Handlungsempfehlungen für praxisbezogene Ansätze einer kooperativen Bauprojektabwicklung

Abstract

Die Abwicklungsmodelle von Bauprojekten in Österreich basieren seit Jahrzehnten auf Werkverträgen. Eines dieser Modelle wird nach Ermessen des Bauherrn in der Anfangsphase des Projekts ausgewählt, womit der Grundstein für die Projektabwicklung gelegt wird. Wegen der vorherrschenden Konkurrenz können die planenden und bauausführenden Bewerber nur mit scharf kalkulierten Angebotspreisen einen Auftrag erhalten. Personalkosten gehören zu den größten Kostenanteilen, was zu einem möglichst sparsamen Umgang mit dieser Ressource führt. Hinzu kommt, dass in Österreich ein Fachkräftemangel herrscht und die Arbeitskräfte dementsprechend intensiv belastet werden. Der Planer soll in kurzer Zeit ein kostengünstiges und qualitativ hochwertiges Bauwerk planen. Der Bauunternehmer soll den Bauauftrag meist in knapp bemessener Bauzeit ausführen – möglichst unter Minimierung von Material- und Personalressourcen. Dabei will jeder Beteiligte sein Ergebnis maximieren. Das Resultat dieser Umstände ist ein umfassender Leistungsdruck und die Fokussierung auf Einzelinteressen aller Parteien. Die auf Werkverträgen basierenden Modelle bewirken unter diesen Umständen ein vermehrtes Claiming, und die Zusammenarbeit wird gehemmt.In den letzten Jahren sind die „Alternativen Vertragsmodelle“ in das Bewusstsein der österreichischen Bauwirtschaft gekommen. In sie wird viel Hoffnung zur Veränderung der vorherrschenden Umstände gelegt, insbesondere bei der Abwicklung von öffentlichen Großprojekten. Diese Modelle weisen zahlreiche Besonderheiten auf, welche sie von klassischen Werkverträgen laut ÖNORM unterscheiden. Sie können bei korrekter Anwendung zu einer verbesserten Projektkultur auf Basis einer kooperativen Zusammenarbeit führen. Dies wurde international bereits unter Beweis gestellt. Trotzdem konnten sich diese Modelle in Österreich bisher nicht behaupten. Als einer von zahlreichen Gründen werden oftmals die noch immer vorherrschenden Denk- und Verhaltensmuster der Parteien genannt, welche aus den historisch verankerten Abwicklungsmodellen hervorgehen.Die Bearbeitung dieser weitläufigen Thematik im Zuge der vorliegenden Masterarbeit zielt auf die Gewinnung von Erkenntnissen zu Missständen und Verbesserungspotenzialen ab.Dazu ist es erforderlich, eine Verknüpfung von komplexen Zusammenhängen in der Abwicklung von Bauprojekten in Österreich herzustellen. Zu Beginn wird ein Überblick über die Bauprojektabwicklung mit den wesentlichen Beteiligten sowie über die traditionellen Abwicklungsmodelle geschaffen. Von Interesse sind dabei insbesondere jene Aspekte, die zum Status quo geführt haben. Anschließend werden die grundlegenden Theorien der Zusammenarbeit erläutert. Darauf aufbauend, liefert die Betrachtung der wichtigsten österreichischen Normen und Richtlinien einen Überblick über die Entwicklungsstufen der Bauprojektabwicklung. Während früher kein Augenmerk auf die Förderung der Zusammenarbeit gelegt wurde, beginnt sich das langsam zu ändern. Interessant sind hierbei Elemente aus „Alternativen Vertragsmodellen“, welche Verbesserungen bei der Projektabwicklung bewirken können. Das Führen von Experteninterviews und der Besuch facheinschlägiger Veranstaltungen brachten zusätzliche Einblicke in die Praxis. Dies bildet die Basis für die Analyse, welche aus traditionellen und „alternativen“ Abwicklungsmodellen Erfolgsfaktoren für die Umsetzung liefert. Der Vergleich generischer Prozesse im Projektablauf zeigt die wesentlichen Unterschiede auf und verdeutlicht das Potenzial zur Effizienzsteigerung durch Kooperation. Die daraus abgeleiteten Handlungsempfehlungen bilden eine Auswahl an Optionen zur Nutzung der Verbesserungsmöglichkeiten bei durchgängigen Kooperationsansätzen in einem Bauprojekt.

The methods for implementing construction projects in Austria have been based on a special type of contracts according to Austrian law for decades. At the discretion of the client,one of these methods is selected in the initial phase of the project, thus laying the foundation for project execution. Due to the competition prevailing in the field, the planning and construction parties participating in the tender procedure can only succeed in obtaining a contract when sharply calculating prices. Personnel costs amount to one of the largest cost factors, which leads to the attempt at being most economical with the use of this resource.Additionally, there is a shortage of skilled labour in Austria, with the result that the workforce is heavily burdened. The planner is expected to plan a cost-effective and high-quality building in a short time. The building company is usually expected to execute the construction contract within a short period of time - if possible while minimizing the use of material and human resources. Every party involved aims at maximizing their returns. As a consequence, there isoverall performance pressure and the common focus on individual interests. Project execution methods based on the standard type of contracts generally result in increased claiming and impaired cooperation.In recent years, "alternative contract models“ have come to the attention of the Austrian construction industry. A lot of hope is placed in them for changing the prevailing ways of doing business, especially in the handling of major public projects. These models are characterised by numerous special features that distinguish them from classic contracts according to ÖNORM. When used appropriately, they can lead to an excellent project culture based on cooperation. This has already been proven internationally. Nevertheless, these models have not yet asserted themselves in Austria. The prevailing ways of thinking and behaviour patterns of the parties involved, originating from the historically grown execution models, are commonly referred to as one of many reasons.The present master's thesis aims at gaining insights into the short comings of traditional models as well as showing potentials for improvement. To this end, it is necessary to highlight the complex relationships existing in the carrying out of construction projects in Austria. At the beginning, an overview of construction project processes, including the main participants as well as the traditional organization models is given. Of particular interest are those aspects that have led to the status quo. Subsequently, the fundamental theories of cooperation are explained. Based on this, the most important Austrian standards and guidelines are discussed,providing an overview of the individual stages of construction project management. In the past,there was no focus on promoting cooperation, but this has gradually started to change.Elements from "alternative contract models”, which can bring improvements to the project processes, are of special interest here. Conducting expert interviews and attending relevant events have brought additional insights into current practice. This forms the basis for the analysis, which provides success factors from both traditional and "alternative" models. The comparison of generic processes in the project execution shows the main differences and illustrates the potential for increasing efficiency through cooperation. The author’s recommendations show a range of options for making use of the improvement potentials of consistent cooperation in the implementation of construction projects.