Pintilie, A. (2021). Die Bedeutung von Sekundärstädten für die polyzentrale Entwicklung im zentraleuropäischen Raum [Diploma Thesis, Technische Universität Wien]. reposiTUm. https://doi.org/10.34726/hss.2022.92281
Diese Arbeit befasst sich mit der Rolle der Sekundärstädte für eine räumliche Entwicklung, die auf mehreren Ebenen darauf ausgerichtet ist, Wirtschaftswachstum zu fördern, die Wettbewerbsfähigkeit zu steigen und einen höheren Grad an Kohäsion zu erreichen. Unter dem Begriff Sekundärstädte werden urbane Zentren verstanden, deren sozio-ökonomische Leistung hinreichend wichtig ist bzw. sein kann, um die potentielle Leistung der gesamten Volkswirtschaft zu beeinflussen. Sie positionieren sich zwischen den Hauptstädten, die als Hauptpfeiler der einzelnen Länder im internationalen Wettbewerb agieren und einen deutlichen volkswirtschaftlichen Beitrag leisten, und den vielen kleineren Städten und Orten, die entsprechend weniger dazu beitragen. Als Untersuchungsrahmen dient die heterogene zentraleuropäische Region, die sich aus den Ländern Österreich, Deutschland, Polen, Tschechien, der Slowakei, Ungarn und Slowenien zusammensetzt.Zentrale Fragestellungen im Rahmen der Arbeit sind (i) welchen Stellenwert Sekundärstädte auf nationaler Ebene haben und wie sie sich im Vergleich zur jeweiligen Hauptstadt positionieren und ii) welche polyzentralen Tendenzen hinsichtlich der räumlichen Organisation der Sekundär- und Hauptstädte erkennbar sind bzw. welche Entwicklungspotentiale noch vorhanden sind. Dazu werden in einem ersten Schritt die Städtesysteme der zentraleuropäischen Länder näher betrachtet – mit besonderem Augenmerk auf Haupt- und potentielle Sekundärstädte. Im Rahmen einer Dokumentenanalyse wird untersucht, inwiefern die Typologie der second tier cities samt ihrer Bedeutung anerkannt und aktuell im Rahmen der Stadt- bzw. Raumentwicklungsstrategien auf nationaler Ebene direkt oder indirekt angesprochen wird sowie in welchem strategischen Kontext dies angesiedelt ist. Anschließend erfolgt die Operationalisierung des Konzepts der Sekundärstädte, um darauf aufbauend diese urbanen Zentren in der Untersuchungsregion identifizieren und für die empirische Analyse auswählen zu können. Im Zuge einer Sekundäranalyse wird einerseits die Situation sowie die Leistung dieser Städte auf nationaler Ebene anhand definierter sozio-ökonomischen Indikatoren im Vergleich zu den jeweiligen Hauptstädten beschrieben. Andererseits wird versucht, polyzentrale Raumentwicklungstendenzen zu identifizieren, in dem Indizien für eine räumliche Integration durch Spezialisierung und Komplementarität im Städtesystem sowie für die (strukturelle und institutionelle) Vernetzung betrachtet werden.Die Ergebnisse zeigen, dass die meisten Raumentwicklungskonzepte und -strategien explizit auch second tier Städte ansprechen, vor allem als (bestehende oder potentielle) komplementäre Wachstumspole zum Entwicklungsmotor Hauptstadt. Die Datenanalyse bekräftigt den wichtigen Beitrag der Sekundärstädte als Gruppe; individuell betrachtet können jedoch länderspezifische Unterschiede festgestellt werden – bis auf viele deutsche und zum Teil österreichische Städte, die sich im Vergleich zur jeweiligen Hauptstadt stark positionieren, scheinen die anderen Sekundärstädte ihr Potential noch nicht ausgeschöpft zu haben. Viele verfügen jedoch bereits um gute Voraussetzungen wie leistungsfähige Wirtschaftsstrukturen und ausgeprägte Spezialisierungsprofile (insbesondere die jeweils größte Sekundärstadt in den Ländern) und agieren als wichtige Elemente in überregionalen Netzwerken. Sekundärstädte sind daher Schlüsselelemente im urbanen System und können in dieser Position Impulse für eine polyzentrale – ausgewogene und wettbewerbsstarke – räumliche Entwicklung setzen. Die gewonnenen Erkenntnisse fließen abschließend in strategische Handlungsempfehlungen im Hinblick auf Sekundärstädte ein.
de
This thesis focuses on the role of second tier cities in regard to a spatial development designed to promote economic growth, improve competitiveness as well as achieve a higher degree of cohesion on multiple spatial levels. The term second tier cities or secondary cities refers to those urban centres whose socio-economic performance is or can be sufficiently important to influence the potential performance of the national economy as a whole. They find themselves between the capital cities, which often operate as main pillars of their respective country in the context of global competition and therefore make a significant contribution to the national economy, and the many smaller cities and towns which accordingly contribute less. The heterogeneous Central European region represents the framework for this thesis. It consists of the countries Austria, Germany, Poland, Czech Republic, Slovakia, Hungary and Slovenia.The main research questions address (i) the status of second tier cities on a national level and their position compared to their respective capital city and (ii) the polycentric tendencies and potentials with regard to the spatial organisation of secondary and capital cities. For this purpose, the urban systems of Central European countries are closely described, with a special focus being set on capital and potential second tier cities. By conducting a document analysis, it is explored to what extent the typology of secondary cities and its significance has already been acknowledged and is currently addressed (directly or indirectly) within the framework of urban or spatial development strategies at the national level and, if so, in which strategic context it is used. Subsequently, the concept of second tier cities is operationalised in order to identify these urban centres within the study region for the following empiric analysis. On the one hand, the situation and performance of these cities is compared on a national level to the capitals, based on defined socio-economic indicators by using existing data in a secondary analysis. On the other hand, an attempt is made to identify polycentric development tendencies by looking into evidence or indications of spatial integration through specialisation and complementarity within the urban system as well as structural and institutional relations.The results show that most spatial development concepts and strategies explicitly address second tier cities, especially as (present or potential) complementary growth poles next to the capital city as the main driver of development. The data analysis confirms the important contribution of secondary cities as a group; individually, however, country-specific differences can be identified – while many German and some Austrian cities position themselves strongly in comparison to the respective capital, the other secondary cities do not seem to have reached their full potential yet. However, many of them already have good prerequisites such as efficient economic structures and distinctive specialisation profiles (especially the largest second tier city in each country) and act as important elements in supra-regional networks. Secondary cities are therefore key elements within the urban system and in this position they have the ability to set impulses for a polycentric – balanced and competitive – spatial development. Finally, the gathered insights are used to formulate strategic recommendations regarding the further development of second tier cities.
en
Additional information:
Abweichender Titel nach Übersetzung der Verfasserin/des Verfassers