Pfander, N. E. (2024). Freie Kultur braucht Raum! Eine Fallstudie zu Raumaneignungen der Freien Szene in der Stadt Wien [Diploma Thesis, Technische Universität Wien]. reposiTUm. https://doi.org/10.34726/hss.2024.112386
Freie Szene; Kulturplanung; kulturgeleitete Stadtplanung; Raumaneignung; Fallstudie; Stadt Wien
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independent scene; cultural planning; culture-led urban planning; appropriation of space; case study; City of Vienna
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Abstract:
In (Groß-)Städten wie Hamburg, Berlin und auch Wien wird von Kunst- und Kulturschaffenden der Freien Szene ein starker Bedarf nach Räumen artikuliert, die sie sich für ihre kulturelle und künstlerische Praxis aneignen können. Gleichzeitig wird der Erhalt bestehender Räume der Freien Szene als dauerhafte Herausforderung dargestellt.Vor diesem Hintergrund widmet sich die vorliegende Diplomarbeit Raumaneignungen von Kunst- und Kulturschaffenden der Freien Szene in Wien. Dabei werden Merkmale der Freien Szene untersucht und die Entstehung von Räumen der Freien Szene in Wien und die damit in Verbindung stehenden Akteur:innen beleuchtet. Weiters wird auf Herausforderungen eingegangen, mit denen Kunst- und Kulturschaffende der Freien Szene im Zuge ihrer Raumaneignungen konfrontiert sind. Abschließend werden Handlungsansätze formuliert, die zur Förderung der Freien Szene beitragen können.Zur Annäherung an den Forschungsgegenstand werden im ersten Teil der Arbeit auf Basis einer Literatur- und Dokumentenrecherche die grundlegenden Begriffe Raumaneignung, Kultur und Freie Szene diskutiert und hergeleitet. Im zweiten Teil erfolgt eine vertiefte Beschäftigung mit dem zentralen Untersuchungsraum der Arbeit, der Stadt Wien, sowie mit der Wiener Freien Szene. Der Schwerpunkt der Arbeit liegt auf der empirischen Auseinandersetzung, die zugleich den dritten Teil der Arbeit bildet. Dazu werden in einer Fallstudie Raumaneignungen der Freien Szene in Wien anhand der Fallbeispiele Westbahnstudios, Semmelweisklinik und SOHO STUDIOS untersucht. Um die Aussagen der in den Fallbeispielen aktiv involvierten Personen zu erweitern und besser in den Kontext der Stadt Wien einordnen zu können, werden zudem noch leitfadengestützte Interviews mit Expert:innen zum Forschungsgegenstand aus der Praxis geführt.Die erarbeiteten Forschungsergebnisse zeigen, dass die Freie Szene als eine gemeinnützige, nicht direkt an öffentliche Institutionen gebundene, überparteiliche, überkonfessionelle und selbstorganisierte soziale Gruppe verstanden werden kann, die eine zeitgenössische künstlerische Praxis verfolgt. Die Entstehung von Raumaneignungen der Freien Szene lässt sich im Zuge der empirischen Auseinandersetzung auf fünf verschiedene Ebenen zurückführen. Diese Ebenen beziehen sich auf Leistungen der Akteur:innen der Freien Szene, auf Leistungen von ermöglichenden Akteur:innen, auf vorhandene räumlich-materielle Voraussetzungen, auf den Bedarf nach Räumen für künstlerische und kulturelle Praxis sowie auf Glück und richtiges Timing. Dabei wird insbesondere die zentrale Rolle von Akteur:innen aus dem öffentlichen Sektor offenbar, die durch den Zugang zu finanziellen Mitteln oder auch eigenen Einrichtungen und Infrastrukturen den Handlungsspielraum und die Autonomie von Kunst- und Kulturschaffenden der Freien Szene wesentlich erweitern und damit die Entstehung von Raumaneignungen bedeutend vorantreiben. Im Hinblick auf die zentralen Herausforderungen, mit denen Kunst- und Kulturschaffende der Freien Szene konfrontiert sind, zeigt sich, dass diese in unterschiedlichen Herausforderungskomplexen verortet werden können, die von belastenden Entstehungs- und Betriebskosten über prekäre Produktionsbedingungen bis hin zu einschränkenden Regulierungen reichen. Handlungsansätze zur Förderung der Freien Szene lassen sich auf räumlich-materieller, finanzieller, sozial-kooperativer, regulativer und zeitlicher Ebene formulieren. Dabei wird deutlich, dass sich die Handlungsansätze überwiegend auf Verteilungsfragen und die Verfügungsgewalt über Räume beziehen und damit häufig Gegenstand (planungs-)politischer Aushandlungsprozesse wären.
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In cities such as Hamburg, Berlin and Vienna, artists and cultural producers from the independent scene articulate a strong need for spaces that they can appropriate for their cultural and artistic practice. At the same time, the preservation of existing spaces for the independent scene is seen as a permanent challenge.In this context, this diploma thesis is dedicated to the appropriation of space by artists and cultural producers in the independent scene in Vienna. Characteristics of the independent scene are analysed and the emergence of spaces of the independent scene in Vienna and the associated actors are explored. Furthermore, the challenges faced by artists and cultural producers in the independent scene in the course of their appropriation of space are discussed. Finally, approaches are formulated that can contribute to the fostering of the independent scene.In the first part of the thesis, the basic concepts of spatial appropriation, culture and the independent scene are discussed and defined on the basis of literature and document research. In the second part, an intensive examination of the central research area of the thesis, the city of Vienna, and the Viennese independent scene is carried out. The focus of the thesis is on the empirical analysis, which also forms the third part of the thesis. For this purpose, a case study investigates the appropriation of space by the independent scene in Vienna using the case studies Westbahnstudios, Semmelweisklinik and SOHO STUDIOS. In order to expand on the statements of the people actively involved in the case studies and to better contextualise them in the city of Vienna, semi-structured interviews are also conducted with experts on the subject of the research.The research results show that the independent scene can be understood as a non-profit, non-partisan, non-confessional and self-organised social group that pursues a contemporary artistic practice and is not directly linked to public institutions. The emergence of the appropriation of space by the independent scene can be traced back to five different levels in the course of the empirical analysis. These levels relate to the performance of the actors of the independent scene, to the performance of enabling actors, to existing spatial and material conditions, to the need for spaces for artistic and cultural practice, and to luck and the right timing. In particular, the central role of actors from the public sector becomes apparent, who, through access to financial resources or their own facilities and infrastructures, significantly expand the scope for action and autonomy of artists and cultural producers in the independent scene and thus significantly advance the emergence of space appropriation. With regard to the central challenges faced by artists and cultural producers of the independent scene, it can be seen that these can be localised in different challenge complexes, ranging from burdensome production and operating costs to precarious production conditions and restrictive regulations. Approaches to promoting the independent scene can be formulated on a spatial-material, financial, social-cooperative, regulatory and time-related level. It becomes clear that the approaches mainly relate to distribution issues and the power of disposal over spaces and are therefore often the subject of (planning) political negotiation processes.
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Additional information:
Abweichender Titel nach Übersetzung der Verfasserin/des Verfassers