Hackenberg, S. (2023). Wien fairstadtlichen - Einfluss architektonischer Maßnahmen auf eine sozial gerechte Stadt [Diploma Thesis, Technische Universität Wien]. reposiTUm. https://doi.org/10.34726/hss.2023.112203
public space; participation; social grievance; urban structure; empowerment; intervention; open call; cooperation
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Abstract:
Die Entstehung sozialer Ungleichheit und Segregation in einer Stadt ist das Ergebnis komplexer und vielschichtiger Faktoren. Diese Arbeit zielt darauf ab, diese Ungleichheitsfaktoren zu analysieren und stellt folgende zentrale Fragen: Identifizierung von Ungleichheiten - Welche systemischen, sozialen und räumlichen Ungleichheiten liegen in einer Stadt vor? Inwieweit kann eine Stadt als fair erachtet werden? Rolle der Architektur - Wie kann die Architektur dazu beitragen, diesen Ungleichheiten entgegenzuwirken? In dieser Arbeit dient die Stadt Wien als zentrales Untersuchungsobjekt. Eine eingehende Analyse der Stadt verdeutlicht, dass der 10. Wiener Gemeindebezirk, Favoriten, in besonderem Maße von sozialer Ungleichheit betroffen ist. Diese Ungleichheit hat nicht nur soziale, sondern auch räumliche Dimensionen, die auf politische Entscheidungen zurückzuführen sind und durch die Industrialisierung sowie nachfolgende stadtplanerische Eingriffe verstärkt wurden. Als Forschungsmethodik werden mit den Mitteln der Fotografie, der Bezirk kartiert und Lebensumstände dokumentiert. Aus einer multispektralen, interdisziplinären Perspektive werden über Gespräche mit den Bewohner*innen sowie den relevanten Akteur*innen der lokalen Institutionen, darunter Polizei und Sozialarbeit, Lebensrealitäten abgebildet. Die gesammelten Informationen werden einer theoretisch fundierten Reflexion unterzogen, wobei soziologische Ansätze von Bourdieu und Wacquant als Leitfaden dienen. Eine Hypothese dieser Arbeit ist, dass die vorhandene soziale Ungleichheit in Wien eng mit institutionellem und strukturellem Rassismus verknüpft ist. Zugangsbeschränkungen und Diskriminierung auf dem Wohnungsmarkt tragen zur Verdrängung sozial benachteiligter Bevölkerungsgruppen in einen strukturell isolierten, dicht besiedelten Bezirk bei. Zusätzlich beleuchtet die Analyse der Medienberichterstattung eine Tendenz zur Kriminalisierung von Armut, was ein negatives Image schafft und bei anderen Stadtbewohner*innen verstärkt Unsicherheit und Angst auslöst. In interdisziplinärer Zusammenarbeit mit einer Rechtspsychologin wird deutlich, dass Stigmatisierung und Vorurteile individuelles Verhalten beeinflussen können. Der Wert, der einem Ort zugesprochen wird, überträgt sich also auch auf seine Bewohner*innen. Abschließend werden auf verschiedenen Maßstäben konkrete, architektonische Einflussfaktoren aufgezeigt, die die Lebensqualität, soziale Mobilität und das Zusammengehörigkeitsgefühl langfristig verbessern. Es handelt sich dabei um ein konkretes Kooperationsprojekt mit dem lokalen Jugendzentrum, eine Reaktivierung impulsgebender Stadtbausteine und um eine großflächige Umgestaltung der Verkehrshierachie und des öffentlichen Raums.
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The development of social inequality and segregation in a city is the result of complex and multi-layered factors. This thesis aims to analyze these inequality factors and poses the following central questions: Identification of inequalities - What systemic, social and spatial inequalities are present in a city? To what extent can a city be considered fair? Role of architecture - How can architecture contribute to counteracting these inequalities? In this thesis, Vienna serves as the central object of study. An in-depth analysis of the city reveals that Vienna's 10th district, Favoriten, is particularly affected by social inequality. This inequality has not only social but also spatial dimensions, which can be traced back to political decisions and have been reinforced by industrialization and subsequent urban planning interventions. The research method combines photography with comprehensive mapping of the district and documentation of living conditions. From a multispectral, interdisciplinary perspective, realities of life are mapped through interviews with residents as well as relevant actors of local institutions, including police and social work. The collected information will be subjected to a theoretically grounded reflection, using sociological approaches by Bourdieu and Wacquant as a guide. A central hypothesis of this thesis is that existing social inequality in Vienna is closely linked to institutional and structural racism. Restrictions on access and discrimination in the housing market contribute to the displacement of socially disadvantaged populations into an exclusive, densely populated and structurally isolated district. In addition, the analysis of media coverage sheds light on a tendency to criminalize poverty, which creates a negative image and triggers increased insecurity and fear among other city residents. In interdisciplinary collaboration with a legal psychologist, it becomes clear that stigmatization and prejudice can influence individual behavior. The reputation of a place is thus also transmitted to its inhabitants. Finally, concrete architectural interventions are proposed at various levels to improve the quality of life, social mobility and sense of belonging in the long term. These measures include a cooperation project with the local youth center, the reactivation of impulse-giving urban building blocks, and large-scale redesigns of the traffic structure and public space.
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Additional information:
Abweichender Titel nach Übersetzung der Verfasserin/des Verfassers