Calomfirescu, D.-I. (2023). Die Zukunftssicherung der Freudenauer Chamottefabrik. Ein Areal gegen die Kommodifizierung der Architektur [Diploma Thesis, Technische Universität Wien]. reposiTUm. https://doi.org/10.34726/hss.2023.112152
Die vorliegende Diplomarbeit schlägt eine Lösung für die Zukunftssicherung der Freudenauer Chamottefabrik im 2. Wiener Gemeindebezirk vor, durch die Anwendung von Prinzipien der nicht-kommodifizierenden Architekturpraxis.Wie Präzedenzfälle im Gebiet des Wiener Donauufers bewiesenhaben, bedroht das Phänomen der Kommodifizierung die Existenz der Anlage. Die Freudenauer Chamottefabrik ist ein Gebäudeensemble zwischendem Naturpark Prater und der Donau, das mit Ende des 19. Jahrhunderts zu datieren ist. Das Bauwerk hat sich seit seiner Gründung als äußerst anpassungsfähig erwiesen, da es in den vergangenen hundert Jahren mehr als fünfmal umgebaut wurde. Seine gegenwärtige Nutzung als Pferdestall ist aufgrund der anhaltenden Kontroversen über die Ethik der Fiakerbetriebeund den Tierschutz gefährdet, was auch die Existenz der Anlage selbst in Frage stellt. Eine Immobilienentwicklung, die den vorhandenen materiellen und immateriellen Wert des Gebauten, des Ökosystems oder des sozialen Potenzials zugunsten einer Architektur für den Profit verwirft, wäre in diesem Fall ein vorhersehbares Ablöseszenario. Der theoretische Rahmen untersucht, welche Prozesse dazu geführt haben, dass sich die Architektur in so starkem Maße in ein Instrument zur Gewinnerzielung verwandelt hat und welche negativen Auswirkungen dies auf die Baukultur hat. In der Folge werden alternative Praktiken analysiert, die das Wohlergehen der -bebauten - Umgebung in ihrer ganzen Komplexität in den Mittelpunkt des Entwurfs stellen. Aufbauend auf diesen theoretischen Grundlagen schlägtdas Projekt auf funktionaler Ebene eine nicht-anthropozentrische Form eines sozialen Inkubators vor, der die lokalen Interessengruppen einbindetund so ein Gefühl der gemeinschaftlichen Obsorge vermittelt, währendes gleichzeitig für die Anlage möglich wird, als finanziell eigenständige Einheit zu existieren. Die architektonischen Eingriffe spiegeln den gleichen Gedanken der Fürsorge für das Bestehende wider und umfassen mehrere Bricolage-Interventionen, die das Objekt- und Materialinventar nutzen, vonkleinen, organisatorischen Eingriffen in die Bausubstanz bis hin zu großzügigen Erweiterungen der Struktur, die das ungenutzte Potenzial des Standortsaktivieren.
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This thesis proposes a solution for securing the future of the Freudenauer Chamotte Factory in Vienna’s 2nd district by applying principles of non-commodifying architectural practice. As precedents in the area of Vienna’s Danube embankment have proven, the phenomenon of commodification threatens the existence of the site. The Freudenauer Chamottefabrik is an ensemble of buildings between the Prater Nature Park and the Danube that can be dated to the end of the 19th century. The structure has proved to be extremely adaptable since its foundation, having been rebuilt more than five times in the past hundred years. Its current use as a horse stable is under threat due to ongoing controversies over the ethics of horse-drawn carriage operations and animal welfare, which also calls into question the very existence of the facility. Real estate development that discards the existing tangible and intangible value of the built environment, ecosystem or social potential in favour of architecture for profit would be a predictable replacement scenario in this case. The theoretical framework examines the processes that have led to architecture being transformed to such an extent into an instrument for profit and the negative effects this has on building culture. Subsequently, alternative practices are analysed that place the well-being of the - built - environment in all its complexity at the centre of the design. Building on these theoretical foundations, the project proposes, on a functional level, a non-anthropocentric form of social incubator that engages local stakeholders to create a sense of communal care, while at the same time making it possible for the site to exist as a financially self-sufficient entity. The architectural interventions reflect the same idea of caring for the existing, and include several bricolage interventions that make use of the object and material inventory, from small, organisational interventions in the fabric of the building to generous extensions of the structure that activate the untapped potential of the site.
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Abweichender Titel nach Übersetzung der Verfasserin/des Verfassers