Löw, C. (2016). Electronic health record systems in general practice : video analysis of medical consultations and implications for secondary analysis [Diploma Thesis, Technische Universität Wien]. reposiTUm. https://doi.org/10.34726/hss.2016.35328
Human Computer Interaction; Electronic Health Record Systems; General Practice; Secondary Analysis
en
Abstract:
Die Gestaltung von Electronic Health Care (EHR)-Systemen stellt eine herausfordernde Aufgabe dar, da die Systeme, Professionen und Institutionen des Gesundheitswesens an der Schnittstelle ihrer Zusammenarbeit ein komplexes, vielfältig verwobenes Konzept von (kooperativer) Arbeit in einem gemeinsamen professionellen Kontext an der Ligatur von Systematisierung und medizinischer Fürsorge verbindet. EHR-Dokumentation findet darüber hinaus nicht nur in Zusammenhängen primärer Kooperativarbeit Verwendung, sondern wird auch für Sekundäranalyse herangezogen; ein vielfältig genutztes Werkzeug, das, unter anderem, von Epidemiologen zum besseren Verständnis von Verbreitung und Häufigkeit von Krankheiten sowie zur Durchführung statistischer Analysen verwendet wird. Solche Formen weiterführender Verarbeitung stellen Vermutungen über die genutzten Daten an, zum Beispiel bezüglich ihres Inhalts und ihrer Verlässlichkeit: Sie werden oft wenig hinterfragt verwendet, wodurch ihre Situiertheit vernachlässigt bleibt. Diese Diplomarbeit baut auf einer im Vereinigten Königreich durchgeführten Feldstudie über die Arbeitspraxis von AllgemeinmedizinerInnen auf, in deren Zuge diese in ihrer Arbeit mit PatientendarstellerInnen, die zwei vordefinierte Szenarien vorspielten, videoaufgezeichnet wurden. In einem ersten Schritt verfolgt die vorliegende Arbeit den Zweck, ein tiefgreifendes Verständnis darüber zu entwickeln, wie diese Szenarien behandelt und weiters von den AllgemeinmedizinerInnen im EHR-System dokumentiert wurden. Dazu wurden Videoaufzeichnungen und EHR-System-Bildschirmmitschnitte von 30 Konsultationen, durchgeführt von 15 AllgemeinmedizinerInnen in fünf Arztpraxen, sowie Nachbesprechungsinterviews mit den behandelnden ÄrztInnen ethnografisch analysiert, was eine Vielzahl an Variabilitäten und beeinflussenden Faktoren in der Falldokumentation unter den Arztpraxen, AllgemeinmedizinerInnen sowie den drei verschiedenen, von den ÄrztInnen verwendeten EHR-Systemen (Vision, EMIS LV, SystmOne) ergab. In einem weiteren Schritt werden diese Resultate vor dem Hintergrund von Aspekten der Sekundäranalyse betrachtet. Dazu wurden eine Literaturanalyse sowie semistrukturierte Interviews mit ExpertInnen in den Bereichen Epidemiologie, Natural Language Processing (NLP) und EHR-Systemgestaltung durchgeführt, die die Analyseergebnisse mit vorherrschenden Konzepten von Datenverlässlichkeit und Inhaltsextraktion in Beziehung setzen. Dies ergab ein reichhaltiges Bild von an die EHR-Systeme und darin verfügbare Möglichkeiten der Datenstrukturierung gerichteten Bedürfnissen der AllgemeinmedizinerInnen einerseits und von der Äussenwelt", die die Sekundäranalyse zur Arbeitspraxis der Ärzte darstellt, an sie herangetragene Anreize, ihre Dokumentation darüber hinausgehend zu strukturieren, andererseits. Die Diplomarbeit formuliert an die Gestaltung von EHR-Systeme und EHR-Datenstrukturen gerichtete Empfehlungen, die darauf abzielen, die in EHR-Dokumentation bestehende Variabilität zu reduzieren.
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The design of Electronic Health Record (EHR) systems remains a challenging task, as health care systems, professions and institutions in themselves and at the interfaces of their collaboration yield a complex, intricate concept of (cooperative) work in a professional context at the intersection of systematization and care-giving. EHR documentation data furthermore is not only used in settings of primary cooperative work, but also taken for secondary analysis; a broadly used tool, used by, among others, epidemiologists to better understand disease spread, prevalence or morbidity by conducting statistical analyses. Such secondary reasoning makes assumptions about the EHR data at hand, for example in terms of its content and validity: It is often taken at face value, neglecting its situatedness. This thesis builds on a field study conducted in the United Kingdom on the work practice of general practitioners (GPs), in which course GPs were recorded in their work with patient-actors, who enacted two pre-defined scenarios. In a first step, it is the purpose of this work to obtain an in-depth understanding of how these scenarios are treated and subsequently documented in the EHR system by the GPs. To this end, video recordings and EHR system screen recordings of 30 consultations, conducted by 15 GPs of five general practice surgeries as well as walkthrough interviews with the attending GPs were subjected to ethnographic analysis, yielding a variety of variabilities and influencing factors in case documentation across surgeries, GPs and the three different EHR system brands at hand (Vision, EMIS LV, SystmOne). In a further step, these results are put in relation to aspects of secondary analysis. To this end, interviews were conducted with experts in the fields of epidemiology, Natural Language Processing (NLP), and EHR system design, relating the analysis findings to prevailing concepts of data validity and content extraction. This revealed a rich picture of the practice of the GPs- work and needs directed at EHR systems as well as means of structuring EHR documentation on one hand and incentives to formalize their EHR documentation directed at them from the -outside world- that is secondary analysis to it on the other hand. The thesis concludes with recommendations directed at the design of EHR systems and EHR data structures that aim at reducing variability in EHR documentation.