsberechnung mit Hilfe der dynamischen Annuitätenmethode zeigt im Szenario 1, dass derzeit Passivhäuser im Vergleich zu Niedrigenergiehäusern noch nicht rentabel sind. Sollten aber in Zukunft einerseits die Investitionsmehrkosten sinken und andererseits die Energiepreise steigen (Szenario 2), werden Passivhäuser mit Niedrigenergiehäusern konkurrenzfähig, wobei immer die Heiz- bzw. Warmwasserbereitungssysteme die Nase vorn haben werden, die auf kostenlose Energie z.B. der Sonne zurückgreifen.