Medl, A. (2022). Stromautarke Verkehrsinfrastruktur bis 2030 - Entwicklung eines methodischen Ansatzes zur Priorisierung von Flächen zur Erzeugung erneuerbarer Energie am Bundesstraßennetz in Österreich [Master Thesis, Technische Universität Wien]. reposiTUm. https://doi.org/10.34726/hss.2022.100725
Das Regierungsprogramm 2020-2024 der Österreichischen Bundesregierung bezeichnet die Veränderung des Klimas als eine der größten Herausforderungen unserer Generation – in ökologischer, ökonomischer und sozialer Hinsicht. Um die Ziele des Pariser Klimaschutzabkommens zu erfüllen, wird der Ausbau aller Formen heimischer erneuerbarer Energieträger forciert. Vor diesem Hintergrund hat sich die ASFINAG als österreichisches Infrastrukturunternehmen im Sinne einer nachhaltigen Mobilität die bilanzielle Stromautarkie auf Basis der Eigenproduktion von erneuerbarem Strom in einem Ausmaß von 100 Megawatt bis zum Jahr 2030 zum Ziel gesetzt. Die dafür notwendigen Energieerzeugungsanlagen werden auf Verkehrsflächen in Verwaltung der ASFINAG errichtet. Aufgrund des engen Zeitfensters von nur 10 Jahren bis zum Jahr 2030 ist bei der Flächenmobilisierung im Sinne einer effizienten Umsetzung strukturiert vorzugehen. Ein erster und wesentlicher Schritt dabei ist die Evaluierung des verfügbaren Flächenpotentials für erneuerbare Energieanlagen. Im Zuge der vorliegenden Masterarbeit werden Möglichkeiten aufgezeigt, wie die Errichtung von Energieerzeugungsanlagen auf Verkehrs-Grünflächen gelingen kann, ohne im Widerspruch zu einem ressourcenschonenden Umgang mit den entsprechenden Flächen sowie den Bestrebungen einer Förderung der Artenvielfalt am Bundesstraßennetz zu stehen. Ziel ist es darzulegen, welchen Kriterien eine Verkehrs-Grünfläche entsprechen muss, um eine gleichsam zeit- und energieeffiziente sowie umweltfreundliche Umsetzung von Anlagen zur Erzeugung erneuerbarer Energien zu gewährleisten. Endergebnis ist ein Algorithmus anhand welchem strategische Handlungsempfehlungen für die Auswahl geeigneter Verkehrs-Grünflächen abgeleitet werden.Im Rahmen der Masterarbeit wurden vor allem zwei Faktoren als relevant identifiziert:Zeit und Effizienz. Energieerzeugungsanlagen müssen angesichts des kurzen Zeithorizonts bis 2030 nicht nur möglichst schnell umgesetzt werden, sondern im Sinne der Wirtschaftlichkeit auch eine bestmögliche Leistung erbringen. Kombiniert betrachtet ermöglichen die Faktoren Zeit und Effizienz eine Grobeinschätzung der Umsetzungsmöglichkeit einer Energieanlage. Diese wurde – tituliert als„Umsetzungswiderstand“ – im Zuge der vorliegenden Masterarbeit durch einen eigens entwickelten Algorithmus berechnet und mittels Widerstandsmatrix graphisch dargestellt.Mit der Widerstandsmatrix wird ein methodischer Ansatz geboten, welcher bei der Entscheidung der Flächenauswahl und deren Priorisierung einen maßgeblichen Beitrag leisten und somit die Strategie für den Ausbau erneuerbarer Energien am Bundesstraßennetz unterstützen kann. Grundgedanke ist die Berechnung eines Umsetzungswiderstands pro Verkehrs-Grünfläche, resultierend aus den definierten Beurteilungsparametern des „Genehmigungsaufwands“ und der „technischen Eignung“ der jeweilig betroffenen Fläche. Die Verkehrs-Grünflächen können anhand des ermittelten Umsetzungswiderstands gereiht und demnach priorisiert werden.Jene Fläche, mit dem geringsten Umsetzungswiderstand lässt im Umkehrschluss in Relation zu den anderen Flächen auf eine hohe Zeit- und Energieeffizienz sowie Naturverträglichkeit schließen.Der entwickelte Algorithmus soll als Werkzeug zur zeiteffizienten Umsetzung von Anlagen zur Erzeugung erneuerbarer Energien am Bundesstraßennetz dienen.Strategische Ziele können potenziell entsprechend der Priorisierung der einzelnen Verkehrs-Grünflächen formuliert werden. Bei Flächen mit geringem Umsetzungswiderstand ist von geringen Genehmigungsaufwänden und damit auch einer schnelleren Umsetzbarkeit auszugehen. Operative Maßnahmen können auf Basis dessen entsprechend geplant werden.