Trimmel, D. (2022). Ein Dialog über Zeit. Der Entwurf einer Umbaustrategie. [Diploma Thesis, Technische Universität Wien]. reposiTUm. https://doi.org/10.34726/hss.2022.102684
Die Klimakrise und zunehmende Ressourcenknappheit erfordern von der Architektur Handlungsbedarf. Der Erhalt und die Umnutzung von bestehenden Bauwerken müssen bei Möglichkeit dem Neubau vorgezogen werden. Demzufolge behandelt die vorliegende Arbeit die Thematik des Umbauens. Ziel ist das Entwickeln einer Umbaustrategie, welche schlussendlich anhand von Entwurfsfragmenten zu einem konkreten Bestandsgebäude – dem ehemaligen Sanatorium Wienerwald – zum Ausdruck gebracht wird.Der Aspekt der Ressourcenschonung und somit die Wiederverwendung im weitgehendsten Sinn, führt zunächst zur Reflexion von Grundsätzen der Denkmalpflege. So führte der im 19. Jahrhundert– durch die Urbanisierung, als Folge der Industrialisierung – ausgeübte Druck auf die Stadt, zu großangelegten Umnutzungs- und Umbauszenarien von Bestehendem. Die sich daraus entwickelnde moderne Denkmalpflege wurde dabei vor allem von den Grundsätzen John Ruskins beeinflusst. Wie unter anderem aus der Schrift „The Seven Lamps of Architecture“ hervorgeht, stehen Ruskins Ansätze unter dem Leitgedanken Konservieren – nicht Restaurieren und folgen der Logik, dass jede Schicht unverwechselbar aus ihrer Zeit stammen solle. Der bis heute noch dominierende Konservierungsgrundsatz führte jedoch zu einem denkmalpflegerischen Zwiespalt in der Praxis. Konkret kam es so vorwiegend zu Weiterbauten, die sich architektonisch vom historischen Bestand absetzten und sich so als Neu deklarierten.Als Antwort darauf leitet sich eine Umbauhaltung ab, die eine Erweiterung von vorgefundenen Atmosphären und Strukturen anstrebt. – Einen Dialog über Zeit zu schaffen. Als Grundlage für die Entwicklung der Umbaustrategie dienen die Erfassung der (Bau-)Geschichte und die zeichnerische Dokumentation des ehemaligen Sanatoriums.Die konkrete, fragmentarische Umbau-Entwurfsarbeit bedient sich der Methode, mit einer Liste an Parametern, wie Konstruktion, Wahrnehmung, Täuschung, Assoziation durch Neuinterpretation, etc., zu arbeiten.Des Weiteren wird der, von dem englischen Architektenpaar Alison und Peter Smithson geprägte Begriff as-found, als Entwurfshaltung aufgegriffen. Während sich physisch, erhaltene as-found-Elemente geradezu in einem direkten, anderen Kontext wiederfinden können, wird historischem as-found – dem Rückgriff von Elementen bis hin zu Raumatmosphären von vorhergegangenen Nutzungen – als Denkweise besonderes Augenmerk geschenkt.Die Entwurfsmethode und die eigene Haltung zum Bestand, bilden den konsistenten Charakter des Umbauentwurfs.
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The climate crisis and scarcity of resources require action from architecture. When possible, the preservation and conversion of existing buildings must be favoured over new construction. Consequently, this thesis deals with the topic of restoration, with the intent of developing a restoration strategy. Finally, this is expressed through design-fragments for an existing building – the former Sanatorium Wienerwald.The resource conservation aspect, and thus of reuse in its broadest sense, leads first to reflections on monument preservation. In the 19th century, the pressure exerted on the city by urbanisation - as a result of industrialisation - led to the large-scale conversion and reconstruction of existing buildings. Consequently, the discipline of modern monument conservation developed, largely influenced by the precepts of John Ruskin. In his paper “The Seven Lamps of Architecture”, Ruskin makes explicit his preference to conserve – not to restore, following the logic that each layer should unmistakeably be of its time. The strict interpretation of these conservation principles over recent decades has often led to additions being made to existing buildings which try too hard to be of their time and thus declare themselves as the new. In response, the ambition of this work is to expand the qualities and atmospheres of historical structures instead of declaring a restoration as entirely new, aiming to create a dialogue over time. The documentation on the development of the former Sanatorium as well as its current as-found state are integral to the elaboration of its unique restoration strategy.The fragmentary restoration design-work uses the method of working with a series of parameters, including construction, perception, deception, association through reinterpretation, etc.Furthermore, the term as-found, coined by the English architect couple Alison and Peter Smithson, is here integrated as a design attitude. While what is currently preserved can be directly reused, the possible handling of historical as-found – as a way of thinking – is the focus of restoration, and thus of further construction.Design attitude and method come together to form an image of continuity in the character of the design work.
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Abweichender Titel nach Übersetzung der Verfasserin/des Verfassers