Der Einsatz von Strahlungsdetektoren mit guter Zeitauflösung führt zu zahlreichen Innovationen in den Bereichen Hochenergiephysik (HEP) und medizinischer Physik. Eine der möglichen Anwendungen in dem Gebiet der medizinischen Physik ist die Positronen- Emissions-Tomographie (PET). PET ist ein funktionelles Bildgebungsverfahren, das 3D-Informationen über die Stoffwechselaktivität in einem lebenden Organismus liefern kann. Dazu wird dem Patienten ein Radiopharmakon injiziert, welches einem spezifischen metabolischen Ablauf folgt und ein Isotop enthält, das β+ Teilchen emittiert.Als Ergebnis des β+-Zerfalls annihiliert das Positron mit einem Elektron und es entstehen zwei gegenläufige Gammaphotonen mit einer Energie von 511 keV. Die Gammastrahlen werden mit Hilfe von Detektorblöcken, die ringförmig um den Patienten angeordnet sind und aus Szintillatoren, Photodetektoren und Ausleseelektronik bestehen, in Koinzidenz erfasst. Dies ermöglicht die Rekonstruktion einer Linie, entlang derer der Annihilationsprozess stattgefunden hat, diese wird Koinzidenzlinie (Line of Response, LOR) genannt. Nach der Erfassung vieler LORs ist die Rekonstruktion eines 3D-Bildes möglich. Die Lokalisierung der Elektron-Positron-Annihilation entlang einer LOR kann durch Messung der Zeitdifferenz zwischen der Detektion der beiden Photonen ermittelt werden. Die Genauigkeit dieser Flugzeitbestimmung (Time of Flight, TOF) wird durch die Koinzidenz Zeitauflösung (Coincidence Time Resolution, CTR) definiert. Bei der TOFPET Bildgebung ermöglicht diese Information eine Verbesserung des Signal-Rausch- Verhältnisses (Signal to Noise Ratio, SNR) und führt damit auch zu einer Verbesserung der Qualität des rekonstruierten Bildes. Diese Auflösung wird von allen Komponenten in der Detektorkette beeinflusst. Dadurch ist, um ihre Genauigkeit zu verbessern, eine sorgfältige Optimierung aller Detektorelemente erforderlich.Den aktuellen Stand der Technik bei kommerziell erhältlichen TOF-PET Systemen definieren der Biograph Vision PET/CT-Scanner von Siemens mit einer Zeitauflösung von 214 ps Halbwertsbreite (full width at half maximum, FWHM) und das Biograph Vision.X PET/CT System mit einer noch besseren CTR von 178 ps FWHM dank des Einsatzes von künstlicher Intelligenz. Eine so gute Zeitauflösung entspricht einer Ortsauflösung von 3 cm entlang der LOR. Allerdings erfordern eine Reihe von medizinischen Herausforderungen eine weitere Verbesserung der TOF-Präzision. Das Erreichen einer CTR von 100 ps FWHM bedeutet eine kürzere Untersuchungszeit oder eine geringere Strahlendosis, die der Patient erfährt. Das ultimative Ziel sind 10 ps FWHM, dies entspricht 1,5 mm räumlicher Auflösung und somit auch der Reichweite von Positronen. Dadurch wäre der tatsächliche Ort der Annihilation bekannt, was eine rekonstruktionsfreie Echtzeit-Bildgebung ermöglichen würde. Anorganische Szintillationskristalle wie Lutetium-Yttrium Oxyorthosilicat (LYSO) sind aufgrund ihrer hohen Lichtausbeute und schnellen Szintillationskinetik die erste Wahl für TOF-PET-Scanner. Angesichts der aktuellen Fortschritte bei der Entwicklung schneller Silizium Photomultiplier (SiPM) und schneller Ausleseelektronik stößt die zeitliche Auflösung dieser Szintillatoren jedoch an ihre Grenzen. Infolgedessen ist der Beitrag der Wechselwirkungstiefe (Depth of Interaction, DOI) eines Gammas im Szintillator auf die CTR nicht mehr vernachlässigbar. Dies ist besonders wichtig bei präklinischen und organspezifischen humanmedizinischen PET-Scannern, die eine hohe räumliche Auflösung und Sensitivität benötigen, um eine detaillierte Bildgebung und hohes SNR zu erreichen.In dieser Arbeit wird ein Detektorblock untersucht, bei dem ein Satz Kristalle mit matten Seitenflächen und einem darauf platzierten Lichtleiter verwendet werden, um eine Verteilung des Lichts zwischen benachbarten Kristallen zu ermöglichen. Diese Anordnung erlaubt die Herleitung von DOI-Informationen der Gammastrahlen. Dieser Ansatz wird auf eine Matrix aus 15 mm langen LYSO:Ce-Szintillatoren und den aktuell besten SiPMs angewandt, wobei sowohl speziell angefertigte als auch kommerziell erhältliche Ausleseelektronik verwendet werden. Die speziell angefertigte Auslesetechnik basiert auf