Haider, N. (2021). Optimierte Stadt(t)räume - urbanes Leben als Datenstrom [Diploma Thesis, Technische Universität Wien]. reposiTUm. https://doi.org/10.34726/hss.2021.71684
Große internationale Konzerne der IT-Branche versuchen seit einigen Jahren ihren Markt zu erweitern und Einfluss auf den gebauten Raum zu gewinnen. Mit Innovationen für Smart Citys soll die Effizienz von Städten gesteigert und verschiedenste Probleme des 21. Jahrhunderts gelöst werden. Durch die Erhebung und Verbindung von orts- und auch personenbezogenen Daten sollen neue Erkenntnisse für die Entwicklung von Städten generiert werden. Die Art, wie die Smart City dargestellt wird, bedient sich ausgiebig an utopischen Narrativen, wie die Verbesserung der Lebensqualität durch Technologie und Architektur, die Grüne Stadt oder konfliktfreies Leben durch effiziente Planung. Die generierten Bilder und Rhetoriken sind verführerisch und lenken von den eigentlichen Problematiken mit Data Mining, Schutz des geistigen Eigentums, Datenschutz, Privatisierung und Governance ab. Big Tech Konzerne versuchen gezielt über die Erlebnisökonomie die Stadt als Produkt zu verkaufen, denn attraktive urbane Orte ziehen Benutzer*innen an, deren Verhaltensdaten extrahiert werden können. Auf der anderen Seite bietet die Smart City internationalen Investor*innen die Möglichkeit ihr Kapital spekulativ, aber vielleicht auch gewinnbringend anzulegen. Das Motiv der Smart City Konzepte wird oft zurecht hinterfragt. Für Big Tech Unternehmen, die solche Komplettlösungen anbieten, sind Smart Citys eine perfekte und noch nicht angezapfte Quelle von Informationen und Geld. Für die Städte selbst geht es darum, sich als Vorreiter zu positionieren und somit ökonomisches Wachstum und Wohlstand zu sichern. Es geht aber auch um den Versuch, mit den Problemen des 21. Jahrhunderts umzugehen. Smart City Strategien versprechen oft hilfreich im Umgang mit der Klimakatastrophe oder dem starken Bevölkerungswachstum in den Städten zu sein. Diese Marketingstrategien sind für die Stadt wichtig, da dadurch qualifizierte Arbeitnehmer*innen und Investor*innen angezogen werden. Im Gegensatz zu den kommunalen Akteur*innen kann von Big Tech Unternehmen jedoch nicht angenommen werden, dass die viel beworbene „superior quality of life“ über den kommerziellen Interessen der eigenen Firmen steht. Anhand des Projekts Sidewalk Toronto wird in dieser Arbeit das Vorgehen eines großen Big Tech Unternehmens analysieren, welches ein Public-Private Partnership mit der Stadt Toronto eingegangen ist. Das Phänomen des Tech-Urbanismus kann an diesem Beispiel besonders gut untersucht werden, da hier ein ganzer Stadtteil von einem Technologiekonzern entwickelt werden sollte. Alphabets Tochterfirma Sidewalk Labs wäre im Fall von Sidewalk Toronto sowohl Planer und Finanzier, als auch für die Smart-City Interventionen zuständig gewesen. Mit verschiedenen architektonischen und städtebaulichen Mitteln wurde versucht, die Bevölkerung von dem Projekt zu überzeugen und von kritischen Fragen abzulenken. Beim Betrachten von Sidewalk Labs‘ Tätigkeit in Toronto beschleicht einen das Gefühl, dass Architektur im Tech-Urbanismus nur noch für Fassadengestaltung, als Ablenkungsmanöver oder gar als Komplizin eine Rolle spielt.Meine Arbeit durchleuchtet die städtebaulichen und architektonischen Mittel, die das Unternehmen Sidewalk Labs anwendete, um ihre Stadtvision zu entwickeln und vermitteln. Sie zeigt dabei die verführerischen Methoden auf, mit denen große Tech-Unternehmen versuchen von ihren oft problematischen Praktiken abzulenken, um sich im gebauten Raum zu etablieren.
de
Large international corporations in the IT industry have been trying to expand their market and gain influence over the built environment for several years. Smart City innovations are intended to increase the efficiency of cities all over the world and solve a wide range of 21st century problems. New insights for the development of cities, are to be generated from collecting and connecting location-based and personal data from citizens. The way the Smart City is portrayed makes extensive use of utopian narratives such as improving the quality of life through technology and architecture, the Green City, or conflict-free living through efficient planning. The images and rhetoric generated are seductive and distract from the real issues that these projects face in terms of data mining, intellectual property protection, privacy, privatization, and governance. Big tech corporations rely on the experience economy and create active and interesting urban spaces to attract users whose behavioral data can be extracted and monetarized. The Smart City also offers international investors the opportunity to invest their venture capital.The motive of Smart City concepts is often questioned. For big tech companies offering such overall solutions, cities are a perfect and as yet untapped source of information and money. On the other hand, city governments are trying to position themselves as “pioneers” and thus securing economic growth and prosperity.The Smart City is also about trying to deal with the problems of the 21st century. Its strategies often promise to be helpful in dealing with the climate catastrophe or the predicted increase in city population. With these marketing strategies, cities try to attract skilled workers and investors. Unlike to the municipal stakeholders, however, large technology companies cannot be relied upon to put their humanist actions above the commercial interest of their own companies.Using the Sidewalk Toronto project as an example, this thesis will analyze the Smart City approach of a Big Tech company that entered into a public-private partnership with the City of Toronto. The phenomenon of tech-urbanism can be examined particularly well in this case, because an entire city district was to be developed by a technology corporation. Alphabets subsidiary Sidewalk Labs would have been both planner and financier in the case of Sidewalk Toronto, as well as responsible for the Smart City measures. Various architectural and urban design tools were used to try to convince the public of the project and deflect critical questions. Looking at Sidewalk Labs activity in Toronto, one gets the feeling that architecture in tech-urbanism only plays a role in facade design, distraction or even as an accomplice.This thesis presents a close analysis of the urban design and architectural means employed by Sidewalk Labs to develop and spread their urban vision. It also takes a look on Alphabet‘s attempt to establish itself in the built space.
en
Additional information:
Zusammenfassung in englischer Sprache Abweichender Titel nach Übersetzung der Verfasserin/des Verfassers