Pouvreau, G. (2024). Gedenken als planerischer Auftrag : raumplanerischer Umgang mit vom Krieg belasteten Orten am Fallbeispiel Kaisersteinbruch [Diploma Thesis, Technische Universität Wien]. reposiTUm. https://doi.org/10.34726/hss.2025.122575
Commemoration; Remembrance; War crimes; Kaisersteinbruch; Prisoner of war camp; History; Spatial planning; Spatial planning
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Abstract:
In Kriegszeiten geschehen Verbrechen an Orten. An diesen Verbrechen sind Menschen in unterschiedlichen Rollen beteiligt. Sie treten als Täter:innen, Opfer oder Mitwissende auf. Wenn der Krieg zu Ende ist und mehr Zeit bleibt, um mit den Erinnerungen umzugehen, beginnt eine Phase der Reflexion.Dabei gehen die Menschen unterschiedlich mit ihren Erinnerungen um. Viele der Täter:innen wollen sich nicht mehr an ihre Vergehen erinnern und ihr Tun möglichst vergessen machen. Auch den Opfern fällt es schwer, sich zu erinnern. Sie leiden unter dem Geschehenen und den erlittenen Demütigungen. Sie leiden aber auch, wenn das Geschehene gesellschaftlich in Vergessenheit gerät. Mitwissende wiederum fühlen sich der einen oder der anderen Seite verpflichtet. Wenn sie die Verbrechen damals gebilligt hatten, mögen sie sich selbst auch schuldig fühlen. Wenn sie damals aus Angst geschwiegen haben, mag auch ihnen an der Aufarbeitung liegen. Bei aktivem Widerstand können sie sich vom Geschehen distanzieren.Nun zeigen alle Beteiligten ein unterschiedliches Interesse an der Gestaltung der Orte des Geschehens: Ob der Ort lieber vergessen werden soll, für andere Zwecke genutzt werden soll oder ob er durch seine Gestaltung das Geschehene vergegenwärtigen und damit in gesellschaftlicher Erinnerung halten soll. Die Beteiligten an diesen Geschehen werden älter, und es wächst die Zahl derer, die nicht am Geschehen beteiligt waren. So verschiebt sich mit den Jahren die Haltung zum Ort des Geschehens.Zu einem bestimmten Zeitpunkt kann sich eine Gesellschaft dazu entschließen, diese Orte sichtbar zu machen, um sie in Erinnerung zu halten und ein Gedenken zu ermöglichen. Es ist Aufgabe und Herausforderung der Raumplanung, einen angemessenen Umgang mit den Erinnerungsorten einer solchen Geschichte zu finden und das Gedenken und die Sichtbarmachung in der Planung und Gestaltung des Ortes zu ermöglichen.
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In wartime, crimes happen in places. People are involved in these crimes in different roles. They appear as perpetrators, victims or confidants. When the war is over and there is more time to deal with memories, a phase of reflection begins.People deal with their memories in different ways. Many perpetrators do not want to be reminded of their crimes and want their actions to be forgotten as much as possible. Victims also find it difficult to remember. They suffer from what has happened and the humiliation they have suffered. But they also suffer when society forgets what has happened. Those who know feel committed to one side or the other. If they condoned the crimes at the time, they may feel guilty themselves, if they kept silent out of fear, they may also feel that it is in their interest to come to terms with the past. If they actively resisted, they may distance themselves from what happened.Now, all those involved show different levels of interest in shaping the places where the events took place: Whether the place should be forgotten, used for other purposes, or whether it should be designed to visualise what happened and thus remain in the social memory. The people involved in these events are getting older, and the number of those who were not involved is growing. As a result, attitudes towards the site of the event change over the years.At a certain point in time, a society may decide to make these places visible to keep them in mind and to make commemoration possible. It is the task and challenge of spatial planning to find an appropriate way of dealing with the sites of such history and to take commemoration and visualisation into account in the planning and design of the site.
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Abweichender Titel nach Übersetzung der Verfasserin/des Verfassers