dem NINO 32-Chip für die Zeitbestimmung, einem analogen Verstärker für die Energiemessung und digitalisiert jedes SiPM-Ausgangssignal mit einer Frequenz von 5 Gs/s. Mit diesem Aufbau und unter Verwendung der neuen Metal-in-TrenchSiPM-Technologie wird eine CTR von 170 ± 5 ps FWHM nach DOI-Korrektur erreicht, zusammen mit einer DOI-Auflösung von 2,5 ± 0,2 mm FWHM. Auf der anderen Seite bei Anwendung des PETsys TOFPET2 ASIC’s, eines kommerziell erhältlichen elektronischen Ausleseelektronik, wird eine CTR von 216 ± 6 ps FWHM und eine DOI-Auflösung von 2,6 ± 0,2 mm FWHM erreicht. Die PETsys TOFPET2 ASIC wurde zum Vergleich ausgewählt, um die Leistung des Detektors und seine Anwendbarkeit auf zukünftige skalierbare Systeme mit mehreren Tausend Kanälen zu bewerten. Darüber hinaus wurde eine selbst entwickelte 16-Kanal Elektronik getestet, welche rauscharm, energieeffizient und hochfrequent ist (Low-Noise Low-Power High-Frequency, LNLPHF), um durch einen noch niedrigeren Schwellenwert die Zeitauflösung zu verbessern.Dies ermöglicht die Erkennung der ersten aus der Kaskade erzeugten Photonen,wie z.B. Cherenkov-Photonen. Mit Kristallen von 20 mm Länge, einer in kommerziellen PET-Scannern üblichen Größe, erreicht der DOI-fähige Detektorblock eine beispielhafte CTR von 133 ± 2 ps FWHM, nach DOI-Korrektur. Vergleichsweise liegt die CTR des Standard-(nicht-DOI) Moduls gleicher Länge bei 130 ± 2 ps FWHM. Daraus lässt sich folgern, dass das DOI-fähige Konzept nicht nur eine ähnliche Zeitauflösung wie die Standardkonfiguration erreicht, sondern es hat auch den Vorteil, dass die DOI-Informationen abgerufen werden können, wodurch sich später Parallaxenfehler in Scannern korrigieren lassen.Der Vorteil der LNLPHF-Elektronik zeigt sich besonders bei Kristallen mit langsameren Szintillationsprofilen, bei denen jedoch aufgrund ihres hohen Refraktionsindexes einige wenige Cherenkov-Photonen erzeugt werden, wie z. B. bei Bismutgermanat (BGO) oder bei Szintillatoren mit hoher Photonendichte, wie z. B. bei Plastik. Die zeitliche Auflösung dieser Materialien hängt in hohem Maße von dem Schwellenwert ab, der zur Gewinnung der Zeitinformationen verwendet wird. Wenn 250 μm dicke Schichten aus BGO und Plastik abwechselnd in einem so genannten heterostrukturierten Konzept angeordnet sind, können die schnelle Szintillationsproduktion der Plastikkomponente und das hohe Stoppvermögen von BGO in einem Szintillator kombiniert werden. Außerdem kann die durch die Schichtungen bedingte Lichtabschwächung genutzt werden, um die DOI-Information mit Hilfe des Lichtleiters zu erhalten. Durch die Auswahl von Ereignissen, bei denen ein Teil der Energie zwischen den beiden Materialien geteilt wird und eine zeitliche Korrektur mithilfe der DOI-Informationen durchgeführt wird, wird eine CTR von 182 ± 6 ps FWHM mit einer Matrix aus 20 mm langen heterostrukturierten Szintillatoren erreicht. Dies stellt einen kostengünstigen Kompromiss zwischen guter Zeitauflösung und hoher Empfindlichkeit dar. Schließlich wird der DOI-fähige Detektorblock verwendet, um eine neue statistische Methode zu untersuchen, die erlaubt, den Kristall zu identifizieren, in dem die erste Wechselwirkung bei interkristallinen Streuereignissen (Inter Crystal Scattering, ICS) stattgefunden hat. Diese Ereignisse verschlechtern die räumliche Auflösung, wenn sie nicht in geeigneter Weise behandelt werden. Die Beseitigung der Ambiguität bei der Bestimmung des Kristalls der ersten Wechselwirkung könnte die Definition der LOR und damit die räumliche Auflösung verbessern. Wenn die erwartete Ladungsverteilung über alle Fotodetektoren als Funktion von DOI und Energieabgabe aus früheren Kalibrierungsverfahren bekannt ist, können diese Informationen verwendet werden, um die wahrscheinlichsten Gammastrahlen-Wechselwirkungspunkte übermehrere Kristalle hinweg abzuschätzen und den ersten Wechselwirkungskristall genau zu identifizieren. Diese statistische Methode wird mithilfe von Geant4 Monte-Carlo-Simulationen getestet, und erweist sich als zu über 85% genau und sagt den DOI mit einer Auflösung von 4,5 mm FWHM voraus. Dieser Ansatz stellt eine neue Art dar um die räumliche Auflösung von ICS Ereignissen für die Bildrekonstruktion zu optimieren.