Das Wiener Zinshaus: Spekulation, Abriss und Verdrängung - Eine wissenschaftlich-künstlerische Untersuchung mit fotografischer Annäherung

Abstract

Diese Arbeit untersucht die zunehmende Kommerzialisierung des Wiener Wohnungsmarktes und ihre Auswirkungen auf historische Zinshäuser. Im Mittelpunkt steht das Wechselspiel zwischen rechtlichen Rahmenbedingungen – insbesondere dem österreichischen Mietrecht – und renditeorientierten Strategien, die Einfluss auf die soziale Struktur der Stadt nehmen. Anhand historischer, rechtlicher und sozialer Dimensionen wird aufgezeigt, inwiefern Mieterschutz einerseits wichtige Funktionen erfüllt, andererseits jedoch auch marktbedingte Verzerrungen begünstigen kann. Der Abriss und die Parifizierung von Zinshäusern erweisen sich als zentrale Mechanismen der Gentrifizierung. Fallbeispiele veranschaulichen, wie diese Prozesse zur Verdrängung einkommensschwächerer Bewohner*innen beitragen und städtische Wohnformen transformieren. Ein künstlerischer Ansatz mit Fotografien aus der Rienößlgasse rückt dabei individuelle Lebenswirklichkeiten in den Vordergrund und ergänzt die sachliche Analyse durch eine ästhetisch-emotionale Perspektive. Im abschließenden Teil wird das Spannungsfeld zwischen Tradition und Transformation beleuchtet. Dabei tritt die Frage in den Fokus, wie städtebauliche Entwicklung und sozial verantwortliches Handeln vereinbar bleiben, wenn historisch wertvolle Gebäude unter zunehmendem ökonomischem Druck stehen.

This study examines the growing commercialization of Vienna’s housing market and its effects on historical “Zinshäuser” (tenement buildings). Central to the analysis is the interplay between legal frameworks—particularly Austrian tenancy law—and profit-driven strategies that shape the city’s social structure. By exploring historical, legal, and social dimensions, the study illustrates how tenant protections can serve crucial functions while at the same time contributing to market distortions. Demolition and “parification” (the legal subdivision of buildings into individual units) emerge as key drivers of gentrification. Case studies demonstrate how these processes can displace lower-income residents and transform long-standing urban housing forms. A creative approach employing photography from the Rienößlgasse neighborhood foregrounds personal lived realities and enriches the factual analysis with an aesthetic and emotional perspective. The final section of the work focuses on the tension between tradition and transformation. It addresses the question of how urban development and socially responsible policies can be reconciled when historically valuable buildings face increasing economic pressures.