Dusper, J. (2022). Domestizierung der Sprachlosigkeit : ein Beitrag zu einem sinnstiftenden Umgang mit der Politischen Schule in Kumrovec [Diploma Thesis, Technische Universität Wien]. reposiTUm. https://doi.org/10.34726/hss.2022.101122
Nicht-referenzielle Architektur; Sozialismus; Jugoslawische Architektur; Selbstverwaltende Planung; Politische Schule Kumrovec; Sprachlosigkeit; Sinnstiftung
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Non-referential Architecture; Socialism; Yugoslavian Architecture; self-management planning; political school in Kumrovec; Speechlessness; inciting sens-making
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Abstract:
Meine Diplomarbeit wird von dem Verlangen getragen, der Erarbeitung eines Umgangs mit dem architektonischen Erbe des sozialistischen Jugoslawien beizusteuern. Gebäude und Denkmäler ließen sich über die Ideologie, die sie einst informierte, legitimieren und verstummen nach dem Ausbleiben ihres richtungsweisenden Überbaus, der im Falle Jugoslawiens mit den kriegerischen, zersetzenden 90ern wich. Das daran gekoppelte Trauma lässt das Verstummen zu einer Sprachlosigkeit anschwellen, die jeglicher Möglichkeit der Artikulation beraubt ist. Um einen Umgang zu erarbeiten, dem man Glaubwürdigkeit schenken will, wird es notwendig sein, die Sprachlosigkeit mitzutragen. Dabei bin ich an einer Domestizierung der Sprachlosigkeit interessiert. Damit meine ich keine Zähmung, wie der Begriff vielleicht unmittelbar suggerieren mag, sondern das menschliche Bemühen bzw. Verlangen, sich in der Gegenwart daheim zu fühlen. Eine Gegenwart, die, wie Valerio Olgiati und Markus Breitschmid beobachten, keine allumfassenden, andauernden Ideologien und Werte kennt, denen wir uns gesammelt versprechen. Sie begegnen diesem Zustand unserer Welt, den sie als nicht-referenziell bezeichnen, mit der Einforderung nach sinnstiftenden Ideen. Eine Domestizierung der Sprachlosigkeit trachtet nach der Berücksichtigung dieser Ohnmacht innerhalb unseres Bestrebens, uns in der nicht-referenziellen Welt daheim zu fühlen. In meiner Diplomarbeit fokussiere ich mich auf die Politische Schule in Kumrovec, im Nordwesten Kroatiens. Im sozialistischen Jugoslawien wurden dort angehende Politiker:innen ausgebildet, heute steht sie leer und die zahlreichen Versuche, sie zu verkaufen, blieben erfolglos. Am Beispiel dieses Gebäudes will ich zu einem sinnstiftenden Umgang beitragen, der es in poetischer Form vermag, die Ufer der Sprachlosigkeit erfahrbar zu machen. Diese Herangehensweise wird keine Lösungen liefern, jedoch will sie fruchtbarer Boden sein, der unser Bedürfnis nach Sinn nährt.
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My master thesis is imbued by the desire to contribute to the elaboration of a new way of dealing with the architectural heritage of socialist Yugoslavia. Once the buildings and memorials used to be legitimized by the informing ideology, but they fell mute with the absence of their directing superstructure, which was annulled by the destructive years of war in the 90ies. The resulting trauma leads to a swelling of the muteness, culminating in speechlessness and being deprived of any possibility of articulation. In order to grant credibility to the way of dealing with the heritage, one will have to embrace the speechlessness. I am interested in a domestication of speechlessness. By this I do not mean a taming, as the term might suggest immediately, but I understand it as the human endeavor or desire to feel at home in the present. A present that, as Valerio Olgiati and Markus Breitschmid notice, lacks ubiquitous and long lasting ideologies and values, capable of subsuming us as a collective. They call this condition of our world the non-referential and they confront it with a demand for ideas that incite sense. The domestication of speechlessness is longing for this impotence to be considered within our endeavor to feel at home in the non-referential world. My master thesis focuses on the Political School in Kumrovec, in the northwest of Croatia. In socialist Yugoslavia aspiring politicians were educated there. Today this building is vacant and numerous attempts to sell it were made, but they all failed. Choosing the former Political School I want to contribute to a sense inciting way of dealing with it. This calls for an attempt that is contributing in a poetic way, being capable of sensing the shores of speechlessness. I do not expect this approach to provide solutions, but it should be a fertile ground for nourishing our need for sense.
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Additional information:
Abweichender Titel nach Übersetzung der Verfasserin/des Verfassers