Wegeketten der Care-Arbeit : eine GIS-basierte Analyse zur Daseinsvorsorge in Bruck an der Mur

Abstract

In der vorliegenden Arbeit werden die räumlichen Bedingungen und Mobilitätsanforderungen von Care-Arbeit am Beispiel der Stadtgemeinde Bruck an der Mur in der Steiermark untersucht. Care-Arbeit, zu der bezahlte und unbezahlte Haushalts-, Betreuungs-und Pflegearbeit zählt, wird nach wie vor überwiegend von Frauen geleistet und ist im Alltag mit komplexen Wegeketten verbunden. Diese erfordern eine anspruchsvolle Koordination von zeitlichen und räumlichen Faktoren. Ausgehend von feministischen Planungsperspektiven, dem Konzept der Daseinsvorsorge und dem Leitbild der Stadt der kurzen Wege wurde in dieser Arbeit mithilfe von Geographischen Informationssystemen (GIS) die Erreichbarkeit zentraler Versorgungseinrichtungen in Bruckan der Mur sowie die Machbarkeit typischer Wegeketten mit den Verkehrsmitteln des Umweltverbunds analysiert.Die Ergebnisse zeigen erhebliche Versorgungsunterschiede innerhalb der Gemeinde:Während die täglichen Wegeketten im Zentrum vergleichsweise gut zu bewältigen sind, ist ihre Umsetzung in peripheren Lagen zu Fuß oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln kaum alltagstauglich und mit einem unverhältnismäßigen Zeitaufwand verbunden. Das Fahrrad bietet großes Potenzial für eine alltagstaugliche Mobilität, doch vielerorts fehlt die nötige Infrastruktur. Die Analyse macht strukturelle Unterschiede in der Versorgung und Erreichbarkeit sichtbar, die sich besonders auf Personen auswirken, die Sorgearbeit leisten. Auf Basis dieser Erkenntnisse wurde ein CARE-Plan mit Handlungsempfehlungen entwickelt, mit dem Ziel, die Versorgung in das Zentrum der Planung zustellen, die Alltagsmobilität gerechter zu gestalten und Care-Arbeit räumlich sichtbar zu machen.

This thesis examines the spatial conditions and mobility requirements of care work inBruck an der Mur, a municipality in Styria, Austria. Care work, understood as paid and unpaid caregiving, domestic work, and support labour, is predominantly carried out by women and is closely tied to complex everyday travel patterns. These chains requirethe coordination of multiple spatial and temporal factors. Taking a feminist planning perspective and drawing on the concept of public service provision and the internationallyrecognised 15-Minute City planning model, this thesis uses GIS-based methods to analyse the accessibility of key everyday destinations and the feasibility of typical care related trip chains using sustainable transport modes.The results reveal clear disparities: while central areas enable care-related mobility on foot or by bike within reasonable timeframes, peripheral areas require considerably more time and effort, particularly if walking or public transport is relied upon. Although cycling shows high potential for care-compatible mobility, the necessary infrastructureis often lacking. The analysis exposes structural inequalities in service provision and access that disproportionately affect those with caregiving responsibilities. Based on these findings, a CARE Plan was developed to place service provision at the centre of planning, make everyday mobility more equitable, and render care work visible in spatial terms.