Witzany, L. (2024). Systematically addressing unconscious bias in job interviews with anonymization technology [Diploma Thesis, Technische Universität Wien]. reposiTUm. https://doi.org/10.34726/hss.2024.121240
E193 - Institut für Visual Computing and Human-Centered Technology
-
Date (published):
2024
-
Number of Pages:
141
-
Keywords:
unconscious bias; job interviews; anonymisation
en
Abstract:
Hiring practices are demonstrably prone to bias, leading to the exclusion of qualified candidates and hindering the establishment of diverse workplaces. While workplace diversity is not only a moral imperative but also a critical factor in organizational success, blind hiring techniques, despite their effectiveness in mitigating bias, are rarely put into practice. This research investigates the potential of anonymized, structured text-based job interviews to reduce bias in the hiring process. A novel sociotechnical system, DEBIAS, was developed and evaluated in two real-world recruiting events organized by the TU Career Center with the aim of investigating the potential of text-based job interviews to eliminate bias and assess their impact on applicants' self-presentation and interviewers' ability to form adequate impressions of candidates. In two iterations, companies interviewed students of TU Wien utilizing a two-step process: a completely anonymous structured chat interview followed by an open face-to-face conversation. Qualitative data in the form of interviews with students and company representatives was collected, transcribed, and analyzed using qualitative content analysis. Quantitative data were collected by asking companies to rank the applicants. These data were statistically analyzed to assess the validity of the approach for applicant selection.The developed system showed great potential to reduce bias in job interviews and enable a fairer interview process. Applicants' ability to present themselves to companies was generally not impaired. On the contrary, the two-part interview process often led to reduced nervousness and could even present an advantage to applicants. Company representatives also indicated that they could generally assess candidates adequately based on the chat interview. The combination of anonymous text interview and face-to-face interview proved to be a reliable indicator for candidate selection with a strong correlation for all companies in the second iteration.This research makes a valuable contribution to the efforts of creating a fairer and more effective recruitment process. The results show that anonymous, structured text interviews present a promising tool to reduce bias and at the same time have the potential to create a more positive recruiting experience for applicants.
en
Die gängige Praxis in Bewerbungsverfahren ist nachweislich anfällig für kognitive Verzerrungen und unbewusste Vorurteile. Dabei sind Faire Auswahlverfahren nicht nur ein moralisches Gebot - Vielfalt am Arbeitsplatz ist ein wesentlicher Treiber für Innovation und Unternehmenserfolg. Die vorliegende Arbeit widmet sich der Konzipierung und Implementierung eines soziotechnischen Systems zur Durchführung anonymer strukturierter textbasierter Bewerbungsgespräche. Dabei wurde untersucht wie groß das Potenzial eines text-basierten Jobinterviews Biases zu beseitigen ist und wie sich ein solches Verfahren auf die Fähigkeit der Bewerber:innen auswirkt sich selbst zu präsentieren. Schließlich wurde beleuchtet welchen Einfluss der Ansatz auf die Fähigkeit der Interviewer:innen, sich einen Eindruck von den Bewerber:innen zu verschaffen, hat.Mehrere Firmen interviewten dabei Studierende der TU Wien in einem zweistufigen Prozess, bestehend aus einem völlig anonymisierten strukturierten Chat-Interview gefolgt von einem offenen Gespräch von Angesicht zu Angesicht.Die beiden Iterationen des Systems wurden jeweils im Rahmen eines vom TU Career Center veranstalteten Recruiting-Events evaluiert. Dabei wurden qualitative Daten in Form von Interviews mit Studierenden und Unternehmensvertretern gesammelt, welche transkribiert und mittels qualitativer Inhaltsanalyse ausgewertet wurden. Quantitative Daten wurden im Rahmen der Erhebung von Ranglisten der Bewerber:innen durch die Unternehmen gewonnen. Diese Daten wurden statistisch ausgewertet, um die Validität des Ansatzes in Bezug auf die Bewerber:innenauswahl zu beurteilen. Das entwickelte System "DEBIAS" zeigte großes Potenzial Vorurteile im Vorstellungsgespräch zu reduzieren und ein faireres Interviewverfahren zu ermöglichen. Die Fähigkeit der Bewerber:innen sich den Firmen gegenüber selbst zu präsentieren wurde in der Regel nicht merklich beeinträchtigt. Im Gegenteil: der zweiteilige Interviewprozess führte oft zu verringerter Nervosität und könnte so sogar einen Vorteil für die Bewerber:innen darstellen. Auch Firmenvertreter:innen gaben an die Kandidat:innen in der Regel ausreichend anhand des Chatinterviews beurteilen zu können. Die Kombination aus anonymen Textinterview und offenem Interview zeigte sich als verlässlicher Indikator für die Kandidat:innenauswahl mit einer starken Korrelation für alle Firmen in der zweiten Iteration. Diese Forschungsarbeit leistet einen wertvollen Beitrag zu den Bemühungen um die Schaffung eines faireren und effektiveren Rekrutierungsprozesses. Die Ergebnisse zeigen, dass anonymisierte, strukturierte Textinterviews als vielversprechendes Instrument zur Minderung von Vorurteilen eingesetzt werden können und dabei gleichzeitig das Potenzial haben eine positivere Bewerbungserfahrung für Bewerber:innen zu schaffen.