dc.description.abstract
Risiken und Ungewissheiten prägen das menschliche Leben auf vielfältige Weise, auf verschiedenen Ebenen und über unterschiedliche Zeiträume hinweg. Beispiele dafür finden sich in den Sparentscheidungen auf individueller Ebene, die von kurzfristigen Schwankungen des Arbeitseinkommens getrieben werden. Für das Gesundheitsverhalten andererseits sind längerfristige Überlegungen entscheidend. Ungesundes Verhalten in der Gegenwart kann sich langfristig auf die Gesundheit auswirken oder sogar das zukünftige Mortalitätsrisiko beeinflussen. Naturkatastrophen oder andere Umweltrisiken sind andererseits Ereignisse, die Menschen nicht auf individueller Ebene sondern gleichzeitig und collektiv betreffen können. Diese Arten von Risiken sind nicht nur für politische Entscheidungsträger auf der Makroebene relevant, sondern auch für die Entscheidungsfindung auf individueller Ebene. Wie die Covid-19-Pandemie wiederum gezeigt hat können individuelle Risiken (wie eine Virusinfektion) aufgrund ihrer aggregierten Auswirkungen ein Eingreifen auf der Makroebene erforderlich machen. Diese Dissertation behandelt menschliches Verhalten in Bezug auf Risiko und Unsicherheit in den oben beschriebenen Situationen. Der Fokus der drei vorgestellten Modelle liegt jeweils auf einem anderen Risikotypus, i.e. vom Gesundheitsrisiko auf individueller und Makroebene bis zum Umweltrisiko. Unterschiedliche Modellierungsansätze ermöglichen es die speziellen Merkmale jeder Risikoart zu berücksichtigen. Das erste Modelle behandelt die Erweiterung klassischer Lebenszyklusmodelle um signifikante Gesundheitsschocks. Im Vergleich zu kleineren Schocks, die meist nur temporäre Auswirkungen auf das Leben einer Person haben, verfügen ausgeprägte Schocks (wie z.B. eine Krebsdiagnose oder eine Herz-Kreislauf Erkrankung) über das Potenzial, den Lebensverlauf auf eine völlig andere Bahn zu lenken. Obwohl ausgeprägte Gesundheitsschocks durch keinerlei Maßnahmen komplett eliminiert werden können, kann durch krankheitsspezifische Gesundheitsinvestitionen die Auftretenswahrscheinlichkeit auf individuelle Ebene beeinflusst werden. Andererseits können alternativ auch Vorsorgemaßnahmen getroffen werden für die Zeit nach eine möglichen Schock, um dessen Auswirkungen abzufedern (z.B. Akkumulierung zusätzlicher Ersparnisse um die zusätzlichen Gesundheitsausgaben zu finanzieren).Im Rahmen dieses Modells erweitern wir die Definition des klassischen Value-of-Life auf weitere Aspekte des persönlichen Lebens (insbesondere im Bezug auf Gesundheit) und verwenden diese neuen Bewertungen, um die optimalen Gesundheitsinvestitionen über den Lebenszyklus zu charakterisieren. Darüber hinaus präsentieren wir eine Zerlegung für jede dieser Bewertung in Bezug auf ihre verschiedenen Einflussfaktoren. Anschließend kalibrieren wir das Modell für das Szenario einer potenziellen Krebsdiagnose für Personen in den USA und sind in der Lage, die individuellen Gesundheitsentscheidungen und -entwicklungen qualitativ und quantitativ zu replizieren. Außerdem ermöglichen die Ergebnisse der Kalibrierung die Auswirkungen einer Krebsdiagnose auf den allgemeinen Konsum sowie die Gesundheitsinvestitionen und -entwicklungen im Vergleich zu einer nicht diagnostizierten Person numerisch zu evaluieren. Weiters können wir die Rolle des Zeitpunkts des Schocks, d. h. des Alters, in dem eine Person mit Krebs diagnostiziert wird, im Hinblick auf die optimale Entscheidungsfindung analysieren. Unter Verwendung von Zerlegungen der Euler-Gleichungen für Konsum und Gesundheitsinvestitionen ermitteln wir identifizieren wir mehrere unterschiedliche Treiber für das optimale Verhalten vor und nach einer Krebsdiagnose. Der zweite Teil dieser Dissertation betrachtet die optimale Gesundheitspolitik auf der Makroebene angesichts der pandemischen Ausbreitung einer Infektionskrankheit. Diese Arbeit erweitert ein SIR1112Compartment-Modell in Bezug auf mehreren Aspekte. Die Unterscheidung zwischen leichten und schweren Krankheitsverläufen ermöglicht eine entsprechende Unterscheidung zwischen Personen, die zur Ausbreitung von Infektionen beitragen, und Personen, die die Kapazitäten des Gesundheitssystems belasten. Zusätzlich zu den häufig verwendeten Interventionen in Form von Lockdowns zur Reduzierungder Übertragungsraten führen wir Tests als mögliche Strategie für die politischen Entscheidungsträger ein. Durch Tests können infektiöse Personen identifiziert und vom Infektionsgeschehen getrennt werden. Um darüber hinaus die Heterogenität innerhalb der analysierten Population zu berücksichtigen führen wir eine Netzwerkstruktur ein. Dies ermöglicht es uns, die optimale Eindämmung der Pandemie über ein regionales Netzwerk hinweg zu betrachten. Gleichzeitig ist eine Netzwerkstruktur auch in der Lage, die Interaktionen verschiedener sozialer Gruppen innerhalb derselben Region zu replizieren. In beiden Fällen (oder auch in Kombination) können wir dadurch jeder