Cinar, M., & Neef, M. L. (2025). Kinetikplatten : Technische Spielerei oder eine innovative Technologie? : eine Evaluation existierender Projekte und ein adaptierter Designentwurf für die Seestadt Wien Aspern [Diploma Thesis, Technische Universität Wien]. reposiTUm. https://doi.org/10.34726/hss.2025.113083
In Zeiten der Klimakrise und des Bedarfs an nachhaltigen Energielösungen gewinnen umweltfreundliche Technologien zunehmend an Bedeutung. Eine dieser Technologien sind Kinetikplatten, die Energie aus menschlichen Schritten in Strom umwandeln. Diese Platten sollen das Stromnetz entlasten, indem sie z. B. durch ihre Energieproduktion die Straßenbeleuchtung übernehmen und darüber hinaus auch Lademöglichkeiten für Smartphones bieten. Hersteller wie Pavegen bewerben diese Technologie als ein Schritt zur Klimaneutralität. Die vielen Versprechungen hinsichtlich eines relevanten Energieertrags und der Nutzung von Nudgingelementen, die Menschen zu einem bewussteren und verantwortungsvolleren Umgang mit Energie anregen sollen, stehen einer erheblichen Lücke an tiefergehender Forschung zur Technologie gegenüber. Obwohl Pavegen Kinetikplatten in 36 Ländern bei mehr als 250 Projekten getestet hat (Pavegen, 2023c), bleibt die Technologie weitgehend unerforscht und weist viele Widersprüche auf, was die Motivation für diese Arbeit bildet. Die vorliegende Arbeit untersucht Kinetikplatten aus verschiedenen Perspektiven. Einerseits wird eine Nachhaltigkeitsanalyse der Technologie selbst anhand von Kriterien wie Energieerzeugung und CO2-Emissionen bei Herstellung und Betrieb durchgeführt. Andererseits werden bestehende Kinetikplatten-Projekte sowohl durch Literaturrecherchen als auch durch Nutzer:innen Befragung vor Ort anhand einem entwickelten Bewertungsmatrix evaluiert, um festzustellen, ob die Platten das Verhalten der Nutzer:innen hin zu einem bewussteren Umgang mit Energie fördern und ob sie die Aufenthaltsqualität im öffentlichen Raum steigern. Zusätzlich wird eine Fußfrequenzanalyse in der Seestadt Wien Aspern durchgeführt, um potenzielle Standorte für die Installation der Kinetikplatten zu identifizieren. Abschließend werden Designvorschläge für die Seestadt Wien Aspern entwickelt. Die Ergebnisse zeigen, dass Kinetikplatten keine innovative Technologie zur Energiegewinnung darstellen, da sie nur geringe Energie liefern und ihre Kosten über 20 Jahre nicht amortisieren. Theoretisch könnten sie das Bewusstsein für nachhaltige Energie stärken, jedoch hat diese Informationsvermittlung in den untersuchten Projekten kaum funktioniert. Einige Projekte steigern zwar die Aufenthaltsqualität im öffentlichen Raum, etwa durch Sitzgelegenheiten mit USB-Ladeports, aber solche Umgestaltungen könnten auch ohne Kinetikplatten kostengünstiger durchgeführt werden. Auch das Be-wusstsein für den eigenen Energieverbrauch könnte mit einfacheren Mitteln gefördert werden. Zudem führt die mangelhafte Instandhaltung der Platten, vor allem im Außenbereich, zu einer Ver-schlechterung der Aufenthaltsqualität. Der positive Mehrwert liegt ausschließlich in den spielerischen Elementen, in welche man diese Platten integrieren kann, bei denen sie verdeutlichen könnten, wie viel Aufwand eigentlich notwendig ist, um einen minimalen Energieertrag zu generieren. Die Arbeit zeigt, dass Kinetikplatten keine innovative Technologie, sondern eher eine technische Spielerei sind.
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In times of the climate crisis and the increasing need for sustainable energy solutions, eco-friendly technologies are gaining more importance. One such technology is kinetic tiles, which convert energy from human footsteps into electricity. These tiles are designed to relieve the power grid by, for example, powering street lighting and providing charging options for smartphones. Manufacturers like Pavegen promote this technology as a step towards climate neutrality. However, the numerous promises of significant energy output and the use of nudging elements to encourage a more conscious and responsible approach to energy consumption are contrasted by a significant gap in in-depth rese-arch on the technology. Although Pavegen has tested kinetic tiles in 36 countries across more than 250 projects (Pavegen, 2023c), the technology remains largely unexplored and presents many contradictions, which forms the motivation for this work. This study examines kinetic tiles from various perspectives. On the one hand, a sustainability analysis of the technology itself is conducted, based on criteria such as energy generation and CO2 emissions during production and operation. On the other hand, existing kinetic tile projects are evaluated through literature research and user surveys on-site, using a developed evaluation matrix, to determine whether the tiles encourage users to adopt a more conscious approach to energy use and whether they enhance the quality of public spaces. Additionally, a foot traffic analysis is carried out in the Seestadt Wien Aspern to identify potential locations for the installation of kinetic tiles. Finally, design proposals for Seestadt Wien Aspern are developed. The results show that kinetic tiles do not represent an innovative technology for energy generation, as they produce only minimal energy and do not amortize their costs over a 20-year period. While they could theoretically raise awareness about sustainable energy, this informational communication has barely worked in the projects analyzed. Some projects do enhance the quality of public spaces, such as by providing seating with USB charging ports, but such redesigns could also be implemented more cost-effectively without kinetic tiles. Awareness of one's energy consumption could also be raised with simpler methods. Additionally, the poor maintenance of the tiles, especially in outdoor areas, can lead to a deterioration of the overall experience. The actual added value lies solely in the playful elements that can be integrated into the tiles, which demonstrate how much effort is required to generate minimal energy. This study concludes that kinetic tiles are not an innovative technology, but rather a technical gimmick.
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Abweichender Titel nach Übersetzung der Verfasserin/des Verfassers