Kirsch-Soriano da Silva, K. (2024). Emanzipation statt Partizipation? Potenziale von emanzipatorischer Stadtteilarbeit für die Entwicklung von Städten. In R. Kogler & A. Hamedinger (Eds.), Interdisziplinäre Stadtforschung II: Zugänge und Methoden (pp. 207–222). transcript.
Im Zuge der Entwicklung und Transformation von Städten verändern sich auch soziale Gefüge und Beziehungen, eröffnen sich unterschiedliche Möglichkeiten der gesellschaftlichen Teilhabe. Stadtteil- und Gemeinwesenarbeit zielen darauf ab, Menschen in einer Stadt zu involvieren – ausgehend von ihren Lebenswelten wie Stadtteilen, Nachbarschaften und Communities. Dabei stellt sich die Frage, welche emanzipatorischen Potenziale in diesen Handlungsansätzen liegen und welche konzeptionellen Anknüpfungspunkte dafür Relevanz besitzen. Anstelle von Partizipation wird der Blick auf Emanzipation gerichtet – darauf, welche Perspektiven für Ermächtigung und Befreiung aus Strukturen der Abhängigkeit, Benachteiligung und Diskriminierung im Zuge der Gestaltung von Stadtteil- und Gemeinwesenarbeit verankert sein können. Der Beitrag setzt sich zunächst mit der Bedeutung des Begriffs der Emanzipation auseinander, seinem historischen Bedeutungswandel von der Freilassung zur Selbstbefreiung, von der individuellen Ermächtigung zur gesellschaftlichen und politischen Emanzipation von Gruppen, die ausgeschlossen bzw. diskriminiert sind. Es werden in der Folge auch Verbindungen mit Konzepten einer emanzipatorischen Gemeinwesenarbeit und Stadtforschung hergestellt – wie dem Community Organizing, der Befreiungspädagogik, Recht auf Stadt sowie Urban Citizenship. Anhand von konkreten Beispielen aus der Stadtteilarbeit werden mögliche methodische Herangehensweisen für eine emanzipatorische Praxis skizziert, die auch Schnittstellen zu Forschung sowie Erarbeitung strategischer Policies aufzeigen. Ein Fazit beleuchtet die Potenziale von emanzipatorischer Stadtteilarbeit und setzt diese zu interdisziplinärer Stadtforschung in Bezug.