Großbürgerliches Wohnen im Zinshaus während der Gründerzeit in Wien und Madrid - ein architekturgeschichtlicher Vergleich

Abstract

Während der Gründerzeit durchliefen die Städte Europas eine Reihe von Veränderungen, die einen Übergang von einer Stadt zu einer Metropole ermöglichten. Dieser Wandel fand vor allem in den Vierteln rund um das Stadtzentrum ihren größten symbolischen Ausdruck. Die Industrialisierung und die damit neu entstandenen Berufszweige sowie die einhergehende Landflucht hatten einen immensen Bevölkerungsanstieg zur Folge, dessen Auswirkungen sich vor allem in Bezug auf den Wohnraum bemerkbar machten. Der damit verbundene Bauboom der Gründerzeit brachte demnach eine erhebliche städtebauliche aber auch wohnbautechnische Verdichtung mit sich. Eine wichtige Rolle in diesem Zusammenhang spielte insbesondere das finanziell starke sowie anspruchsvolle Großbürgertum, das die Möglichkeit besaß, Grund zu erwerben und das Bestreben hatte, repräsentative Gebäude errichten zu lassen, um diese anschließend zu vermieten. Diese großflächig vorhandene gründerzeitliche Bebauung prägt noch heute das architektonische Erscheinungsbild der europäischen Städte, wie beispielsweise in Wien, Paris und Berlin zu erkennen ist. Diese Arbeit versucht aufgrund der besonderen historischen Beziehung zwischen Österreich und Spanien die Unterschiede aber auch die Ähnlichkeiten der beiden Hauptstädte in Bezug auf den damaligen Umgang mit Wohnbau, im speziellen für das Großbürgertum, zu untersuchen. Hauptaugenmerk liegt dabei auf den städtebaulichen und bautypologischen Aspekten der beiden Städte, die anhand von ausgewählten Fallbeispielen und den unterschiedlichen Phasen der Gründerzeit (Früh-, Hoch-, Spätgründerzeit) analysiert werden. Des Weiteren wird erforscht, welche wirtschaftlichen Entwicklungen und Baugesetze das Wohnen in den beiden Städten prägte.

During the Gründerzeit, the cities of Europe underwent a series of changes that enabled a transition from a city to a metropolis. This change found its greatest symbolic expression above all in the neighborhoods around the city center. Industrialization and the new professions that emerged with it, as well as the accompanying rural exodus, resulted in an immense increase in population, which had an impact primarily in terms of housing. The associated building boom of the Gründerzeit therefore brought a considerable densification of urban development and housing. An important role in this context was played in particular by the financially strong and demanding upper middle classes, who had the opportunity to acquire land and the ambition to have representative buildings realized in order to rent them out afterwards. This large-scale Gründerzeit development still characterizes the architectural appearance of European cities today, as can be seen in Vienna, Paris and Berlin, for example. Due to the special historical relationship between Austria and Spain, this work attempts to examine the differences but also the similarities between the two capitals in terms of the way they dealt with housing at the time, especially for the upper middle classes. The main focus is on the urban planning and building typological aspects of the two cities, which are analyzed on the basis of selected case studies and the different phases of the Gründerzeit (early, high, late). Furthermore, the economic developments and building laws that shaped housing in the two cities will be explored.