Gruppe sowohl aus ökonomischer als auch aus epidemiologischer Sicht heterogene Merkmale zuordnen. Mit Hilfe dieses Frameworks können wir gruppenspezifische optimale Interventionsstrategien identifizieren, die die Gesamtbelastung der Pandemie im Vergleich zu uniform angewandten Interventionen reduzieren. Die analytische Lösung des Modells erlaubt uns die optimale Strategie zu charakterisieren und einen Trade-off zwischen Investitionen in Tests und Lockdowns zu identifizieren. Darüber hinaus veranschaulichen wir die potentiellen Möglichkeiten des Modells numerisch für eine Infektionskrankheit mitCovid-ähnlichen epidemiologische Merkmalen in einem Drei-Regionen-Setting mit einem anfänglichen Infektionsherd in einer der Regionen. Wir zeigen, dass die optimalen regionalspezifische Maßnahmenbeinhalten gleichzeitig eine Überlastung der Krankenhauskapazitäten zu vermeiden und die Pandemiesituation über die verschiedenen Regionen hinweg zu homogenisieren. Weiters stellen wir fest, dass Tests sowohl eine Reduzierung der Gesamtkosten der Pandemie als auch eine Reduzierung der Lockdown Maßnahmen ermöglichen. Die Effekt von Tests ist jedoch wesentlich höher, wenn diese für die gezieltere Testung von Personen mit hoher Wahrscheinlichkeit einer Ansteckung verwendet werden, anstatt uniform über die Bevölkerung verteilt zu werden. Dies deutet auf hohe potenzielle Vorteile einer gewissenhaft durchgeführten Kontaktverfolgung hin. Für den dritten Teil des Dissertation kehren wir zum Entscheidungsfindungsprozess auf individueller Ebene zurück. Motiviert durch die empirische Literatur, die den Zusammenhang zwischen Bildung und verschiedenen Aspekten des Haushaltsverhaltens in Bezug auf Risiken von Naturkatastrophen untersucht, entwickeln wir ein dynamisches Haushaltsmodell, das versucht diese Zusammenhänge systematisch zu erklären. In diesem Modell integrieren wir die vier Hauptkanäle aus der empirischen Literatur, durch die Bildung die individuelle Entscheidungsfindung beeinflusst: Einkommen, Risikobewusstsein, Zeitpräferenz und Zugang zu Präventionsmaßnahmen. In unserem Framework sind Haushalte dem Risiko ausgesetzt, beträchtliche Mengen ihres materiellen Vermögens (z.B. Wohnraum oder andere Wertgegenstände) zu verlieren, falls sie von einer Naturkatastrophe getroffen werden. Diese Verluste können mit Hilfe finanzieller Anstrengungen ersetzt werden, die jedoch im Gegenzug Reduzierung des Konsums und/oder finanzielle Einsparungen erfordern können und daher sorgfältig behandelt werden müssen. Andererseits können diese Ex-Post-Strategien potentiell durch Ex-Ante-Interventionen ersetzt werden, die entweder den Anteil der bei einer Katastrophezerstörten Sachwerte (z.B. Hochwasserschutzmaßnahmen) verringern oder die Wahrscheinlichkeit verringern, dass der Haushalt überhaupt von einer Katastrophe betroffen ist (z.B. Umzug an einen anderen Siedlungsort).Für die numerische Lösung parametrisieren und kalibrieren wir das Modell anhand empirischer Daten aus Thailand und Vietnam. Mithilfe von Monte-Carlo-Simulationen generieren wir eine synthetische Population, die die sozioökonomische Struktur der empirischen Daten repliziert. Die Ergebnisse zeigen, dass unser Modell in der Lage ist, die empirischen Haushaltsdaten qualitativ zu replizieren. Mit Hilfe von geeigneten grafischen Darstellungen und Regressionsanalysen illustrieren wir den Einfluss von Bildung auf die Gleichgewichtsverteilungen von Wohlstand und Katastrophenrisiko. Außerdem untersuchen wir, wie sich das Bildungsniveau auf die Entscheidungsfindung von Haushalten unter ähnlichen Voraussetzungen auswirkt. Darüber hinaus zerlegen wir die Gesamteffekte von Bildung auf risikorelevante Variablen in ihre direkten und indirekten Wirkungskanäle. Selbst unter Berücksichtigung von Einkommen,13Risikobewusstsein, Präventionszugang und Zeit präferenz bleibt das Bildungsniveau (und sein Einfluss auf die erwartete Einkommensentwicklung der Haushalte) immer noch der einflussreichste Faktor unter allen betrachteten Haushaltsmerkmalen in Bezug auf das Risikoverhalten. Zusammenfassend veranschaulicht diese Arbeit drei Beispiele menschlichen Verhaltens in Bezug auf unterschiedliche Typen von Risiken im Zusammenhang mit individueller Gesundheit, öffentlicher Gesundheit und Umweltkatastrophen. Obwohl wir für die Analyse unterschiedliche methodische Ansätze verwenden, ist der zentrale Aspekt Kompromisse zwischen präventiven Maßnahmen in Erwartung eines potenziellen Schocks und adaptiven Reaktionen nach dem Schock zu finden, in allen Modellen vorhanden. Die detaillierten Ergebnisse hängen dabei klarer weise von den spezifischen Rahmenbedingungen und den Eigenschaften des Entscheidungsträgers ab. In seiner Gesamtheit bietet diese Dissertation tiefgehende Einblicke in die treibenden Kräfte hinter den optimalen Entscheidungen unter Einfluss von Risiko und Unsicherheit auf individueller und Makroebene
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