Odd Lots : verkannte Außenseiter im Stadtsystem - eine Untersuchung ungewöhnlicher Parzellen entlang einer 45 km langen Stadtbahnlinie

Abstract

Städte sind dichte Gefüge, gewachsen aus politischen und strukturbestimmenden Entscheidungen. Diese Schichten folgen Regeln, Maßnahmen oder Entscheidungen und schaffen somit eine Ordnung. Aber auch ungeplantes entsteht aus Zufällen oder Notwendigkeiten.Die Beschäftigung dieser Diplomarbeit bezieht sich auf den Aspekt der strukturbestimmenden Entscheidungen, die im geplanten System als Lücke fungieren - die Odd lots.Als Überbleibsel von stadtplanerischen Maßnahmen sind diese Grundstücke oft vernachlässigt und stellen ein Paradoxon zur städtischen Boden- und Immobilienentwicklung dar. Ihre Entziehung vom Markt fördert die endlose Entwicklung des städtischen Bodens – eine Tendenz, die Umwelt- und Bodenkrisen ignoriert.Odd – also kurios, im weitesten Sinne sind diese Flächen durch ihrer Struktur sowie der Tatsache im dicht bebauten Gefüge über Jahrzehnte übersehen zu werden.Den Einstieg in die Thematik ermöglichen drei Referenzprojekte aus verschiedenen lokalen Kontexten. Anschließend bildet die detektivische Suche nach Odd Lots den Ausgangspunkt für die Untersuchung der historischen und strukturellen Entwicklung Wiens. Infolgedessen entwickelt sich chronologisch ein Verständnis für die Entstehung dieser Restflächen, indem die Raumplanung einer Syntaktik gleichgesetzt wird und die Odd Lots als Folge von Systemfehlern fungieren. Eine Aneinanderreihung solcher Systemfehler wird entlang einer der größten strukturbestimmenden Maßnahme der Gründerzeit – dem Bau der Stadtbahn – analysiert. Alle entlang dieser Infrastruktur gefundenen Odd Lots – insgesamt 14,4 Hektar – werden in der Folge kartografiert, analysiert und im Katalog dargestellt. Angesichts der begrenzten städtischen Ressourcen und der herrschenden Bodenknappheit,ergeben sich daraufhin drei Maßnahmen: Zugang, Reparatur und Bebauung, die zum einenden Zugang zu leistbarem Wohnraum, und zum anderen notwendige Klimaanpassungsstrategien thematisieren. Dabei steht die Betrachtung des Bodens alsgemeinsames Guts, einer nicht vermehrbare Ressource, im Vordergrund.Schließlich wird an einem exemplarischen Odd Lot des Katalogs ein Szenario ins Detail dargestellt.Trotz kleinteiliger Struktur schaffen diese unbeachteten Grundstücke in der Summe eine Relevanz und verleihen innerhalb der Stadtstruktur eine gewisse Unvorhersehbarkeit Ziel dieser Arbeit ist es, das Verständnis für die Existenz dieser Grundstücke zu schärfen sowie deren Potential für zukünftige Stadtentwicklung und Bodenpolitik jenseits standardisierter Planung anzuregen.Letztendlich stellt die Betrachtung der Odd Lots einen wichtigen Baustein in der Diskussion über die nachhaltige Nutzung und Verwaltung vom städtischem Boden dar.

Cities are dense structures, grown from political and structure-determining decisions. These layers follow rules, measures, or decisions, thus creating an order. However, unplanned elements also emerge from coincidences or necessities.The focus of this thesis pertains to the aspect of structure-determining decisions that function as gaps in the planned system – the so-called Odd Lots.As remnants of urban planning measures, these plots are often neglected and present a paradox to urban land and real estate development. Their with drawal from the market fosters the endless development of urban land – a tendency that ignores environmental and soil crises.Odd – meaning curious in the broadest sense, these areas are due to their structure as well as the fact of being overlooked for decades in densely built environments.Three reference projects from various local contexts provide an entry into the topic.Subsequently, the detective-like search for Odd Lots forms the starting point for the examination of Vienna's historical and structural development. As a result, a chronological understanding of the origin of these residual areas is developed by equating urban planning with syntax, considering the Odd Lots as a consequence of system errors.A sequence of such system errors is analyzed along one of the most significant structure-determining measures of the Gründerzeit period – the construction of the Stadtbahn (urban railway).All Odd Lots found along this infrastructure – in total 14.4 hectares – are subsequently mapped, analyzed, and presented in a catalog. Given limited urban resources and prevailing land scarcity, three measures emerge: Access, Repair, and Construction, which address both affordable housing access and necessary climate adaptation strategies. The consideration of land as a common good, a non-reproducible resource, takes center stage. Lastly, a scenario is detailed on an exemplary Odd Lot from the catalog. Despite their fragmented structure, these unnoticed plots collectively generate urban relevance and add an element of unpredictability within the city's structure.The goal of this work is to sharpen the understanding of the existence of these plots and to stimulate their potential for future urban development and land policy beyond standardized planning.Ultimately, the examination of Odd Lots constitutes an important component in the discourse on sustainable use and management of urban land.