Seit mehr als 100 Jahren beruht die Bewertung fäkaler Verschmutzungen von Wasser/Gewässern auf kultivierungsbasierten Nachweisen intestinaler Fäkalindikatoren (E. coli, Enterokokken). Diese Methoden haben damals den Schutz der öffentlichen Gesundheit revolutioniert. Auch heute noch sind diese Standardverfahren essentiell, um die Qualität und Sicherheit von Wasser/Gewässern beurteilen zu können. Es besteht jedoch zunehmend großer Bedarf an weiterführenden komplementären Analyseverfahren. Fortschritte bei der DNA/RNA-Sequenzierung haben erst kürzlich die Vielfalt der mikrobiellen Welt offenbart. Intestinale Mikrobiome unterscheiden sich dabei grundlegend von anderen mikrobiellen Gemeinschaften und zeigen darüber hinaus Differenzierungen zwischen unterschiedlichen Verschmutzungsquellen (z.B. kommunales Abwasser, Ausscheidungen Wild- und Nutztiere). Molekularbiologische/genetische PCR- und qPCR-Assays wurden für verschiedene bakterielle und virale DNA/RNA-Targets entwickelt. Darüber hinaus können Hochdurchsatz-Sequenzierungen die Analyse fäkaler Verschmutzungen unterstützen. Die Übersichtsarbeit und Meta-analyse "Have genetic targets for faecal pollution diagnostics and source tracking revolutionised water quality analysis yet?" in FEMS Microbiology Reviews (Demeter et al., 2023, https://doi.org/10.1093/femsre/fuad028) identifiziert erstmalig systematisch die wissenschaftlichen Anwendungsbereiche genetischer Methoden für die Analyse fäkaler Verunreinigungen von Wasser/Gewässer (inklusive ihrer Limitierungen/Herausforderungen). Mehr als 1.100 Veröffentlichungen (peer-reviewed) wurden seit dem Beginn des Einsatzes der DNA/RNA-Diagnostik - vor etwa 30 Jahren – analysiert (inkl. detaillierter Studiendesignanalysen). Zweifelsfrei haben diese Methoden die wissenschaftlichen Möglichkeiten der Analyse fäkaler Belastungen von Wasser/Gewässern bereits grundlegend revolutioniert. Als nächster Schritt erfolgt nun die Ermittlung des Status quo der zukünftigen Möglichkeiten, aber auch der zu überwindenden Hürden in der praktischen Anwendung dieser Methoden in der Wasserwirtschaft. Das österreichische Interuniversitäre Kooperationszentrum für Wasser und Gesundheit (ICC W&H), die IWA Specialist Group Health-Related Water Microbiology, sowie das Global Water Pathogens Project führen dafür derzeit eine große globale Umfrage durch. Sämtliche Bereiche der mikrobiologischen Wasseruntersuchung, wie Trinkwasser, Badegewässer, Bewässerung oder epidemiologische Abwasserüberwachung, werden abgedeckt. Neben dem Review werden auch erste Ergebnisse hieraus während der Tagung vorgestellt.